Healthy Athletes Fun Fitness – ein Resümee 4

Ergebnisse und Erlebnisse beim Healthy Athletes Program

Maria Kormann,

Maria Kormann war als Lehrende hauptverantwortlich für die Umsetzung der Fun Fitness Station, bei der im Rahmen des Healthy Athletes Programs Sportlerinnen und Sportler mit intellektueller Beeinträchtigung getestet werden. Sie berichtet über ihre Erfahrungen, die sie im Rahmen der Special Olympics World Winter Games in der Steiermark gemacht hat.

Ich könnte meinen Abschlussbericht als Clinical Director für Fun Fitness mit einer statistischen Auswertung starten und aufzählen wie viele Athletinnen und Athleten bei unserer Station getestet wurden, wie viele davon Frauen und Männer waren, aus welchem Teil der Erde sie kamen oder welchen Sport sie ausübten.

Ich könnte im Anschluss weiters dokumentieren, wie viele von den getesteten Athletinnen und Athleten körperliche Defizite hatten wie zum Beispiel Einschränkungen in der Beweglichkeit, Probleme mit der Balance und aeroben Fitness oder ein Kraftdefizit – aber das werde ich nicht.

Beim Healthy Athletes Program geht es nicht nur darum Defizite herauszufiltern, sondern es soll vielmehr dazu dienen im Anschluss der Screenings gemeinsam mit den Trainerinnen und Trainern sowie Familienangehörigen die Ressourcen der Athletinnen und Athleten zu stärken, Defizite nicht zwingend als solche darzustellen, sondern als individuelle Gegebenheit, die man optimieren oder einfach nur erhalten kann, um den Alltag und den Sport weiterhin so selbstbestimmt wie möglich bewältigen zu können.

Ich möchte den Leserinnen und Lesern mit diesem Bericht ein Bild von den Special Olympics World Winter Games 2017 und dem weltweit größten Gesundheitsscreening für Menschen mit mentaler Beeinträchtigung geben, das fernab von quantitativen Daten und Fakten ist, sondern der den „Heartbeat for the World“ – das Motto dieser Spiele – in den Vordergrund rücken lässt.

Als Lehrende konnte ich sechs Tage lang beobachten wie empathisch unsere Studierenden mit Personengruppen umgegangen sind, mit denen viele von ihnen bis dato in ihrer Ausbildung nicht in Berührung gekommen sind. Und umso mehr hat es mich mit Stolz erfüllt zu sehen wie unglaublich toll sie diese Herausforderung gemeistert haben.

Wie einfühlsam und professionell sie Anamnesegespräche führten, wie motivierend, bestärkend und lobend sie bei den unterschiedlichsten Testungen waren, wie hilfsbereit, freundlich und respektvoll sie allen gegenüber waren. Auch wenn der Stresspegel mal etwas höher war, haben sie nie auf ein wertschätzendes „Well done, great job“ und ein High-five vergessen, um den Athletinnen und Athleten ein Lächeln auf den Lippen zu zaubern. Auch sprachliche oder andere Hürden meisterten unsere Studierenden gekonnt, ob nonverbal mit Händen und Füßen oder mit Bilderkärtchen, sie zeigten eindrucksvoll wie kreativ sie im Lösungsfinden sind.

Ich beobachtete aber nicht nur ihr tolles Engagement und ihre Leidenschaft während der Testungen und bei den Heimübungsstationen, auch fernab der Gesundheitsstraße war der Teamspirit zu sehen, zu hören und zu bestaunen. Ich erinnere mich an das Finalspiel der österreichischen Nationalmannschaft im Floor Hockey. Die Hälfte der Sitzplätze zierten junge, fröhliche Menschen in blauen Healthy Athletes T-Shirts mit rot-weiß-roten Fahnen auf den Wangen, die den Athletinnen und Athleten mit Standing Ovations und Jubelchören Respekt und Anerkennung für ihre großartige Leistung zollten. Die hohe soziale Kompetenz, die unsere Studierenden an den Tag legten, zeigte sich nicht nur im Umgang mit den Athletinnen und Athleten, sondern auch im alltäglichen Zusammenleben. Ob im Fall von Krankenständen, bei Unterbesetzung einer Station, bei Stundenplanverschiebungen oder aber auch bei der Einschulung auf neue Stationen. Immer wieder haben sich Studierende bereit erklärt einzuspringen und auszuhelfen – sogar an ihren freien Tagen.

Ich empfand diese Woche gemeinsam mit den Athletinnen und Athleten, den Studierenden und all den Supervisorinnen und -visoren als etwas ganz Besonderes und ich bin sehr froh, dass wir die Möglichkeit hatten, an diesem einmaligen Event teilzunehmen. Denn ich glaube, diese Woche war für diejenigen Studierenden, die sich darauf eingelassen haben, die größte therapeutische und menschliche Lebensschule, die keine Lehrveranstaltung je annähernd erfüllt hätte.

Der Heartbeat for the World war frühmorgens beim gemeinsamen Gruppenbild und am Abend beim gemeinsamen Aufräumen immer noch zu spüren und entfaltete seinen vollen Glanz bei der Closing Ceremony, bei der die Studierenden mit allen anderen unzähligen freiwilligen Helferinnen und Helfern ins Stadion einmarschierten, vorbei an all den Athletinnen und Athleten. Sie zollten sich gegenseitig Respekt und Anerkennung. Solche Momente zeigen auch ganz deutlich wie unerlässlich Menschlichkeit in einer Gesellschaft ist.

Ich möchte mit Wortmeldungen meinen Bericht beenden, die nochmals eindrücklich zeigen soll, welchen Spirit und welch herzliches Engagement während der Special Olympics Weltwinterspiele im Healthy Athletes Bereich geherrscht haben. Das Feedback kam von internationalen Kolleginnen und Kollegen, die bei der Station Fun Fitness mitgearbeitet haben und ich kann dem zu 100 Prozent zustimmen.

Your students do connect with the athletes in a way I would not have expected – they were exceptional. I work with staff members at our specialist college who´s job it is to work with people with ID and they cannot do it as well as your students managed.

Your students were so well trained, and they were tremendous – not only at the screenings, but in their work with the athletes. They were patient, kind, understanding and fun.

Studierende mit den Maskottchen der Special Olympics World Winter Games in der Steiermark
Foto: Maria Kormann
Studierende mit den Maskottchen der Special Olympics World Winter Games in der Steiermark