FH JOANNEUM - „Was Cooles mit Medien und Design studieren“ – Hochschulen im Wandel

„Was Cooles mit Medien und Design studieren“ – Hochschulen im Wandel

Günter Riegler,

Richtet man den Blick auf 2050 und darüber hinaus, so zeigt sich, dass die Organisationsmodelle der Hochschulen der 70er-Jahre nicht mehr geeignet sind, um die Herausforderungen im 21. Jahrhundert zu bewältigen, und dass es einer differenzierten Analyse des Zusammenspiels von Wissenschaft, Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft bedarf.

Der Bedarf an qualifizierten Hochschullehrerinnen und -lehrern ist gestiegen, ebenso die Zahl an Hochschulen und die Vielfalt an Bildungsangeboten. Die Nachfrage nach technischen Fachkräften in einem Land der Industrie 4.0 ist ebenso stark gestiegen, gleichzeitig kämpfen die Hochschulen mit dem Problem, einen Ausgleich zwischen dem Bedarf am Arbeitsmarkt (Stichwort: MINT-Fächer) und dem Andrang von Studierenden zu den Massenfächern zu schaffen. Die Hauptaufgaben der Universitäten liegen daher nicht mehr allein in der Forschung und der wissenschaftlichen Nachwuchspflege.

Die Hochschulen – insbesondere die technischen Hochschulen – haben heute ganz wesentliche Beiträge zur stabilen wirtschaftlichen Entwicklung und zur Stärkung des Wissenschafts- und Industriestandortes zu leisten. Ziel ist, jungen Menschen die Scheu vor der Mathematik im Besonderen und den MINT-Fächern im Allgemeinen zu nehmen und ihnen konkrete Anhaltspunkte für ihre Studien- und Berufswahl zu geben. „Was Cooles mit Medien“ ist keine ausreichende Zielbestimmung für ein erfolgreiches und erfüllendes Berufsleben und die Hochschulen sind aufgerufen, offensiv an der Studien- und Berufsberatung mitzuwirken, um Talente zu entdecken und zu fördern.

Unternehmerische Hochschulen

Es leuchtet ein, dass ein derart breit angelegter Bildungs- und Ausbildungsauftrag nicht mit dem Organisationskonzept der 60er- und 70er-Jahre zu bewältigen ist. Ganz entscheidend ist, dass moderne HochschullehrerInnen nicht bloß exzellente ForscherInnen, sondern auch in der Didaktik und der Beherrschung neuer Lehr- und Lernmethoden bewandert sein müssen. Moderne Organisationskonzepte von Hochschulen berücksichtigen daher auch die Stimmen des akademischen Mittelbaues und der Studierenden. Überhaupt spricht man heute zu Recht von „unternehmerischen Hochschulen“ und meint damit, dass es nicht ausreicht, ForscherInnen auszubilden und Publikationen zu erstellen, sondern insbesondere auch Drittmittel aus Auftrags- und Förderungsprojekten einzuwerben, für Betriebe als regionaler Innovationstreiber und Ansprechpartner zu wirken und ganz allgemein das Ohr so nah wie möglich an der Schnittstelle zum Bedarf der Betriebe und Wirtschaftsunternehmen zu haben.

2050: Spezialisierung und lebenslanges Lernen

Die Spezialisierung wird in den nächsten Jahrzehnten weiter zunehmen. Man ist nicht mehr Experte bzw. Expertin für das gesamte Rechts- und Staatswesen, nicht einmal für die gesamte Ökonomik. Studierende müssen sich früh entscheiden, ob sie mehr an der Mikroökonomik oder an der Makroökonomik interessiert sind, ob sie eher eine technisch-orientierte Wirtschaftswissenschaft mit Inhalten über Produktionstechnik, Logistik, Supply-Chain-Management oder eine vertriebliche und am internationalen Geschäftsprozesswesen interessierte Ausbildung wollen. Außerdem werden 2050 jene Jahrgänge auf die Pensionierung zugehen, bei denen in den PISA Tests mangelnde Grundkompetenzen festgestellt wurden. Bildungseinrichtungen – auch Hochschulen – sollten daher ihre Aufgaben auch in der Erwachsenenbildung sehen und sich am Prinzip des „Life long learning“ orientieren.