Boxenstopp bei joanneum racing graz #06: Stillstand in der Werkstätte
Das joanneum racing team hält fest zusammen #neverstoppushing. Foto: joanneum racing graz

Joanneum Racing Graz: Motorsport an der FH JOANNEUM

Michael Rothschädl,

In Verbindung mit den technischen Studiengängen am Institut Fahrzeugtechnik/Automotive Engineering gibt es seit nunmehr 16 Jahren an der FH JOANNEUM die Möglichkeit, bei joanneum racing graz an einem echten Rennwagen zu arbeiten. Wir werfen einen Blick auf die Arbeit des Teams und zeigen, wie die Zukunft trotz der Coronakrise ausschauen könnte.

Eigentlich herrscht in diesen Tagen in der großen Werkstatt in der Alten Poststraße Hochbetrieb. Im März befindet sich das studentische Motorsport-Team joanneum racing graz nämlich in der Manufacturing Phase, jener Phase, in der die Teile des Rennwagens gefertigt und wenig später bis zur Enthüllung beim Roll-Out am 24. April 2020 zusammengebaut werden sollten.

2020 ist dies aber anders, wie die ganze FH JOANNEUM bleibt aufgrund von COVID-19 die Werkstätte des Racing Teams geschlossen - auch das Roll-Out wurde abgesagt. Und auch die Bewerbe, bei denen sich der Bolide im Sommer mit Teams von der ganzen Welt hätte messen sollen, wurden bereits offiziell abgesagt.
„2020 wird es keine Formula-Student-Saison geben“, konstatiert die Teamleaderin von joanneum racing graz, Sushama Chander. Formula Student ist eine Reihe von Bewerben, in denen sich Racing Teams von Universitäten und Fachhochschulen in verschiedenen Disziplinen messen.

Das Ziel: Top-3 der Welt

Dabei hatte sich das Racing Team der FH JOANNEUM in diesem Jahr hohe Ziele gesteckt: Nach den zwei Gesamtsiegen bei den Bewerben in Ungarn und Österreich und dem starken 14. Platz im World-Ranking in der vergangenen Saison hätte 2020 der Sprung in die Top-3 der Weltrangliste gelingen sollen. Dass daraus nun heuer nichts wird, sorgt zwar für Ernüchterung im Team, im selben Atemzug nennt Sushama Chander die positiven Aspekte der Situation: „Normal verfolgen wir einen sehr strengen Zeitplan, jetzt haben wir Zeit für andere Dinge: Derzeit stecken die Mitglieder des Teams viel Zeit in Entwicklungsarbeit, probieren neue Dinge aus. Wir versuchen, die Zeit bestmöglich zu nutzen.“

Teamleaderin Sushama Chander (vorne links) mit einem Teil des joanneum racing graz Teams.

Und die Entwicklungsarbeit für einen Boliden aus dem Rennstall von joanneum racing graz, sie ist enorm. Für die Fertigung des Monocoque, dem formgebenden CFK-Bauteil des Rennwagens, arbeiten 15 bis 20 Teammitglieder knapp sechs Wochen bei der CarboTech in Salzburg – und da sind die Planungen und Berechnungen noch gar nicht eingerechnet. „Abgesehen davon, dass das Gesamtfahrzeug irrsinnig komplex ist, gibt es Bauteile von Motor bis Getriebe, von Radaufhängung bis hin zur Aerodynamik, auf die wir besonders stolz sind. Als eines von ganz wenigen Teams haben wir ein eigens entwickeltes Getriebegehäuse aus CFK hergestellt – dafür beneiden uns einige Teams“, erzählt Sushama.

Wenn im September die Saison startet, ist an die Fertigung noch lange nicht zu denken. Der Startschuss ins Jahr fällt mit der Concept Phase, in der Konzepte für die einzelnen Teile des Boliden erarbeitet und diskutiert werden. Sobald sich das Team auf die Teile geeinigt hat, geht es in die Design Phase, in welcher 3D-Modelle aller Teile aufgebaut werden und zusätzliche FEM-Berechnungen stattfinden. Erst dann können die Teile in der hauseigenen Werkstatt oder bei einer der zig Partnerunternehmen gefertigt werden.

140 km/h am Spielbergring

Bei joanneum racing graz wird zeitgleich an zwei Boliden gearbeitet. Während sich der Großteil des Teams auf den Verbrenner-Wagen, welcher bei den Bewerben an den Start gehen soll, konzentriert, gibt es sechs Teammitglieder, die nun bereits im dritten Jahr an einem elektrischen Prototyp, dem jre, arbeiten. Im Vorjahr gelang dem Team dabei ein Meilenstein: Nach der Jungfernfahrt im Mai war joanneum racing graz auch bei den E-Mobility-Play-Days am Spielberg vertreten. Als der jre dann mit 140 km/h die Zielgerade entlang schoss, da staunten auch einige gestandene Motorsportprofis nicht schlecht.
„E-Mobility spielt bei unserem Team auf jeden Fall eine große Rolle. Aktuell versuchen wir in alle Richtungen Know-how zu sammeln“, erklärt Sushama. Ob und wann ein mit einem E-Boliden an den Bewerben von Formula Student teilgenommen werden kann, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar.

Und auch eine weitere Technologie macht vor den Studierenden im Racing Team nicht Halt: „Außerdem gibt es einige Teammitglieder, die sich im Zuge von Projektarbeiten mit dem Thema „Selbstfahrende Autos“ beschäftigen“, bestätigt die Teamleaderin. Auch wenn in diesen Tagen die Zukunft von joanneum racing graz einige Ungewissheiten birgt, so ist eines glasklar: Langweilig wird es sicher nicht.

Unter „Boxenstopp bei joanneum racing graz“ finden Sie eine Blogreihe über das Team und den Rennboliden.

Tipp:

Das joanneum racing graz Team setzt sich aus Studierenden der Bachelor- und Masterstudiengänge „Fahrzeugtechnik/Automotive Engineering“ zusammen. Bewerben Sie sich jetzt für die Studiengänge und werden Sie Teil des Motorsportteams.

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