Andy Kaltenbrunner bei seiner Lecture an der FH JOANNEUM.
(Foto: © Samira Frauwallner)

„Die Zukunft gehört euch!“

Leonhard Doppler,

„Optimistisch, trotz katastrophaler Diagnose“: So sieht Andy Kaltenbrunner die Zukunft des Journalismus. Zum „Staffelfinale“ der vierteiligen Lecture-Reihe „Trending on Thursday“ des Instituts Journalismus und PR an der FH JOANNEUM spricht er über die Anforderungen des digitalen Zeitalters.

Um Andy Kaltenbrunners kompletten Lebenslauf zu erläutern, bräuchte es wohl eine eigene Vorlesungsreihe für sich. Nach seinem Studium der Politikwissenschaft war er acht Jahre lang Redakteur der Arbeiter Zeitung, bevor er 1990 Politikressortleiter des Wiener Nachrichtenmagazins profil wurde. Dort gründete er den damals noch neuen Onlinedienst. Neben der Gründung des „Medienhaus Wien“ und eines eigenen Medienberatungsbüros, das in ganz Europa aktiv ist, war Kaltenbrunner an der Entwicklung mehrerer Studiengänge beteiligt. Seit 2016 leitet er das Grundlagenforschungsprojekt „Journalism in Transition“ an der Österreichischen Akademie der Wissenschaft. Dort stellt er sich unter anderem die wichtige Frage, wie sich der digitale Wandel auf den Journalismus und seine Strukturen auswirkt und sie verändert.

Andy Kaltenbrunner sieht auf seinen Laptop.
„Journalism in Transition“-Leiter Andy Kaltenbrunner. (Foto: © Samira Frauwallner)

Unbewegliche Medienhäuser und starre Konzepte

„Auch wenn wir noch immer nicht wissen, wohin die Reise mit der Digitalisierung geht, so müssen wir den Weg trotzdem beobachten“. Mit diesen treffenden Worten leitete Thomas Wolkinger, der selbst als Lehrender am Institut für Journalismus und Public Relations tätig ist, den finalen Teil der Vorlesungsreihe ein. Kaltenbrunner stieg direkt in die Materie ein und gab interessante Einblicke darüber, wie die Digitalisierung die Mediensysteme, das Unternehmertum und den Journalismus in seiner grundlegenden Arbeitsweise verändert. Dabei schreckte er auch vor sachlicher Kritik am Status Quo nicht zurück: „Hier in Österreich haben wir immer noch ein sehr starres Mediensystem, das in Sachen Digitalisierung noch einiges aufzuholen hat. Andere Länder sind da viel fortschrittlicher als wir!“ In Sachen Printjournalismus sei Österreich zwar noch immer ein relatives ruhiges Fahrwasser, doch auch hier merkte Kaltenbrunner nüchtern an: „Print ist tot. Es weiß es nur noch nicht.“

Die Studierenden hören gespannt zu.
Auf die Studierenden im Publikum war wie immer Verlass. (Foto © Samira Frauwallner)

Journalism is in trouble

Dass sich der Journalismus in einer schweren Krise befindet, ist ein Gefühl, dass sich momentan nur schwer verdrängen lässt. Alte Systeme funktionieren nicht mehr und neue benötigen noch Zeit, um ihre Wirkung zu entfalten. Dazwischen befände sich der Journalist im „Orientierungselend“ und wisse nicht wohin, so Kaltenbrunner. Empfindliche Bereiche wie Finanzierung, Konvergenz und soziopolitische Umstände tragen maßgeblich zur Veränderung des Journalismus bei und werden es laut Kaltenbrunner auch zukünftig tun: „Die Digitalisierung ist ein laufender Prozess!“

Für Kaltenbrunner gibt es allerdings auch viele Lichtblicke, die trotz aller Hürden und Ängste auf eine positive Zukunft für Journalisten hindeuten: „Bei der New York Times sind bereits 75% aller Abos digital, auch reine Digitalzeitungen wie zum Beispiel „El Español“ in Spanien finanzieren sich erfolgreich. Die Journalisten könnten zwar mehr verdienen, aber die digitale Finanzierung funktioniert.“ Auch wenn die Grenzen in der Medienbranche zwischen Journalismus, PR und dergleichen zunehmend undurchsichtiger werden, so rief Kaltenbrunner das Publikum trotzdem dazu auf, optimistisch zu bleiben: „Lassen Sie sich nicht treiben, sondern werden Sie aktiv und ergreifen Sie selbst Initiative! Denn die Zukunft gehört Ihnen!“