Porträt

DI Anela Brkovic, BSc

Anela Brkovic ist Technikerin für Qualitätsmanagement bei der örtlichen Bauaufsicht am Semmering Basistunnel. Das Praktikum im Studium war für sie das Sprungbrett in die Arbeitswelt.

 

Eckdaten:

Jobbezeichnung: Technikerin für Qualitätsmanagement bei der örtlichen Bauaufsicht
Unternehmen: IL – Ingenieurbüro Laabmayr und Partner ZT GmbH
Ich arbeite in: Gloggnitz, Niederösterreich, Semmering Basistunnel Baulos SBT1.1
Ich arbeite hier seit: 2018
Mein Kontakt: brkovic@oeba.sbt11.at

Was ich mache:

  • Prüfung und Freigabe von Produkten, welche für den Tunnelvortrieb und auch für die Tunnelinnenschale zur Anwendung kommen sollen.
  • Kontrolle von Erstprüfungen für Spritz- und Konstruktionsbetone sowie Organisation von deren Identitätsprüfungen.
  • Koordination von diversen Abnahmeprüfungen, wie etwa Bewehrungs- oder Erdungsabnahmen für die Tunnelinnenschale.

Alle diese Produkte und Betonsorten sind in diversen Normen und Richtlinien geregelt, somit ist das Arbeiten mit beziehungsweise das Studieren dieser Regelwerke auch ein großer Bestandteil meines Berufs. Des Weiteren müssen alle Unterlagen für den späteren Betrieb beziehungsweise für die Wartung und Instandhaltung in eine Datenbank eingepflegt werden. Das Pflegen dieser Datenbank ist ebenso Aufgabe des Qualitätsmanagements.

An meinem Job liebe ich:

  • Es ist keine eintönige, sondern eine sehr vielfältige Arbeit mit unterschiedlichsten Bauphasen, aber auch Kulturen und Nationen.
  • Toll ist auch, dass man die Ausführung hautnah miterlebt und man am Ende des Tages das Ergebnis der jahrelangen Planung und harten Arbeit sieht.
  • Vor allem aber gefällt mir das Miteinander auf der Baustelle. Man kocht und isst zusammen oder sitzt abends einfach noch gemütlich zusammen und redet über alltägliche Dinge. Das stärkt die Gemeinschaft und es entwickeln sich natürlich auch Freundschaften.

Was ich an meinem Job nicht so mag:

Ein negativer Aspekt, den das Baustellenleben mit sich bringt, ist das wöchentliche Pendeln. Man hat somit meist zwei oder mehr Wohnorte und dies ist nicht unbedingt familienfreundlich. Man muss sich also bewusst sein, dass man die Familie, Freundinnen und Freunde zumeist nur am Wochenende sieht und man nicht bei jedem kleinsten Problem zur Stelle sein kann.

Wichtige Fähigkeiten in meinem Job:

  • Strukturiertes, effizientes und lösungsorientiertes Arbeiten
  • Technisches Verständnis und schnelle Auffassungsgabe
  • Das A und O ist jedoch soziale Kompetenz und vor allem der Wille zur Kommunikation. Bei so einem großen Projekt haben Einzelgängerinnen und Einzelgänger nur wenig Chancen.

Mein bisher größter Erfolg / mein bestes Erlebnis

Ein Highlight für alle, die im Tunnelbau tätig sind, ist bestimmt, wenn man selbst die Kurbel drehen, den kleinen roten Knopf drücken und somit eine Sprengung auslösen darf. Dies kann ich nur bestätigen. Für mich persönlich war jedoch ein tolles Erlebnis, von dem ich immer wieder gerne erzähle, als ich mit einem Bauarbeiter im Tunnel ins Gespräch gekommen bin und wir dann festgestellt haben, dass wir beide aus demselben Ort stammen und er mit meinem Vater zur Schule gegangen ist, obwohl unser beider Heimat gut 800 Kilometer von Österreich entfernt liegt. Da trifft das Sprichwort „die Welt ist ein Dorf“ doch besonders zu.

So bin ich zu meinem Job gekommen

Wie für viele andere meiner Studienkolleginnen und Studienkollegen war auch für mich das Praktikum im Bachelorstudium das Sprungbrett in die Arbeitswelt. Damals hatte ich mich bei einigen Baufirmen und Planungsbüros beworben, unter anderem auch bei dem Ziviltechnikerbüro Laabmayr und Partner ZT GmbH, welches mir das Praktikum als Technikerin am Semmering Basistunnel anbot. Das Pflichtpraktikum habe ich dann gleich um drei Monate verlängert und von da an war ich ein Mitglied der Örtlichen Bauaufsicht am Baulos SBT1.1.

Nach erfolgreichem Abschluss des Bachelorstudiums habe ich zwar mein theoretisches Wissen im Masterstudium erweitert, jedoch war mir auch die Praxis immer wichtig. So habe ich in den Ferien immer meine Kontakte zum Semmering Basistunnel genutzt und später dann auch begonnen dort in Teilzeit zu arbeiten. Während meines Masterstudiums wurde mir dann ein Job als Technikerin für Qualitätsmanagement angeboten, den ich noch vor Abschluss der Diplomprüfung angetreten habe und auch bis heute ausübe.

Das habe ich im Studium fürs Berufsleben gelernt

Für mich persönlich war es kein bestimmtes Fach im Studium, welches mich auf meinen Beruf vorbereitet hat, sondern dass man lernt sich selbst zu organisieren und Termine für Prüfungen und Projekte einzuhalten. An der FH JOANNEUM erhält man ein sehr gutes Fundament an fachlichem Wissen, jedoch braucht es dann auch Zeit, dieses Wissen in die Praxis umzusetzen. Das Pflichtpraktikum bietet dafür schon einmal die erste Basis.

Die Jobchancen in meinem Bereich

In Stellenausschreibungen ist oftmals eine mehrjährige Berufserfahrung Voraussetzung, so auch beim Qualitätsmanagement im Tunnelbau. Ich konnte die Auftraggeber jedoch in meiner Zeit als Praktikantin von meinem Können überzeugen und so den Job auch ohne lange Berufserfahrung beginnen. Die Berufschancen in der Baubranche schätze ich im Allgemeinen sehr gut ein, wobei ich aus eigener Erfahrung sagen kann, dass die Aussichten auf jeden Fall besser sind, wenn man bautechnische Praktika vorweisen kann.

Ich bin ...

  • ehrgeizig und zielstrebig: Wie auch im Studium möchte ich in meinem Beruf stets mein Bestes geben und Neues erlernen.
  • aufgeschlossen neuen Personen aber auch neuen Aufgaben gegenüber.
  • strukturiert und genau. Mit chaotischem Arbeiten kommt man in diesem Job nicht weit.

Meine Ziele für die Zukunft stehen noch nicht genau fest, jedoch möchte ich Erfahrung in unterschiedlichen Sparten sammeln und mein Wissen erweitern, mich ausprobieren und mich nicht nur auf ein Thema fixieren. So wurde mir beispielsweise angeboten vom Qualitätsmanagement in die Abrechnung zu wechseln, was ich natürlich angenommen habe. Ein Ziel ist auf jeden Fall auch noch im Ausland zu arbeiten, da dies bestimmt eine weitere Bereicherung ist.

Anela Brkovic
Tipp:

Ich kann jeder und jedem nur empfehlen, verschiedene Praktika zu absolvieren, da man dort gleich mal sieht, welcher Bereich einem gefällt oder auch nicht und man einen guten Einblick in die Berufswelt bekommt. Als letzten Tipp möchte ich den Studierenden noch mitgeben, sich nach Abschluss des Studiums eine kleine Auszeit zu nehmen und nicht gleich in den Arbeitsalltag einzusteigen, da die Umstellung anfangs doch schwer sein kann und man gerade nach der stressigen Phase der Diplomarbeit und Abschlussprüfung noch etwas abschalten sollte.