Wasserkraft spielt in Österreich seit Jahrhunderten eine wesentliche Rolle in der Energieversorgung.
Foto: Stefan Leitner

Wasserkraft: Energie mit Zukunft?

Josef Bärnthaler & Uwe Trattnig,

Umweltfreund oder -feind? Josef Bärnthaler lehrt an unserem Institut Energie-, Verkehrs- und Umweltmanagement und wirft einen Blick in die Zukunft der heiß diskutierten Wasserkraft.

Die Nutzung der Wasserkraft spielt in Österreich seit Jahrhunderten eine wesentliche Rolle in der Energieversorgung. Früher waren es Mühlen, Säge- oder Hammerwerke, welche direkt mechanische Energie aus Wasserkraft nutzten. Heute sind es moderne Wasserkraftwerke, die knapp 70 Prozent des österreichischen Strombedarfs decken.

Wenn wir heute von Wasserkraft sprechen, müssen wir vom technischen Standpunkt aus zwei wesentliche Typen unterscheiden: Bei Lauf- oder Flusskraftwerken werden Flüsse aufgestaut. Das Wasser wird kontinuierlich über Turbinen-Generator-Einheiten abgelassen, dabei wird die kinetische Energie in (Öko-)Strom umgewandelt. Hier spricht man von Grundlastabdeckung. Im Gegensatz dazu kommen speziell im alpinen Bereich auch sogenannte Pumpspeicherkraftwerke zum Einsatz. Diese haben eine zentrale Aufgabe im Stromnetz, um die Netze zu stabilisieren und den Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage sicherzustellen. Der Verbrauch an Strom ist abhängig vom Bedarf der einzelnen Haushalte bis hin zu Industrien oder Lade-Infrastukturen für E-Mobilität, andererseits ist auch die Stromerzeugung aus Wind und Sonnenenergie fluktuierend und vom Angebot abhängig. Daher nehmen solche Pumpspeicherkraftwerke überschüssigen Strom auf und produzieren dann Strom, wenn er im Netz zur Abdeckung von Spitzenlasten benötigt wird. Solche Pumpspeicherkraftwerke sind die leistungsfähigsten Stromspeicher mit einem sehr guten Wirkungsgrad von circa 80 Prozent. Sie sind essenziell für das Funktionieren überregionaler Stromnetze und damit auch für die Versorgungssicherheit.

Verträgt sich Umwelt mit Kraftwerk?

Natürlich stellen solche Kraftwerke und Stauräume auch Eingriffe in den Wasserhaushalt und in Flussökosysteme dar. Aber auch diese sind streng geregelt. So gibt es viele Auflagen beispielsweise aus den Wasserrechts- oder Naturschutzgesetzen, wie auch aus der europäischen Wasserrahmen-Richtlinie. Dabei steht der Schutz von Fauna und Flora in Flüssen, den Uferbereichen oder auch des Grundwassers im Vordergrund. Umfangreiche ökologische Ausgleichsmaßnahmen werden bei allen neuen Bauvorhaben mitgeplant. Bei bestehenden Staustufen wurden auch in der Vergangenheit bereits an nahezu allen Wehren Fischaufstiegshilfen errichtet, um die Durchgängigkeit von Fischwanderwegen zu ihren Laichgründen zu gewähren. Dies alles ist Gegenstand von aufwändigen Umweltverträglichkeitsprüfungen durch unabhängige Sachverständige und Behörden, um überhaupt eine Bau- oder Betriebsbewilligung zu erlangen. Daher ist auch nicht immer nachvollziehbar, dass einzelne Interessensgruppen Bescheide als Ergebnisse solche Verfahren nicht respektieren und zu Aktivismus schreiten.

Im Grunde geht es bei der Nutzung von Wasserkraft immer auch um eine Abwägung der Wichtigkeit und Bedeutung einzelner Projekte für das „übergeordnete öffentliche Interesse“. Dazu gehören Punkte wie Versorgungssicherheit und Netzstabilität, Klimaschutz, Schutz natürlicher Lebensräume, die Abhängigkeit von unsicheren Drittstaaten bei Öl und Gas und dergleichen. Bei detaillierter und umfassender Analyse kann festgestellt werden, dass Wasserkraft hier besonders geeignet ist substanzielle Energiemengen bereitzustellen und als Energiespeicher zwischen Angebot und Nachfrage einen Ausgleich zu schaffen. Damit wird Wasserkraft noch lange eine zentrale Rolle einnehmen: Auch wenn es immer wieder Interessenkonflikte in einzelnen Projekten geben wird und nicht alle Projekte per se sinnvoll sein werden.