Architektur und Building Information Modeling #04
Foto: Christian Polsinger

Architektur und Building Information Modeling #04

Architekt DI Wolfgang Schmied,

Christian Polsinger, Absolvent des Masterstudiengangs „Architektur“, arbeitet seit zweieinhalb Jahren bei der STRABAG in Graz. Anlässlich des neuen Curriculums haben wir ihn zum Interview gebeten.

Das neue Curriculum des Masterstudiengangs „Architektur“ der FH JOANNEUM setzt sich mit generalistischen und nachhaltigen Architekturthemen auseinander, die unter anderem im Schwerpunkt „Building Information Modeling“ vertieft werden können.

Building Information Modeling (BIM) bedeutet die Simulation der Planungswirklichkeit im digitalen dreidimensionalen Bauwerksmodel. Diese Arbeitsmethodik ist in der Wirtschaft stark nachgefragt und ist sowohl in den Pflicht-, als auch in den Wahlpflichtfächern des neuen Curriculums zu finden.

Wie wichtig sehen Sie in den nächsten Jahren die BIM-Thematik am Arbeitsplatz?
Ich bin mir sicher, dass BIM in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen wird. Die Zukunft ist digital und ab einer gewissen Größenordnung des Bauvorhabens ist die Aufbereitung des Bauprojektes mit einer BIM-Arbeitsmethodik ein wesentlicher Vorteil bei der Umsetzung.

Sobald die noch vorhandenen Schwachstellen ausgemerzt sind, und sich mehr Planer:innen, Ausführende und Bauherr:innen damit beschäftigen, werden Projekte ab einem gewissen Umfang künftig zunehmend mit einer BIM-Arbeitsmethodik realisiert werden.

Ein wesentlicher Vorteil des simulierten Gebäudes ist, dass sich Arbeitsschritte detailgetreuer aufzeigen lassen und problematische Stellen, beispielsweise in der Planung, früher beziehungsweise leichter erkannt werden. Vorzeitiges reagieren minimiert sogenannten Baustellenlösungen, die auf Grund des Zeitdrucks während des Bauens oft nur schnelle Notlösungen sind. Diese gilt es zu vermeiden. Das wiederum spart Zeit und Geld - Kosten die vermeidbar sind.

Durch BIM lassen sich in der Kalkulation die Kosten leichter darstellen sowie besser kalkulieren und sind daher für die Bauherr:innen als auch für das ausführende Unternehmen überschaubarer. Im Moment ist einiges in diesem Bereich jedoch noch Pionierarbeit, aber jedes Projekt, das mit BIM umgesetzt wird, erhöht den Erfahrungsschatz und gewinnt an Optimierung.

Ich bin mir sicher, dass die BIM Thematik ein wertvolles Ausbildungstool für die künftigen Architekt:innen ist.

Christian Polsinger

Wird BIM die zweidimensionale Arbeitswelt verdrängen?
Zur Gänze wohl nicht. BIM zahlt sich erst ab einer gewissen Projektgröße aus, weil das Erstellen eines Modelles mitsamt der Wartungsarbeiten der Parameter doch ein Mehraufwand ist. Bei simplen Einfamilienhäusern oder kleineren Umbauten wird deswegen wohl auch in Zukunft noch häufig mit 2D gearbeitet werden.

Was sind die Schwierigkeiten beim Planen und Arbeiten mit der BIM-Technologie?
Ein Schwachpunkt bei der BIM-Arbeitsweise ist der Datenaustausch zwischen Planer:innen und weiteren Projektbeteiligten mittels IFC-Dateien. Beim Export beziehungsweise Import von IFC-Dateien kommt es bisweilen vor, dass Informationen/Daten abhandenkommen.

Ein weiteres Problem ist die fehlende standardisierte Modellierweise. Das Kalkulationsprogramm, mit dem die Strabag arbeitet, kann mit mehrschichtigen Bauteilen nicht umgehen. So können zum Beispiel Wände, die als ein Bauteil aus Mauer + WDVS + Putz modelliert wurden, nicht verarbeitet werden.

Welche Weiterbildungen in der BIM-Planung haben Sie absolviert und wie fließen diese in Ihren Arbeitsalltag ein?
Ich hatte Schulungen zu Revit, ITwo und Desite und vertiefte mich in die STRABAG-Standardarbeitsweise. In Revit modellieren wir unsere Modelle und befüllen sie mit den Parametern, die wir dann für die Auswertung brauchen. ITwo ist unser Kalkulationsprogramm, in das wir dann unsere Modelle einlesen. Desite verwenden wir zum Erstellen von Bausimulationen und zum Bearbeiten von Modellen, die wir von den Planer:innen erhalten.

Was sind wichtige Kompetenzen, die man für Tätigkeiten im BIM-Bereich mitbringen muss?
Man sollte offen für Neues und experimentierfreudig sein. Die BIM-Arbeitsweise ist neu und steckt teilweise noch in den Kinderschuhen. Anfangs wird nicht immer alles funktionieren, doch mit kontinuierlichen Schritten nähert man sich dem gewünschten Ziel, lernt von Projekt zu Projekt immer mehr dazu und verbessert seine Arbeitsweise.

Wichtig ist auch, dass die Hard- und Software gut ausgewählt werden. Mit zunehmender Digitalisierung steigern sich auch die Ansprüche an die Technik. Wenn der Arbeitsplatz nicht optimal ausgestattet ist, verlangsamt das den Workflow ungemein.

Der Masterstudiengang „Architektur“ an der FH JOANNEUM bietet seit dem Wintersemester 2021/22 BIM als Teil der Ausbildung an – wie wichtig würden sie dieses Ausbildungstool einschätzen?
Die BIM-Arbeitsweise gewinnt in der Architektur immer mehr an Bedeutung, daher halte ich es als sehr erstrebenswert, dass den Studierenden bereits im Studium ein umfangreiches Wissen und Verständnis in diesem Bereich zur Verfügung gestellt wird. Die FH JOANNEUM war und ist ein Ausbildungsort, welcher praxisnah auf die Bedürfnisse der Wirtschaft eingeht. Ich bin mir sicher, dass die BIM-Thematik ein wertvolles Ausbildungstool für künftige Architekt:innen ist.

Der Absolvent Christian Polsinger arbeitet seit zweieinhalb Jahren bei der STRABAG in Graz und ist dort für die Erstellung der 3D-Modelle, für die Angebotsfindung und auch für die Ausführung auf der Baustelle, verantwortlich.

Hinweis:

Hier finden Sie den Beitrag „Architektur und Building Information Modeling #01“ mit Jürgen Walluschnig. Hier finden Sie den Beitrag „Architektur und Building Information Modeling #02“ mit Michael Fuchs. Hier finden Sie den Beitrag „Architektur und Building Information Modeling #03“ mit Lukas Kral.

Tipp:

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