Boxenstopp bei Joanneum Racing Graz 3.0 #29: Die Bewerbssaison naht
Die heurige Bewerbssaison von Formula Student steht in den Startlöchern. Fotos: Joanneum Racing Graz

Boxenstopp bei Joanneum Racing Graz 3.0 #29: Die Bewerbssaison naht

Julia Schöttel,

Herzlich willkommen zur neuen Ausgabe der Beitragsserie rund um Joanneum Racing Graz, dem Formula Student Team der FH JOANNEUM. Bald ist es soweit: Anfang Juli werden die Weasels mit dem heurigen Boliden zum ersten Mal an einem Formula-Student-Bewerb teilnehmen. Bis dahin wollen aber noch so einige Aufgaben abgearbeitet werden, denn ein erfolgreicher Bewerb beginnt mit der richtigen Vorbereitung.

Der Höhepunkt jeder Formula-Student-Saison rückt immer näher: In weniger als einem Monat wird Joanneum Racing Graz beim ersten Bewerb des Sommers am Start stehen. Bis dahin haben die Weasels jedoch noch eine lange To-Do-Liste abzuarbeiten. Der Aufwand, der mit einer Teilnahme an einem Formula-Student-Bewerb verbunden ist, ist beträchtlich. Man reist schließlich nicht alle Tage mit einem Rennauto und dem dazugehörigen Team durch halb Europa, um sich mit anderen internationalen Teams auf der Rennstrecke zu messen. „Die Vorfreude im Team ist extrem groß. In den letzten Monaten hat das Team alles gegeben, um in der Bewerbssaison das Maximum herausholen zu können“, beschreibt der organisatorische Leiter Thomas Schmid die aktuelle Stimmung im Team.

Die Vorbereitungen auf die Bewerbe haben bereits im Winter begonnen, als nach den Trial Quizzes im Jänner feststand, bei welchen Bewerben die Weasels an den Start gehen werden. Der Rennkalender der Weasels beginnt Anfang Juli gleich mit dem logistisch schwierigsten Event: Am TT Circuit Assen in den Niederlanden wird Joanneum Racing Graz mit dem ersten Antreten in der Elektroklasse Premiere feiern. Im Laufe des Sommers folgen noch der Heimbewerb am Red Bull Ring sowie Formula Student Alpe Adria in Kroatien. „Um Campingausrüstung, Ersatzteile, Werkzeuge und Essen transportieren zu können, benötigen wir einen LKW. Die Weasels selbst fahren mit Privatautos von Graz zu den diversen Rennstrecken“, umreißt Thomas die Transportplanung. Wie viele Weasels vor Ort dabei sein dürfen, ist davon abhängig, ob eine Teilnehmerbeschränkung ausgegeben wird. Dieses Jahr sind die Corona-Auflagen deutlich lockerer als letztes Jahr – und deshalb werden rund 40 Mitglieder die zehnstündige Reise in die Niederlande antreten. Ebenfalls im Gepäck: Rund eine halbe Tonne Essen.

Während des Bewerbs zelten die Teams am Campingplatz
Foto: Joanneum Racing Graz
Während des Bewerbs zelten die Teams am Campingplatz

Der Campingplatz als Großküche

Die sogenannte Kitchen-Crew versorgt die Weasels auf dem Campinglatz und auf der Rennstrecke täglich mit Köstlichkeiten. Heuer ist Anna-Caterina Amann für Organisation, Einkauf und Zubereitung verantwortlich. Normalerweise steht Anna-Caterina als IT Team Leaderin jederzeit in IT-Angelegenheiten mit Rat und Tat zur Seite, in dieser Saison engagiert sie sich zusätzlich in der Bewerbsorganisation: „Ich koche in meiner Freizeit sehr gerne und es macht mir Freude, wenn anderen Leuten mein Essen gut schmeckt. Bereits letztes Jahr habe ich bei Formula Student Austria geholfen, die Einkaufsliste zu kalkulieren.“ Der Speiseplan für diesen Sommer ist vielfältig: Burritos, Curry, Burger, Salate, Schinkenfleckerl und vieles mehr. „Für rund 45 Leute zu kochen ist eine große Herausforderung. Als ich die Kalkulationen erstellt und die Rezepte hochgerechnet habe, ist da unter anderem auch herausgekommen, dass wir 28 Zwiebeln für ein Gericht brauchen. Das sind Mengen, mit denen man sonst eher nicht arbeitet.“ Die 22-Jährige wird heuer das erste Mal auf einem Bewerb dabei sein: „Ich freue mich schon sehr darauf, mit allen Teammitgliedern eine erfolgreiche und lustige Zeit zu haben.“

Die Aufgabenbereiche der einzelnen Teammitglieder während eines Events werden bereits im Vorhinein festgelegt. So gibt es unter anderem Weasels, die bei den statischen Disziplinen antreten, Mechniker:innen, die für das Auto zuständig sind, Fahrer:innen oder die PR- und Media-Crew. „Bei der Einteilung ist es wichtig, die richtigen Personen am richtigen Ort zu haben“, so Thomas. Auch der Bolide selbst wird vor der Abreise gewissenhaft vorbereitet und es wird zweimal kontrolliert, ob auch alles eingepackt worden ist. Sollte am Event ein Teil fehlen, braucht es ein wenig Glück, dass ein anderes Team genau das richtige eingepackt hat und es selbst nicht benötigt – ansonsten steht man vor einem Problem. Damit das Auto selbst an den dynamischen Disziplinen teilnehmen darf, muss einige Wochen zuvor noch ein 60-sekündiges Video abgegeben werden, in dem das fahrende Auto zu sehen ist. „Nach den letzten Testtagen und Wartungen sind Auto und Team endgültig bereit, um in die Bewerbssaison zu starten.“

Die Kitchen Crew verköstigt die Weasels während des Events
Foto: Joanneum Racing Graz
Die Kitchen Crew verköstigt die Weasels während des Events

Das Pre-Event

Als Vorbereitung darauf steht am letzten Juni-Wochenende noch ein Pre-Event am Hungaroring in Ungarn an. Obwohl das Pre-Event nicht für die Weltrangliste zählt, ist es doch von großer Wichtigkeit für das Racing-Team, wie Thomas erklärt: „Der Ablauf ist komplett gleich wie später am echten Bewerb. Dadurch können die Teams üben, wie so ein Event abläuft.“ Sowohl die statischen als auch die dynamischen Bewerbe werden geübt. Bei den statischen Bewerben Businessplan, Cost und Engineering-Design gilt es, die Judges mit Präsentationen vom eigenen Konzept zu überzeugen und sich deren Fragen zu stellen. Bei den dynamischen Bewerben steht das Formula-Student-Auto selbst im Fokus. „Zuerst wird das Auto diversen technischen Inspektionen unterzogen, um zu schauen, ob alles regelkonform ist. Wenn diese Überprüfung schon im Vorhinein einmal passiert ist, hat man am echten Bewerb deutlich weniger Stress und Aufwand“, so Thomas. Hat man das sogenannte Scrutineering bestanden, kann man sich in den Bewerben Acceleration, Skid Pad, Autocross und Endurance mit den anderen Teams messen. Mit Spannung wird das Abschneiden von Joanneum Racing Graz in der ersten Elektro-Saison erwartet: Der neue Antriebsstrang und die kurze Zeit, sich mit den neuen Komponenten auseinanderzusetzen, bergen ein gewisses Risiko. Trotzdem sind die Erwartungen hoch: „Der JR22 ist ein solides und schnelles Auto, das sehr gut performen kann.“

Tipp:

Alle Beiträge unserer Boxenstopp-Reihe finden Sie hier. Viel Spaß beim Lesen!
Das Racing Team berichtet laufend über die aktuelle Saison auf Instagram, Facebook und auf der eigenen Website.