Design and Protest Lecture Days: Luis Fernandes 2

Lecture Days: Design und Protest

Lukas Diernberger und Verena Kolm,

Die diesjährige Vortragsreihe des Instituts Design & Kommunikation der FH JOANNEUM brachte unter anderem Referentinnen und Referenten aus Bratislava, Detroit, New York und Portugal nach Graz, um verschiedene Aspekte aktueller Trends anhand konkreter Beispiele vorzustellen und zu diskutieren.

Seit mehr als hundert Jahren visualisieren Kreative Ideen, fördern das Engagement in sozialen und politischen Fragen und engagieren sich damit in der Gestaltung der Welt. Auch heute geben sich viele Designerinnen und Designer nicht mehr damit zufrieden, wohlhabenden Kundinnen und Kunden bei der Suche nach ästhetischer Differenzierung zu dienen, sondern stellen ihre Rolle als Gestalterin beziehungsweise Gestalter im Kontext die oder der sich ständig vergrößernden Kluft zwischen Arm und Reich immer mehr in Frage. Sie engagieren sich in sozialen Bewegungen, unterstützen grundlegende Initiativen und versuchen, leicht und gelassen zu einer Verbesserung der Welt und einer fürsorglichen Gesellschaft beizutragen.

Luis Fernandes aus Portugal startete die "Design & Protest" - FH JOANNEUM Lecture Days mit seinem Vortrag über "Other Story, Other Television". Erst diskutierte Fernandes einige seiner Projekte und zeigte, wie Kooperationen, Partnerschaften und internationale Netzwerke eine neue Generation von Schöpferinnen und Schöpfern befähigen können.

Fernandes ist Executive Producer von Canal180, einer Medienplattform mit Fokus auf Kultur und kreatives Arbeiten. Sie gibt einem Kollektiv von Kreativen Raum für die Diskussion über Musik, Design, Video, Architektur, Fotografie und digitale Kunst. Luis Fernandes ist außerdem verantwortlich für das 180 Creative Camp (Creative Collaborations in Media Arts) und der Leiter der Partnerschaften von Canal180. Er war Mitbegründer des Oporto Laboratory of Architecture and Design im Jahr 2010 und kuratierte zwischen 2010 und 2015 das Get Set Festival, das junge Kreative präsentiert und ihre Kreativität feiert. Luis Fernandes hat einen Master-Abschluss in Architektur (Porto, 2009).

Am zweiten Tag wurde die Vortragsreihe im Grazer Kunsthaus mit drei Vorträgen fortgesetzt. Michael Leube sprach auf sehr humorvolle Weise über oberflächliche Designbeispiele, um aufzuzeigen, was mit unserem Verständnis von Design im Allgemeinen nicht stimmt. Er erzählte von der Flut sinnloser Produkte und der nicht nachhaltigen Nutzung von Ressourcen und dass es in der Verantwortung der Gesellschaft liegt, dieses Problem zu ändern.

Mirko Ilić zeigte in verschiedenen Beispielen seiner eigenen Arbeit, wie Design eine Haltung zur sozialen Ungleichheit einnehmen kann. Er sprach auch über seine Karriere und wie er es schaffte, erfolgreich zu sein und sich dabei immer treu zu bleiben.

Galit Avinoam aus Israel stellte Projekte vor, die sich mit der praktischen Anwendung von Design beschäftigen, um ein Bewusstsein für Ungleichgewichte in Gesellschaft, Wirtschaft und Gesundheitswesen zu schaffen. Sie zeigte, dass Gutes tun auch eine Form des Protests ist und den Status quo verändern kann.

Der letzte Vortragstag zum Thema "Design & Protest" fand im Universalmuseum Joanneum im Joanneumsviertel im Zentrum von Graz statt. Klaus Kempenaars erläuterte das Branding des Protestes mit Beispielen bekannter Bewegungen wie Greenpeace, Black Lives Matter oder Anonymous. Paul Draus sprach über die umstrittene Situation in der Stadt Detroit, warum die Menschen so gut erklären können, was mit ihr geschehen ist und wie man die Dinge in Zukunft besser machen kann. Das alles erklärte er in der Präsentation eines Ortes in der stark industrialisierten Region Südwest-Detroit, an der er arbeitet.

Alvaro Rego, Gründer des privat geführten mexikanischen Museums für Design, hielt eine Rede über die unglückliche Realität vieler Designprojekte, die sich normalerweise von dem, was ursprünglich versprochen wurde, abwenden und wie wir alle unser Recht auf ein Leben in einer gut gestalteten Stadt verteidigen sollten.

Die Lecture Days "Design und Protest" wurden im Designmonat Graz gemeinsam mit der Creative Industries Styria veranstaltet.