Projekt

Stadtteilbühne für Zollverein mittendrin

Entwurfsworkshop mit der TH Köln

 
Stadtteilbühne für Zollverein mittendrin

Die Studierenden des Masterstudiengangs „Architektur“ erarbeiteten im Rahmen eines Workshops im Wintersemester 2018/19 gemeinsam mit Studierenden der Partnerhochschule TH Köln Ideen für eine Stadtteilbühne für den Zollverein mittendrin.

Im Oktober 2018 reisten die Studierenden und Lehrenden für einen gemeinsamen Workshop mit der TH Köln nach Köln und Essen. Ein gemeinsamer Stadtrundgang am Montag war eine gute Gelegenheit, um sich gegenseitig kennenzulernen beziehungsweise wiederzusehen.

Gruppenfoto mit Studierenden und Lehrenden der FH JOANNEUM und TH Köln (Foto: FH JOANNEUM)
Zeche Zollverein - der Ort des Geschehens

„Dienstags begann die Beschäftigung mit dem Gegenstand des dreitägigen Workshops. Die Gruppe brach morgens zum Welterbe Zeche Zollverein im Essener Norden auf, einer denkmalgeschützten Zechenanlage, die seit dem 19. Jahrhundert existiert und um 1930 von den Architekten Fritz Schupp und Martin Kremmer in wegweisender Architektur zur modernsten Zeche ihrer Zeit ausgebaut wurde. Die Gruppe konnte zunächst in Führungen die Gesamtanlage und ihre Bedeutung kennenlernen, um nachmittags das Areal der Kokerei zu besichtigen, auf dem sich auch das kleine Objekt befindet, mit dem sich im Workshop der folgenden Tage auseinandergesetzt wurde.“
(Daniel Lohmann)

Die ehemalige Rohbenzol-Verladestelle der Kokerei Zollverein ist eine zweigeschossige Stahlbeton-Dachkonstruktion mit Führerstand und technischen Einbauten, sowie dazugehöriger Fahrspuren, Wannen und Reste einer Waggonwaage im Boden.

Die erhaltenen historischen Pläne des Objektes von ca. 1988 zeigen, dass das Gebäude zu dieser Zeit zu einer Verladestelle für Rohbenzol und Schwefelsäure umgebaut wurde. Hierfür gab es Entfernungen von Eisenbahngleisen, einen Einbau von nötigen Rohrleitungen sowie Bodenveränderungen (im Boden befindliche Hohlräume wurden mit Kies und Sand befüllt und mit einer Betonplatte in Wannenform verschlossen). Zusätzlich wurden im Erdgeschoss Brandmauern zwischen die Betonstützen eingefügt. Die Unterlagen lassen auch erkennen, dass das Flugdach Teil einer ursprünglichen an dieser Stelle befindliche Waggonwaage für Eisenbahnwaggons war. Der Form nach wird diese in der Bauzeit der Kokerei Ende der 1950er, bzw. Anfang der 1960er Jahre gebaut worden sein.

Die Aufgabenstellung

Im Rahmen des Workshops waren die Studierenden gefordert, Ideen für eine Stadtteilbühne, für die Organisation „Zollverein mittendrin“ zu entwickeln. Die Schwierigkeit lag darin, die unter Denkmalschutz stehende „Rohbenzol-Verladestelle“ in den Entwurf zu integrieren.

„Die Lehrenden der beiden Hochschulen und der Stiftung Zollverein lobten die große Vielfalt der Ideen und die beeindruckende Tiefe, die in so kurzer Zeit erreicht wurde.“ (Daniel Lohmann)

Die Projekte

Strandkultur
(Andreas Hackl, Eric Fiege, Simon Kalteis, Philipp Köhler)
Die Vision "Strandkultur" ist die notwendige Ergänzung, um die etwas abgelegene Verladestation im Südwesten der Kokerei wieder miteinzubinden. Mit dem Thema Stadteilbühne wird Sport und Freizeit verknüpft. Der Strand soll in enger Verbindung zu dem bereits bestehenden Schwimmbad stehen, dass sich wenige Gehminuten entfernt in der Kokerei befinden.

InfoLadung – ANKOMMEN, AUFLADEN, GEHEN
(Ahin Yildiz, Gregor Ribarich, Mark Zweibäumer, Melissa Hahn)
Die „InfoLadung“ befasst sich mit dem Problem des fehlenden Identitätsgefühls der Bewohner und Bewohnerinnen Essens mit dem Zollverein. Unter Einbindung des Denkmals und dessen Funktion als Ladestation soll ein Ort entstehen, an dem Bewohner und Bewohnerinnen ankommen und „auftanken“ können. In Ihrer Nutzung als Veranstaltungsort kann die Tankstelle genutzt werden, um vor allem die junge Generation Essens anzusprechen und für die Geschichte des Zollvereins zu begeistern.

Kulturstation
(Marco Baumgartner, Ylvie Kohlhof, Timo Tröster, Verena Wührleitner)
Seit 1988 wurde an der Verladestelle auf der Zeche Zollverein Rohbenzol und Schwefelsäure verladen. Im Sommer 2019 kommt mit der „Kulturstation“ der Tankwagen zurück, und mit ihm Konzerte, Workshops, Ausstellungen, Feiern und Schauspiel. Unser Entwurf hat zum Ziel, die Verladestelle als solche erlebbar zu machen und durch Nutzung ihres eigenen Charmes von den Nachbarn und Besuchern der Zeche Zollverein geschätzt zu werden.

Erde formt Gemeinschaft – Ein Projekt mit Zollverein mittendrin
(Felicitas Baldauf, Götz Hinüber, Maren Jakobi, Desiree Posmyk, Lasse Wübbenhorst) Bezugnehmend auf diese von Menschen und Maschinenhand geschaffene Umgebung orientiert sich das Konzept „Erde formt Gemeinschaft“ am Vorgang des Terraformings. Erde als ein vor Ort im Überfluss vorhandenes Material bietet sich als kostengünstige Basis der Neugestaltung rund um die ehemalige Rohbenzolverladestelle an. Schrittweise werden Hügel modelliert, Gras gesät, Bänke gemauert, Bühnen gezimmert. Dadurch wächst die Bekanntschaft des Ortes über sein Grenzen hinaus.

TANKBAR
(Anne Joerißen, Manuela Kljajic, Nadine Ruholl, Katharina Sorko)
Die Standortanalyse der Zeche Zollverein in Essen hat ergeben, dass nur vereinzelte Gastronomiebetriebe auf dem Gelände vorzufinden sind. Eine Bar an der man neue Energie und eine möglichst große Vielfalt von kulturellen Aufführungen tanken kann, soll die Lösung für die (kulturelle) Tristesse dieses Ortes sein. Eine weitere Maßnahme des Projekts ist die Teilung des Areals in einen öffentlichen Straßenbereich und eine halb-öffentliche Zone. Das Denkmal selbst hilft bei dieser Zonierung und bildet eine klare Grenze.

Die Denkmalbühne – das Denkmal in Szene setzen
(Natascha Bauer, Anna Damm, Johannes Kloibhofer, Sandra Krausler, Ann-Kathrin Olesch)
Der historische Hintergrund der gesamten Anlage auf der Zeche Zollverein war Grundstein für das Konzept, die Rohbenzolverladestation nicht zu verändern, sondern diese als Teil der neuen Stadtteilbühne gekonnt ins Szene zu setzen. Grundelement der Denkmalbühne bildet die Plattform, welche bewusst gegenüber der Verladestation positioniert wurde.

QUARTER CONNECT – Verbindung ganzer Stadtteile
(Malte Goebel, Theresa Lechner, Markus Losgott, Leonie Neitsch)
Die Gruppe entschied sich für ein mobiles und modulares System, das in einem orthogonalen Raster variabel aufgebaut werden kann. In Anlehnung an die kubische Formensprache des Industriedenkmals wurde diese Formensprache ausgewählt.

Begleitprogramm

Im Rahmen des DenkmalDienstag der TH Köln hielten Arch. DI Wolfgang Schmied und DI Alois Murnig einen Vortrag über die Lehre und Praxis der steirischen Denkmalpflege.

In der Wochenmitte wurde die Publikation Mies weiterbauen, welche das Ergebnis eines vorherigen gemeinsamen Projektes der beiden Hochschulen ist, im Mies van der Rohe Business Park in Krefeld der Öffentlichkeit präsentiert.
Hier finden Sie Details zum Projekt sowie zur Publikation Mies (van der Rohe) weiterbauen.

„Durch die Woche zeigte sich wieder einmal die große methodische und inhaltliche Nähe der beiden Institutionen und wie sehr ein solcher Austausch den Horizont erweitert und inspiriert.“
(Daniel Lohmann)