Harald A. Friedl erzählt von seinem Alltag als Lehrender

Lehre lieben

Harald A. Friedl,

Über 70 Jobs und Lehraufträge sind aktuell an der FH JOANNEUM ausgeschrieben. Was es bedeutet bei uns zu arbeiten, erklären Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den kommenden Wochen hier am Blog. Den Anfang macht ein Lehrender aus Bad Gleichenberg.

Mein Name ist Harald A. Friedl. Als langjähriger Reiseleiter und Journalist lehre ich Ethik und Nachhaltigkeit am Studiengang „Gesundheitsmanagement im Tourismus“ in Bad Gleichenberg. Mein zentrales Anliegen ist es, Studierende für zukünftige Herausforderungen in Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt zu sensibilisieren und sie mit hilfreichen Instrumenten auszustatten.

Die meiste Arbeitszeit verbringe ich mit der Lehre und dem Coaching von Studierenden bei ihren Abschlussarbeiten – und deren Korrekturen. Weil ich die „Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens“ unterrichte, begleite ich Studierende mitunter fünf Jahre lang bei ihrer Entwicklung als Forschende von den ersten Thesenpapieren über die Bachelor- bis zur Master-Arbeit. Hier ist der Feedback-Prozess oft kraftraubend, doch meine Freude über eigenständige Erkenntnisse als Ergebnis studentischer Arbeit ist groß.

Neben Lehre und betreuter Forschung biete ich als gelernter Jurist und Philosoph zahlreiche Service-Dienstleistungen wie Rechtsberatung oder Berufsorientierung an. Und wenn mal in einem Jahrgang ein Konflikt köchelt, unterstütze ich bei der Klärung von Missverständnissen. Dies klingt nach „Hans Dampf in allen Gassen“, folgt aber meinem Grundinteresse am Verständnis von menschlichem Handeln.

In diesem Feld liegen auch meine Forschungsschwerpunkte, weil ich durch meine Arbeit Lehre, Praxis und reflektierendes Schreiben ideal miteinander verknüpfen kann: Ich lerne von Studierenden und lehre sie wiederum daraus entstandene Erkenntnisse. Dadurch könnte ich mir keinen schöneren Beruf vorstellen, in dem ich arbeite, was ich liebe, und darum auch liebe, was ich arbeite. Dies schließt aber nicht aus, dass diese Liebe oft beschwerlich ist. Doch Herausforderung ist die Brennzelle der Liebe!

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Foto: © Stefan Leitner
Inspiration für Lehrende und Studierende: Der Campus im Grünen.

Meine Freude an meinem Beruf liegt auch an meinen Arbeitsbedingungen am Rande des Kurparks von Bad Gleichenberg: Unsere Studiengangsleiterin nimmt Gesundheitsförderung wörtlich und ermöglicht sinnstiftendes Engagement und begeisterte Leistung durch empathische, strategisch orientierte Förderung. Es liegt auch an unserem Team, einer bunten Sammlung von hoch kompetenten Individualistinnen und Individualisten aus unterschiedlichsten Disziplinen. Hier, am „Campus im Grünen“, inspirieren sie sich gegenseitig wie in einem intellektuellen Glashaus – und wachsen dabei langsam zusammen.

Dass ich vor über zwölf Jahren als Tourismusethiker an der FH JOANNEUM „gestrandet“ bin, meine Fähigkeiten mitsamt meinen – anfangs etwas ausgeprägten – „Eigengesetzlichkeiten“ einbringen und weiterentwickeln durfte, dafür bin ich der FH JOANNEUM dankbar. Denn ohne das Zusammenspiel mit meinen Kolleginnen und Kollegen in all den Jahren stünde ich heute nicht da, wo ich zu sein glaube: Meine schönsten Erfolge – engagierte Studierendenprojekte und qualifizierte Absolventinnen und Absolventen mit herausragenden Abschlussarbeiten – wären ausgeblieben.

Betrachte ich meine Welt durch die „Rosa Brille“? Im Gegenteil: Als Ethiker und Konfliktmanager nehme ich in meinem Arbeitsumfeld Menschen wahr, die mit ihren knappen Ressourcen im Rahmen ihrer vielfältigen Zwänge ihr Möglichstes geben. Weil aber Menschen verschieden, Ressourcen knapp und die Dinge kompliziert sind, entstehen auch Konflikte, die ich als Ausdruck eines anstrengenden, aber unvermeidlichen und letztlich fruchtbaren Prozess des Zusammenwachsens sehe. Und das braucht eben Zeit, Geduld und Verständnis. Denn auch wir „Großkopferten“ müssen lebenslang lernen…