Projekt

Innerstädtische Verdichtung

Bürgergasse Gleisdorf

 
FH JOANNEUM - Wohnen im Stadkern von Gleisdorf

Studierende des Masterstudiengangs „Architektur“ haben sich im Sommersemester 2016 im Rahmen der Lehrveranstaltungen ENTWURF 2, PROJEKTARBEIT 2, DENKMALPFLEGE, GEBÄUDEANALYSE, ARCHITEKTURTHEORIE & BAUGESCHICHTE und KONSTRUKTIVE DETAILPLANUNG mit Bestandbauten und der baulichen Verdichtung der Parzellen (ca. 25 x 140 m) im innerstädtischen Bereich der Stadt Gleisdorf, Steiermark, auseinandergesetzt.

Die Gleisdorfer Bürgergasse gehört zum Zentrum der Stadt. Die Erdgeschosszone entlang der Straße wird klassisch geprägt vom Einzelhandel und Lokalen. Die Anwesenheit suburbaner Einkaufszentren üben jedoch einen wirtschaftlichen Druck auf die bestehenden Strukturen aus und erzeugen damit einen Bedarf nach Veränderung. In Sichtweite des Hauptplatzes haben die Studierenden exemplarisch ein Grundstück mit drei ineinander verschränkten Gebäuden bearbeitet, die teilweise bereits im 18. Jahrhundert entstanden sind.

Straßenseitig gelegen ist das sogenannte Vorderhaus, in dessen Erdgeschoss sich ein Ladenlokal befindet. Oberhalb liegen eine Wohnung und ein nicht ausgebautes Dachgeschoss. Der Dachstuhl weist schützenswerte Merkmale auf. Entlang der nordöstlichen Grundstücksgrenze verbindet ein ein- bis zweigeschossiger Flügel (Nebenräume und Lager) das Vorderhaus mit dem Gerberhaus, das sich auf einer zweiten Parzelle im hinteren Bereich des Areals befindet. Das Gerberhaus, früher einmal zentrales Gebäude für die Lederbearbeitung, wird heute als Wohngebäude genutzt. Am Übergang zum hinteren Areal befindet sich noch ein weiteres zweigeschossiges Gebäude, das im Übergang zum südöstlichen Nachbarn eine etwa ein Meter breite Reiche ausbildet. Die hintere Grundstückshälfte ist aktuell nicht bebaut.

Konzepte für die Neuausrichtung des Areals

Wunsch des Auftraggebers war die Entwicklung von Konzepten zur Neuausrichtung des Areals. Der Wohnbereich im Vorderhaus besteht aus nur einer Wohneinheit mit sehr großen Räumen. So waren die Erdgeschosszone mit dem Ladenlokal zu überdenken ebenso wie eine Intensivierung der Hofstrukturen beziehungsweise Hofnutzung. Um die komplexe Aufgabe möglichst intensiv bearbeiten zu können, setzten sich die Studierenden in mehreren Lehrveranstaltungen mit dem Objekt auseinander.

  • In den Lehrveranstaltungen Enwurf 2 (Lehrende: Alfred Bramberger und Tim Lüking) und Projektarbeit 2“ (Lehrende: Alfred Bramberger und Tim Lüking) wurde die eigentliche Entwurfsarbeit geleistet.
  • In der Lehrveranstaltung Denkmalpflege (Lehrender: Alois Murnig) führten die Studierenden eine Bauaufnahme durch und identifizierten historisch wertvolle bauliche Strukturen.
  • In Architekturtheorie und Baugeschichte (Lehrender: Michael Homann) wurde die Umgebung auf unterschiedliche Qualitäten hin analysiert.
  • Im Rahmen der Lehrveranstaltung Gebäudeanalyse (Lehrender: Matthias Schmid) wurde der jeweilige Eingriff hinsichtlich seine Flächeneffizienz untersucht.
  • Schlussendlich entwarfen die Studierenden unter der Leitung von Michael Gattermeyer in der Lehrveranstaltung Konstruktive Detailplanung Lösungen für ausgewählte Details.

Trotz des sehr engen Zeitplans erreichten die Entwürfe durch die Ankoppelung der verschiedenen Lehrveranstaltungen eine außergewöhnlich hohe Ausarbeitungstiefe. Neben dem grundlegenden Konzept für das Gesamtareal wurden Grundrisse, Ansichten und Schnitte im Maßstab 1:100 entwickelt, Materialien definiert und Leitdetails aufgezeigt.

In einer Jurysitzung mit zwei Architektinnen und Architekten, einem Architektur-Studierenden aus dem höheren Jahrgang und zwei Bauherren wurden die zehn entwickelten Projekte intensiv diskutiert. Sehr diverse Ansätze, von Hotelnutzung über Restaurantbetrieb, eine Splittung der Einzelhandelsfläche und Co-Working-Spaces bis hin zur Kinderbetreuung, ergänzten die in jedem Konzept vorgesehene Wohnnutzung. Dadurch entstanden Projekte mit sehr unterschiedlichen Qualitäten.

Letzten Endes hat sich die Jury dazu entschieden, zwei Projekte auf den ersten Platz zu setzen, da beide auf Basis ihrer jeweiligen Ausgangslage sehr stringente, hochwertige Lösungen aufgezeigt haben.

Die Preisträger

Die zwei ersten Plätze

„zuraltenGERBEREI“
(Magdalena Reichenfelser, Tobias Steinbauer)

Der poetische Ansatz und die plastische sowie räumliche Gestaltung der hinzugefügten Baukörper ergeben bei diesem Projekt eine überzeugende Lösung in Übereinstimmung mit dem Bestandskörper.

„HAUS & HOF Wohnen im Stadtkern von Gleisdorf“
(Christian Rauch, Thomas Solfelner, Matteo Ledda)

Dieses Projekt besticht durch die Möglichkeit einer praxisnahen Umsetzung und dem modularen Aufbau. Das städtebauliche Konzept findet einen ausgewogenen Umgang mit der Bestandsstruktur im Zentrum von Gleisdorf.

Der dritte Platz

„GERBERBLICK Wohnen am ehemaligen Gerbergrundstück“
(Michael Danzinger, Bernhard Nöbauer)

Der subtile Ansatz des Projekts ist hervorzuheben, ebenso stellt sich die hohe Flexibilität in der Umsetzung von Vorteil für eine Umsetzung dar. Die Belichtungsverhältnisse werden jedoch teilweise als schwierig angesehen.

Text: DI Tim Lüking