Medien im digitalen Wandel (Copy)
Foto: © Samira Frauwallner

Das Morgen im Heute finden

Leonhard Doppler,

Agil, flexibel, automatisch: die neue Lecture-Reihe „Trending on Thursday“ des Instituts „Journalismus und PR“ an der FH JOANNEUM stellt die neuen Anforderungen des digitalen Zeitalters ins Scheinwerferlicht. Nach dem spannenden Auftakt von Nadine Rigele ging die Vorlesungsreihe mit Eva Weissenberger von „Ganz offen gesagt“ in die zweite Runde!

Was macht man, wenn man alle bedeutenden Medienhäuser Österreichs durchlaufen hat, die Chefredaktion der Wochenzeitung „News“ innehatte und jahrelang den Kärntner Teil der Kleinen Zeitung leitete? Nun, am besten, man macht es wie Eva Weissenberger und wird selbstständig! Vor anderthalb Jahren gründete die erfahrene Journalistin zusammen mit ihren KollegInnen Sebastian Krause und Julia Ortner das politische Podcast-Label „Ganz offen gesagt“, mit dem sie den heimischen Qualitätsjournalismus ein Stück weit in die Zukunft tragen möchte. Doch auf welche Eigenschaften kommt es im Medien-Business von morgen an und welche Voraussetzungen müssen für erfolgreiche, individuelle Medienkarrieren gegeben sein?

„Ganz offen gesagt“-Mitbegründerin Eva Weissenberger.
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„Ganz offen gesagt“-Mitbegründerin Eva Weissenberger.

Große Medienhäuser ohne Orientierung

Das aktuell größte Problem bei traditionellen Medienhäusern in Österreich sieht Weissenberger in der weitgehenden Konzeptlosigkeit, wenn es um das Thema „Zukunft“ geht: „Viele der großen ‚Tanker‘ am österreichischen Medienmarkt haben nicht einmal eine genaue Vorstellung davon, wie ihre Produkte zukünftig aussehen sollen. Das Einzige, was sie wissen, ist, dass sie auch weiterhin ein so großes Schiff wie bisher haben möchten. Das ist allerdings zu wenig, um von einer wirklichen Perspektive sprechen zu können“, so Weissenberger. Ihrer Meinung nach ist eine genaue Definition der eigenen Zielgruppe von oberster Bedeutung, da die Gesellschaft immer individueller und diverser wird. Außerdem wird es immer wichtiger, dass man bereits vor Beginn eines Projektes das fertige „Produkt“ vor Augen hat, damit man sich bei Planung und Finanzierung nicht verkalkuliert. Denn auch in der Zukunft müssen sich Medien finanziell rentieren, um überleben zu können.

Durch den Abend moderierte in gewohnter Coolness Thomas Wolkinger.
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Durch den Abend moderierte in gewohnter Coolness Thomas Wolkinger.

Mit „Babysteps“ zum großen Ziel

Auch wenn unsere Gesellschaft zunehmend von Beschleunigung gekennzeichnet ist und wir die „Maximalgeschwindigkeit“ wohl noch lange nicht erreicht haben, so sollte man die großen Veränderungen der Zukunft mit Bedacht angehen und nichts überstürzen. Kleine, gut durchdachte Schritte führen schneller zum Ziel als voreilige Sprünge ins Ungewisse. „Die wohl wichtigste Zukunftsdevise lautet aber: Schluss mit Schüchternheit!“, ermahnt Weissenberger die lauschenden Studierenden: „Wenn die Leute anfangs nicht über deine innovativen Ideen lachen, dann war wahrscheinlich schon jemand schneller als du!“

Übersteigertes Konkurrenzdenken hat in der Zukunft wenig Aussicht auf Erfolg, Teamwork und gegenseitiges Unterstützen dafür umso mehr. Das Um und Auf in der „Medienwelt von morgen“ ist laut Weissenberger allerdings weder der perfekte Business-Plan noch ein maßgeschneidertes Branding, sondern die Leidenschaft, die man für seinen Beruf verspüren sollte: „Ihr müsst euch selbst mit eurer Arbeit identifizieren können, denn ansonsten werdet ihr weder erfolgreich noch glücklich werden, das garantiere ich euch!“ Und auch wenn es einmal nicht so rosig aussieht, so sollte man auch in (naher) Zukunft im Kopf behalten, dass es immer erst nach unten geht, bevor es wieder bergauf gehen kann. Life is a Rollercoaster, Baby!

Tipp:

Coming soon: Intelligente Agenten am 6. Dezember 2018 und Journalism in Transition am 17. Jänner 2019.