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Die Arbeit am Motor ist die große Leidenschaft des Leiters der Baugruppe Powertrain, Dominik Sattler. © FH JOANNEUM / joanneum racing graz

Boxenstopp bei joanneum racing graz #03: Der Motor

Michael Rothschädl,

Herzlich Willkommen zum dritten Teil der Blogreihe über joanneum racing graz. In diesem Teil widmen wir uns erstmals einer technischen Baugruppe, nämlich der Baugruppe Powertrain. Sie sorgt dafür, dass der fertige Bolide über einen möglichst leistungsstarken Motor verfügt, mit dem joanneum racing graz bei den Bewerben im Sommer wieder um die Bestzeit mitfahren kann.

In der Race Control – dem Hauptquartier von joanneum racing graz – herrscht reger Betrieb. Mitten drin auch Dominik Sattler, der gerade per Mail die letzten Teile für den Motor bestellt. Seit diesem Jahr ist er nämlich dafür verantwortlich, dass die Arbeiten rund um das antreibende Teil des Boliden fristgerecht abgeschlossen werden. Dominik will soeben das letzte Mail abschicken, da unterbricht ihn einer seiner zwölf Teammitglieder. Zwei auf den ersten Blick unscheinbar wirkende Klötze in der Hand betritt er die Race Control und fragt Dominik, ob diese wohl fein genug geschliffen seien. „Es ist enorm wichtig, dass hier wirklich fein gearbeitet wird, denn die Formen bestimmen, wie passgenau die fertigen Teile am Ende sind“, erklärt Dominik. Diese Klötze kommen frisch aus dem 3D-Drucker des Unternehmens Alphacam und werden nach dem Schleifen für das Laminieren benötigt, damit am Ende ultraleichte CFK-Teile entstehen können. CFK ist auch rund um den Motor ein Thema, denn wie im ganzen Auto geht es auch beim Antrieb darum, wo auch immer nur möglich Gewicht einzusparen.

Am Anfang der Saison steht ein Motor in der jr19 Konfiguration als Basis zur Verfügung. Genauer gesagt ein Serienmotor der Marke ROTAX, welcher von Jahr zu Jahr für die Zwecke von joanneum racing graz weiterentwickelt wird. Mit dem internationalen Unternehmen arbeitet das Racing Team nun schon seit Jahren zusammen, die Qualität spreche einfach für den Branchenriesen. Dieser Motor wird dann an jeder Ecke und Kante optimiert, umgebaut und erweitert – am Ende soll ein leichterer, leistungsfähiger und optimal auf den Boliden abgestimmter Motor entstehen. Dafür arbeitet das 12-köpfige Powertrain-Team hart – und hat dabei eine strikte Deadline vor Augen. „Der Motor muss Ende März laufen, das ist bereits deutlich vor dem Roll-Out“, gibt Dominik zu verstehen. Nahezu 800 Teile umfasst der gesamte Motor mit seinen Nebenbaugruppen, mit dem im Sommer der Angriff auf die Weltspitze bei Formula Student gelingen soll.

Dominik stieg voriges Jahr ins Racing Team ein und begann als einfaches Mitglied der Baugruppe Powertrain. Nun hat er eine Führungsposition übernommen und musste seinen Arbeitsalltag dementsprechend ändern. „Ich verbringe jetzt viel mehr Zeit in der Race Control, kümmere mich um Bauteilbestellungen und musste aber auch einige Zeit damit verbringen, alle Einzelteile des gesamten Motors kennenzulernen“, erklärt Dominik mit einem Lächeln. Aber auch die Werkstätte wird vom Baugruppenleiter nach wie vor gerne aufgesucht. Sei es zum Schleifen, zum Laminieren oder für Arbeiten auf dem hauseigenen Prüfstand – welche in diesen Tagen immer intensiver werden. Der Prüfstand ist ein sehr zentraler Raum für die Baugruppe Powertrain, weshalb Dominik sich die Zeit nimmt, diesen Arbeitsplatz vorzustellen. Es ist ein hoher, dunkler Raum in dessen Mitte der Motor thront. Von ihm aus führen unzählig viele Schläuche und Kabel zu einer Schaltzentrale. Der Motor zündet zwar, kann am Prüfstand aber auch von einer großen E-Maschine „angeschleppt“ werden – zu Testzwecken versteht sich. Wozu das alles? „Wir bekommen hier unsere Messwerte und können so herausfinden, wie viel Leistung eine Änderung am Motor bringt und können hier auch den Treibstoffverbrauch beeinflussen. So können wir entscheiden, welche Teile den Motor wirklich verbessern und welche Konzepte wieder entkräftigt werden“, fasst Dominik zusammen.

Je weiter der Motor fertiggestellt ist, desto länger werden die Tage am Prüfstand. Mit Ende Februar sind es dann nahezu zehn Stunden täglich, die Dominik gemeinsam mit seinen Teammitgliedern am Prüfstand verbringt, um das antreibende Teil des Boliden auf Herz und Nieren zu testen. Bis dahin ist aber noch einiges zu tun: Sowohl in der hauseigenen Werkstätte als auch bei externen Fertigern wird aktuell akribisch an den letzten Teilen gefeilt – alles, damit am Ende wieder ein absolut konkurrenzfähiger Motor in den jr20 verbaut werden kann. Dominik selbst freut sich indes aber sehr auf die anstehende Arbeit: „Fahrzeugtechnik ist mein Hobby. Ich habe hier wirklich die optimale Möglichkeit, meine Freizeit mit dem Studium zu verbinden – und dabei eine Menge Spaß.“

Auch der Schleifraum wird von den Mitgliedern der Baugruppe Powertrain gerne genutzt. © FH JOANNEUM / joanneum racing graz

Dominik Sattler im joanneum-racing-Wordrap:

Warum hast du die Position des Teamleader Powertrain übernommen?
Weil ich es einfach faszinierend finde, wie komplex ein Motor aufgebaut ist. Es ist Ingenieurskunst auf höchstem Niveau, dass dieses hochkomplexe Teil dann vollkommen funktionstüchtig läuft.

Was bedeutet das Racing Team für dich?
Wir verfolgen zusammen ein ernstes Ziel, dabei kommt der Spaß aber nie zu kurz. Außerdem habe ich hier viele Freundschaften geschlossen.

Warum sollte man zum Racing Team kommen?
Es ist eine gute Chance, das Hobby Fahrzeug mit dem Studium zu verknüpfen und praktisch an der Entwicklung der Materie (mit) zu arbeiten.

Warum ist das Racing Team der FH JOANNEUM das beste?
Da sich hier mehrere Studiengänge der FH JOANNEUM treffen und als Team auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten.

Was trägt der Studiengang Fahrzeugtechnik zum Erfolg des Racing Team bei?
Man bekommt zuvor im Studium bereits ein wichtiges Grundverständnis für die technischen Arbeiten im Team. Es ist außerdem alles andere als selbstverständlich, dass wir die ganzen Räumlichkeiten, wie den Prüfstand und diverse Werkstätten, zur Verfügung gestellt bekommen.

Weiter geht´s mit der Beitragsreihe am Freitag, dem 21. Februar.