Jahresrückblick Boxenstopp bei joanneum racing graz
Das Racing Team blickt auf eine spannende Saison zurück. Foto: joanneum racing graz

Jahresrückblick: Boxenstopp bei joanneum racing graz

Michael Rothschädl,

Herzlich Willkommen zu einer Sonderausgabe von Boxenstopp bei joanneum racing graz. Bevor wir uns nämlich in die „Sommerpause“ verabschieden, werfen wir in diesem Teil noch einmal einen Blick zurück auf eine Saison, an die sich joanneum racing graz wohl noch lange erinnern wird.

Die Motivation war groß, als es im September 2019 wieder losging für die Weasel von joanneum racing graz. Ebenso groß wie die Motivation waren damals auch die Ziele: Die starken Platzierungen aus dem Vorjahr hätte der jr20, wie der Bolide für diese Saison heißen sollte, noch einmal überbieten sollen, der Sprung auf das Podest im World-Ranking wurde von Neo-Teamleaderin Sushama Chander als erklärtes Ziel ausgeschrieben.

Mein durchschnittlicher Tag an der FH dauert zwischen 12 und 14 Stunden – und das nicht fünf, sondern sieben Mal in der Woche.

Sushama Chander

Sushama Chander war wohl auch die erste ganz große Besonderheit dieser Formula-Student-Saison 2019/20, stand mit ihr doch in der 16-jährigen Geschichte von joanneum racing graz erstmals eine Frau an der Spitze des studentischen Motorosportvereins. Welches Arbeitspensum mit dieser Position einhergeht, bekam die gebürtige Salzburgerin bereits früh zu spüren: „Zwischen zwölf und vierzehn Stunden dauert mein durchschnittlicher Tag an der FH und das halt nicht fünf, sondern sieben Mal in der Woche“, erzählte die „Fahrzeugtechnik / Automotive Engineering“-Studentin nach ihren ersten Wochen als Teamleaderin.

Foto: joanneum racing graz
Frauenpower beim Racing Team mit Teamleaderin Sushama Chander (rechts) und PR-Chefin Natascha Breitegger.
Und dann kam COVID-19...

Wochen, auf die Sushama damals durchaus zufrieden zurückblicken konnte: Die Konzept- und Designphase waren beide erfolgreich verlaufen, das große Ziel einer erneuten Gewichtsersparnis beim Boliden einen weiteren Schritt näher gerückt. Und auch in der Manufacturing-Phase, die eigentlich mit dem Roll-Out am 24. April ihren Höhepunkt hätte feiern sollen, lief gut an. Der größte Teil des Boliden, das Monocoque, konnte beim Unternehmen Mubea Carbo Tech GmbH fertiggestellt werden und man konnte erneut um einen guten Kilo Gewicht zum Vorjahresmodell einsparen.

Und dann kam – ihr werdet es bereits erahnen – COVID-19: „Wir haben unsere Fertigung stillgelegt, konnten beim Bau des Boliden nichts mehr weitermachen“, erinnert sich Sushama. Als dann wenige Tage später die ersten Absagen von den Bewerben der Formula Student publik wurden, war klar: Diese Saison wird nicht so wie die anderen. Bis Mitte Juni standen die Maschinen in der hauseigenen Werkstätte der FH JOANNEUM still, die Fertigung des jr20 blieb auf Eis gelegt.

Foto: joanneum racing graz
Durch die Corona-Pandemie standen die Arbeiten in der Werkstatt von März bis Mitte Juni still.
Die Zukunft wird hochspannend

Doch wie sagt man so schön: Ein jeder Rückschlag bietet eine neue Möglichkeit. Für joanneum racing graz war dies die Möglichkeit, einmal durchzuatmen, dem stringenten Zeitplan einer Formula-Student-Saison zu entfliehen und sich Gedanken über die Zukunft des Racing Teams zu machen. Schnell war dem Team klar, dass dies der perfekte Zeitpunkt sei, um etwas zu verändern, um Abschied zu nehmen, von der Idee eines reinen Verbrenners, um den Schritt zu wagen, in eine elektrische Zukunft.

Eine Abstimmung mit dem gesamten Team während des COVID-19-Lockdowns ergab nämlich: Der jr20 wird als jr21 im nächsten Sommer als letzter Verbrenner-Bolide bei Formula Student an den Start gehen, ab 2022 läuft der Antrieb der Boliden von joanneum racing graz elektrisch.

Eine Entscheidung, die wie so oft beim Racing Team an der FH JOANNEUM mit enormen Arbeitsaufwand verbunden ist: „Bis 2022 hört sich zwar nach enorm viel Zeit an, so viel ist das im Endeffekt aber nicht. Der Umstieg auf einen reinen E-Boliden an sich ist eine enorme Herausforderung: Wir müssen das Fahrzeugkonzept auf die Batterie anpassen, müssen den Antriebsstrang von Grund auf neu entwickeln und perfektionieren. Das Regelwerk von Formula Student ist hinsichtlich E-Antrieb ein eigenes Thema, neue technische Vorschriften und Regelungen müssen beachtet werden. Zusammengefasst: Wir müssen noch enorm viel Erfahrung sammeln“, erklärt Sushama.
Im Vergleich zum Verbrenner kommt der E-Bolide zwar mit weniger Bauteilen aus, dadurch sei aber jedes kleinste Detail komplex und enorm wichtig, so die Teamleaderin.

Der Fahrplan steht

Das ist aber alles noch Zukunftsmusik, während im COVID-19 bedingten Lockdown zwar bereits intensiv am Konzept für den jr22 gearbeitet wurde, steht nun wieder das Manufacturing des jr21 im Fokus. Dieses soll im September 2020 sein Ende finden, ehe eine diesmal deutlich längere Testphase starten soll. Simultan zum Testing des letzten Verbrenner-Boliden soll dann die Arbeit am E-Boliden wieder intensiviert werden, damit die Lücke zu den Teams, die schon weitaus länger auf elektrisch-betriebene Boliden setzen, bis zum Sommer 2022 geschlossen werden kann.

Zusammengefasst: Wir müssen noch enorm viel Erfahrung sammeln.

Sushama Chander

Auch wenn die großen Erfolgsmeldungen von den Bewerben im Sommer also ausblieben: Es war dies ein Jahr, das für joanneum racing graz viele Veränderungen mit sich brachte. Veränderungen, die sich insbesondere in ziemlich genau zwei Jahren zeigen werden, wenn der erste vollelektrische Bolide bei den Bewerben von Formula Student wieder kräftig vorne mitmischen soll.

Wir bedanken uns für euer Interesse an Boxenstopp bei joanneum racing graz. Pünktlich zum Studienbeginn im Oktober lesen wir uns wieder – mit einem neuen Format. Ihr dürft also gespannt sein. Einen schönen und erholsamen Sommer wünscht euch joanneum racing graz.

Hinweis:

Unter dem Suchbegriff „Boxenstopp“ finden Sie alle Beiträge der joanneum racing graz Blogbeitragsreihe auf der Website. Viel Spaß beim Lesen!
Das Racing Team berichtet laufend über die aktuelle Saison auf Instagram, auf Facebook und auf der eigenen Website.