Das joanneum racing team mit dem Elektrowiesel.
Bild: joanneum racing graz

Das Rollout des Elektrowiesels

Werner Schandor,

Premiere für die Weasels, das studentische Racing-Team der FH JOANNEUM: Parallel zum regulären Verbrenner für die Formula Student entwickeln die Fahrzeugtechnikerinnen und -techniker 2019 auch ein E-Fahrzeug, den „jre Prototype“. Antrieb und Motor funktionieren bereits. Noch im Februar soll der E-Bolide seine Jungfernfahrt erleben.

Kurz vor Weihnachten 2018 waren die Ingenieurinnen und Ingenieure nach einem knappen Jahr Entwicklungs- und Aufbauzeit fast so weit, den E-Motor für den „jre Prototype“ erstmals in Betrieb zu nehmen. Doch dann legte ein defekter Chip in der Hauptplatine die Elektrik lahm. Es dauerte zwei Wochen, bis der Schaden vollständig behoben werden konnte und alle technischen Checks grünes Licht zeigten. Im Jänner 2019 konnte das Antriebssystem erfolgreich aktiviert werden. „Die Stimmung in der Gruppe war danach euphorisch,“ erzählt Masterstudent Elias Groß, der technische Leiter des Projekts.

Mitte Februar soll der jre Prototype seine Jungfernfahrt ablegen. In der Folge geht es darum, Know-how für die Feinabstimmung von Antrieb und Elektronik des Rennwagens zu sammeln. Aber auch die Kühlung des elektrischen Kraftpaketes gibt dem Team einiges zu lösen auf. Dennoch liegt die achtköpfige Arbeitsgruppe gut in der Zeit: Erst im Juli will man die Erkenntnisse aus dem Projekt bei einem Konzeptwettbewerb der Formula Student in Italien vorstellen und damit Punkte einheimsen.

Inspiriert von Mate Rimac

Die Inspiration für den E-Rennwagen holten sich die Grazer Masterstudenten beim kroatischen Konstrukteur Mate Rimac, der mit seinen elektrisch betriebenen Supersportwagen die Autos von Tesla direkt alt aussehen lässt. Nach einem Treffen mit dem charismatischen Autobauer im Herbst 2017 in Zagreb stand fest: Ein Teil der Weasels will den Weg der Elektrifizierung einschlagen. Beim betreuenden FH-Professor Michael Trzesniowski rannten die Studierenden offene Türen ein. Man einigte sich darauf, einen bestehenden Formula-Student-Wagen, den jr09, auf Elektroantrieb umzurüsten. Als die Firma Kreisel Electric, ihres Zeichens führender österreichischer Hersteller komplexer Batterypacks, bei einer Präsentation sofort ihre Unterstützung für das jre-Projekt zusagte, war der Weg frei für die anspruchsvolle Arbeit.

Hut ab vor der Leistung

Das ganze Jahr 2018 wurde mit Hochdruck am JRE Prototype gewerkt, Erkenntnisse aus Praktika und Bachelorarbeiten flossen in das Projekt ein. Die FH JOANNEUM adaptierte einen Bereich der Werkstätte für die Arbeit mit Hochvoltaggregaten. Zwei Arbeitsgruppen entwickelten parallel Batterie und Elektroantrieb für das CFK-Chassis des jr09. „Wenn man bedenkt, dass unsere Studierenden das alles zusätzlich zum Studium machen, muss man wirklich den Hut ziehen vor ihrer Leistung“, sagt Michael Trzesniowski.

Mittelfristig steht mit dem ersten E-Rennwagen der Weasels die Tür offen für den gänzlichen Umstieg des Joanneum Racing-Teams auf E-Motoren in den nächsten drei bis fünf Jahren. Und langfristig betrachtet legt die Arbeit am jre Prototype auch bereits die Basis für das erste autonom fahrende Auto des Joanneum Racing-Teams. Das ist zwar noch echte Zukunftsmusik, aber nicht umsonst lautet das Motto der E-Weasels: „Never stop pushing!“

Technische Fakten

  • Das Antriebsmodul des jre Prototype kann eine Leistung von bis zu 100 kW und ein Drehmoment von maximal 350 Nm bereitstellen.
  • Das Batterypack hat eine Kapazität von 7 kWh bei einer Nominalspannung von 300 V und wird mit einem selbstentwickelten, konfigurierbaren Ladegerät geladen.
  • Noch treibt im jre Prototype ein E-Motor die Hinterachse über eine Kette an. Aktuell entwickelt die Arbeitsgruppe einen neuen Antriebsstrang, bei dem zwei Motoren direkt an der Hinterachse sitzen (Stichwort Torque Vectoring).
Das neue E-Fahrzeug der Weasels.
Foto: Bild: joanneum racing graz