Boxenstopp bei joanneum racing graz 2.0 #19: Die Testphase
Das Team von joanneum racing graz testet momentan intensiv das Auto für die heurige Saison, den jr21. Foto: joanneum racing graz

Boxenstopp bei joanneum racing graz 2.0 #19: Die Testphase

Julia Schöttel,

Herzlich Willkommen zum 19. Teil der Beitragsserie rund um joanneum racing graz. Da im Juli die ersten Formula-Student-Bewerbe auf dem Plan stehen, befindet sich das Team der FH JOANNEUM in der finalen Testphase des jr21. Markus Wieser, Eva Rechberger und Patrick Jenni erzählen, warum intensives Testen der Schlüssel für eine erfolgreiche Saison ist.

„Beim Testen bringen wir das Auto ans Limit, um herauszufinden, wo es hakt“, bringt Markus Wieser, Team-Leader des Departments Testing & DAQ, das Ziel der Testphase auf den Punkt. Seit Herbst letzten Jahres spulen die Fahrer von joanneum racing graz Testkilometer um Testkilometer mit dem jr21 ab, zumeist im Fahrtechnikzentrum Fohnsdorf oder beim Center West. Immer mit dabei sind Mitglieder der Departments Suspension, Aerodynamics, Electrics und Engine sowie der Technical Director. Dazu kommen noch weitere Weasels diverser Baugruppen, die sich als Track-Marshal betätigen. Markus, der im 6. Semester „Fahrzeugtechnik / Automotive Engineering“ studiert, ist für das Personalmanagement zuständig und hat die Planung der Testtage inne: „Ich übernehme die Koordination zwischen den Baugruppen und erstelle den Testplan, in dem festgelegt ist, wann und was getestet wird.“ Heuer waren ursprünglich 30 Testtage anberaumt. „Aber es werden schlussendlich sicher 40 sein“, so Markus.

Markus Wieser ist Team-Leader des Departments Testing & DAQ.
Foto: joanneum racing graz
Markus Wieser ist Team-Leader des Departments Testing & DAQ.

Die Vorbereitung auf einen Testtag beginnt bereits am Abend davor. Der Motor wird in das Auto eingebaut, das benötigte Werkzeug eingepackt. Bei der abschließenden Probefahrt vor der Werkstatt kontrollieren die Teammitglieder, ob das Auto wie gewünscht funktioniert. Danach gibt es ein paar Stunden Schlaf, bevor sich das Team gegen sechs Uhr morgens wieder trifft und sich gemeinsam auf den Weg zur Teststrecke macht.
Dort angekommen teilen sich die Weasels auf, um die Box aufzubauen und die Strecke rennfertig zu machen. Die Baugruppenleiter kontrollieren ein letztes Mal das Auto. „Dann beginnt der Fahrer damit, das Auto aufzuwärmen und die erste Session kann starten“, erzählt Eva Rechberger, Teammitglied der Baugruppe Powertrain.

„Wir bringen das Auto ans Limit.”

Markus Wieser

Die Suche nach dem perfekten Set-up

Seit einem halben Jahr ist die 21-jährige Eva Rechberger Teil von joanneum racing graz und fährt mit auf die Teststrecke: „Während das Auto fährt, bin ich Streckenposten und stelle die Cones wieder auf. Ansonsten fülle ich die Druckluft oder das Benzin nach und tausche, wenn notwendig die Batterie.“ Mitgebrachte Ersatzteile sorgen dafür, dass das Auto vor Ort bei Bedarf repariert werden kann. Als Teammitglied von Suspension an Testtagen mit von der Partie ist auch Patrick Jenni: „Jede Baugruppe plant die für sie relevanten Tests. Wir testen beispielsweise unterschiedliche Set-ups. Diese sind nämlich für die einzelnen Disziplinen wie Skid-Pad und Endurance speziell abgestimmt.“ Auch Reifen und Federn werden einem ausführlichen Test unterzogen.

 Seit einem halben Jahr ist Eva Rechberger Teil von joanneum racing graz.
Foto: joanneum racing graz
Seit einem halben Jahr ist Eva Rechberger Teil von joanneum racing graz.

Während der Testtage ist Teamgeist ebenso gefragt wie in der Werkstatt. „Es ist beim Testen extrem wichtig, als Team zu arbeiten und sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen“, betont Patrick. Das sieht auch Markus so: „Es gibt immer wieder Testtage, an denen nicht viel weiter geht, weil das Auto nicht wie gewünscht funktioniert. Aber das ist auch der Reiz an der Sache. Als Ingenieurinnen und Ingenieure sind wir ständig dabei, Probleme zu finden, zu lösen und zu verstehen.“

„Wir testen unterschiedliche Set-ups.”

Patrick Jenni

Intensive Datenanalyse

Während der Sessions sammeln diverse Sensoren unterschiedliche Daten. Die gewonnen Daten spielen eine wichtige Rolle, wie Eva erklärt: „Es gilt herauszulesen, was man besser machen und ändern kann.“ Vieles wird gleich auf der Strecke und in Rücksprache mit dem Fahrer analysiert. Zurück in der Werkstatt untersuchen die Teammitglieder die Daten der einzelnen Sensoren noch einmal genauer. „Wir dokumentieren alles, was wir erzielt haben und schauen dann, mit welcher Dämpfereinstellung oder welchem Reifendruck wir die besseren Zeiten gefahren sind“, so Patrick.

Patrick Jenni freut sich, die Fortschritte des jr21 zu sehen.
Foto: joanneum racing graz
Patrick Jenni freut sich, die Fortschritte des jr21 zu sehen.

Die erhobenen Daten sind laut Markus aber nicht nur für das heurige Auto bedeutsam, sondern auch für die Entwicklung des nächsten: „Wir können hier bereits feststellen, wo es noch Verbesserungspotential für die folgende Saison gibt.“ Außerdem werden die groben Simulationen für das nächste Auto mit Hilfe einer großen bereits vorhandenen Datenmenge besser. Die drei Weasels sind sich einig, dass die Testtage herausfordernd sind. Jedoch überwiegt die Freude den jr21 nach monatelanger Arbeit in der Werkstatt in Action zu sehen und nach Verbesserungsmöglichkeiten zu suchen. „Das Spannende am Testen ist auf jeden Fall die Entwicklung des Autos zu beobachten“, so Eva. Patrick ergänzt: „Wenn man am Ende des Tages eine halbe Sekunde herausgeholt hat, ist das ein toller Fortschritt.“ Und Markus stellt fest: „Wenn das Auto bei den Wettbewerben jene der anderen in den Schatten stellt und gut läuft, hat sich das Testen mehr als gelohnt.“

“Das Spannende am Testen ist die Entwicklung des Autos zu beobachten.”

Eva Rechberger
Tipp:

Weitere Infos und Blogbeiträge zum Motorsportverein finden Sie hier und auf der Website von joanneum racing graz.