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Forschungsaufenthalt mit Marshall Plan Scholarship

University of Arizona Cancer Center (Tucson) Nada Osman, MSc., 15. Oktober 2025
Eine Gruppe an Austauschstudierenden aus der Universität in Arizona stehen vor einem Gebäude

Nada Osman ist Absolventin vom Studiengang Massenspektrometrie und Molekulare Analytik (MM23)

Die Massenspektrometrie und molekulare Analytik-Absolventin Nada Osman kam durch den Austrian Marshall Plan nach Tucson, an die University of Arizona. Hier berichtet sie über ihre Erfahrungen in den USA.

Im Oktober erhielt ich die E-Mail zur Ausschreibung des Marshall Plan Scholarships. Die interne Frist war sehr knapp (nur zwei Wochen), also begann ein intensiver Sprint: innerhalb von zwei Wochen habe ich eine Forschungsstelle gesucht und gefunden. Da mein Bruder zu der Zeit in Phoenix (Arizona) war, habe ich gezielt die University of Arizona in Tucson angeschrieben und mehreren Professor:innen mein Interesse geschickt. Vier Tage vor Ablauf der ersten Frist bekam ich eine Rückmeldung von einem Professor. Nach einem kurzfristigen Meeting vereinbarten wir das geplante Projekt und entschieden, dass ich mich bewerbe. Zwei Wochen später reichte ich Research Proposal, Empfehlungsschreiben und Motivationsschreiben fristgerecht ein. Anfang Dezember erhielt ich die Zusage für das Stipendium. Danach folgten Wohnungssuche, Visa-Vorbereitungen (inkl. Termin im Konsulat in Wien) und Uni-Formalitäten: Mitte Januar war mein Visum da, Ende Februar startete mein Flug (Graz → Wien → Chicago → Tucson). Meine Flugkosten waren reduziert, weil mein Bruder bei der Fluggesellschaft arbeitet mit der ich geflogen bin. Somit habe ich 140€ für einen Business Flug gezahlt, normal müssen Hinflüge in diese Regionen zwischen ca. 1.000–5.000 € einkalkuliert werden, je früher desto günstiger natürlich.

Mein gesamter Aufenthalt erstreckte sich von Ende Februar bis Mitte Juni.

Bewerbung & Marshall Plan Scholarship – kurz erklärt

Das Marshall Plan Scholarship-Programm fördert Forschungsaufenthalte zwischen Österreich und den USA (insbesondere Studierende der technischen und naturwissenschaftlichen Fächer) und unterstützt damit den wissenschaftlichen Austausch und die transatlantische Vernetzung. Stipendien liegen typischerweise im Bereich von ungefähr €4.000 bis €10.000, je nach Aufenthaltsdauer und Status (Bachelor- oder Masterstudent:in). Die Bewerbungen laufen über die International Offices der Universitäten; prüft deshalb unbedingt zuerst die internen Deadlines eurer Hochschule. In einigen Informationen zu dem Programm heißt es, dass es (je nach Jahr) zwei Bewerbungsrunden geben kann – schaut am besten regelmäßig auf der offiziellen Seite nach aktuellen Calls.

Anreise & Unterkunft

  • Vor der Anreise: Visum + Konsulatstermin 1-3 Monate vor Reisebeginn starten und organisieren. Es kann immer passieren, dass ein Visum abgelehnt wird, daher so früh wie möglich planen. Die Partneruniversität hat mich dabei von Anfang bis Ende begleitet und unterstütz.
  • Unterkunft (off-campus): Ich habe außerhalb des Campus gewohnt (off-campus WG) – die Unterkunft bot aber Shuttleverbindungen zum Campus an. In Tucson sind feste Mietverträge (meist 12 Monate) üblich. Viele Studierende untervermieten Zimmer, wenn sie früher ausziehen. Ich habe über eine Facebook-Gruppe eine Untervermieterin gefunden: ihr Vertrag lief bis Juli, ich habe den Vertrag für die verbleibenden Monate übernommen und somit effektiv nur die 4 Monate gezahlt, die ich brauchte. Mieten für ein WG-Zimmer liegen je nach Standort (on/off campus) zwischen ca. 700–1.600 USD/Monat.
  • Wohnstandard & Lage: Die Wohnung war Teil einer gated Community mit vielen Amenities (Pool, Grill-Bereich, kleines Kino/Community-Room, Gym). WG-Leben: gemeinsame Küche, jedes Zimmer mit eigenem Bad, daher sehr angenehm. Der Shuttle hielt im Campus, danach ging es zum Cancer Center und es waren ab der Haltestelle gut ca. 10 Minuten zu Fuß.

Praktischer Tipp: Nutzt Uni-Housing-Facebook-Gruppen, Off-Campus-Netzwerke (Zillow, rotatingoom.com, Airbnb)  und fragt in eurem Host-Lab nach kurzfristigen Sublets, das spart Zeit und Geld.

 

Arbeitsplatz & Forschung (Laboralltag)

  • Host & Infrastruktur: Ich war am Cancer Center der University of Arizona eingebunden, eine große Institution mit sehr guter Infrastruktur (Zugriff auf Mikroskope, Imaging-Core und Proteomics-Core). Die Uni selbst ist riesig und hat ein starkes Campus-/Wildcat-Gefühl mit große Stadien und einem  ausgeprägtem Campus-Leben.
  • Team: Mein Team bestand aus zwei PhD-Studierenden, drei Bachelorstudierenden, einem Masterstudent meinem Supervisor sowie einer Person, die für die Mikroskopie verantwortlich war. Die Betreuung war eng und sehr unterstützend. Ich wurde als vollwertiges Teammitglied eingebunden, erhielt eigenständige Aufgaben und konnte an Journal Clubs und internen Meetings teilnehmen. Außerdienstliche Aktivitäten förderten tiefe Freundschaften. Das Team wurde zu einem wichtigen Teil des Aufenthalts.
  • Inhalte meiner Forschung: Mein Projekt untersuchte den Einfluss der mechanischen Tumorumgebung auf das invasives Verhalten von ER-positivem Brustkrebs, also das Zusammenspiel von Matrix-Steifigkeit, hormoneller Signalgebung (E2/ER) und zellulären Antwortwegen (z. B. EVL/focal adhesion pathways). Methodisch arbeitete ich mit mechanischer Konditionierung, 3D-Invasion Assays, Live-Imaging und Analyse-Workflows; Mass-Spectrometry/Proteomics war für einige Validierungsfragen verfügbar.
  • Wissenschaftliche Betreuung: Die Betreuung war fachlich exzellent und gleichzeitig praxisnah: schnelle Rückmeldungen, Zugang zu Equipment, Unterstützung bei Publikations-/Präsentationsvorbereitungen und (wichtig) Ansprechpartner für administrative Fragen. Nach meiner Rückkehr hatte ich weiterhin Remote-Zugriff auf einige Ressourcen, um die Arbeit abzuschließen.

 

Kolleginnen & Kollegen / Netzwerk

Das soziale und wissenschaftliche Miteinander war eines der Highlights: sehr offene Leute, starke Community-Kultur (Uni-Events, Sport, gemeinsame Ausflüge). Ich habe viel Unterstützung erfahren – fachlich, organisatorisch und persönlich. Das Netzwerk reicht von PhD-Student:innen bis hin zu technischen Staff, die sich um Core-Facilities kümmern. Daraus entstanden langfristige Kontakte und mögliche gemeinsame Projekte für die Zukunft wie PhD-Optionen.

Land, Kultur & Alltag in Tucson

  • Ersten Eindrücke: Die ersten Tage fühlten sich wie „ins kalte Wasser“ geworfen an: Wüste, Kakteen, große Hitze/geringe Luftfeuchtigkeit, aber kühle Nächte und die Zeitverschiebung von 9 Stunden waren ungewohnt. Schrittweise hat sich das aber sehr positiv entwickelt. Mein Laborteam hat dazu beigetragen, dass ich schnell Anschluss finde, sowie bietet die Universität zahlreiche Communities an zu der man sich zugehörig fühlt. Ich war z.B. Teil der Muslim Student Association (MSA) und wir haben gemeinsam zu Ramadan täglich das Fasten gebrochen, da wir uns gegenseitig als „Familie“ hatten und es wurden zahlreiche Trips organisiert. Worin ich mich aber sehr verliebt habe, waren die langen Öffnungszeiten der Geschäfte, trotz langem Arbeitstag konnte ich bis 23 Uhr meine Einkäufe erledigen. Man konnte bis 2 Uhr nachts Top Golf spielen gehen und man konnte Rund um die Uhr „doordashen“, die amerikanische Version von Lieferando. In Geschäften wie Walmart, Fry‘s oder Target kann man alle Erledigungen (Arzneimittel, Kleidung, Utensilien für die Wohnung, Nahrungsmittel) in einem Einkauf erledigen. Wenn man aber in Supermärkten wie Sprouts einkaufen möchte, dann muss man damit rechnen, dass man für  Bio-Nahrungsmittel auch viel mehr zahlen muss. In Amerika gilt: je ungesünder, desto billiger. Aber ich kann nicht leugnen, dass die Auswahl dort immens ist. Da Tucson sehr nah an der mexikanischen Grenze ist, hat sich das auch sehr an die Gastronomie ausgeprägt. Ich kann Birria Tacos und Burritos nur wärmstens empfehlen!
  • Mobilität: In Arizona ist ein Auto sehr nützlich, viele Orte sind mit öffentliche Verkehrsmittel schlechter erschlossen als in europäischen Städten. Daher habe ich oft Uber oder Lyft genutzt wenn ich wohin musste. Aber der Vorteil: Alle öffentlichen Verkehrsmittel sind kostenlos. Es gab den Sun Link, eine Straßenbahn die von Stadtzentrum bis Ende des Campus reicht. Der Nachteil davon: Obdachlose, die etwas gefährlich wirken, sind daher oft in Bus und Bahn unterwegs.
  • Natur & Freizeit: Tucson bietet schöne Natur wie den Saguaro National Park und tolle Wanderwege an. Wochenendtrips sind immer möglich und man kann sich ständig zum Wandern verabreden. Außerdem befindet sich Kalifornien nicht weit entfernt, daher konnte ich übers Wochenende nach in San Diego und dadurch eine unvergessliche Reise machen.
  • Sicherheit: Als persönliche Beobachtung: Es gab Berichte über Schussereignisse in der Region und Aspekte der Obdachlosigkeit im öffentlichen Verkehr. Aus Sicherheitsgründen war ich besonders nachts vorsichtig unterwegs. Solche Eindrücke können regional stark variieren, informiert euch lokal und haltet Notfallkontakte bereit.
  • Community-Feeling: Das Campus-Leben war genau so, wie man es aus amerikanischen Filmen kennt: große Abschlussfeiern, Sportevents, ein starkes Zugehörigkeitsgefühl. Das machte das Ankommen und die soziale Integration sehr leicht.

Allgemeine Eindrücke & persönliche Entwicklung

Der Forschungsaufenthalt war fachlich extrem bereichernd und persönlich transformierend. Die anfängliche Unsicherheit wich schnell einer großen Zufriedenheit: Ich habe fachlich viel gelernt und gleichzeitig persönlich an Selbstständigkeit, Resilienz und interkultureller Kompetenz gewonnen. Tucson fühlt sich inzwischen wie eine zweite Heimat an. Die Erinnerungen und die aufgebauten Beziehungen sind dauerhaft.

Empfehlungen & praktische Hinweise für zukünftige Bewerber:innen

  • Früh anfangen: Visum, Konsulatstermine, Versicherungen und Uni-Formalitäten brauchen Zeit.
  • Housing: Plant, dass viele Mietverträge 12 Monate dauern – Sublets über Facebook/Uni-Gruppen sind oft die schnellste Lösung.
  • Bewerbungsunterlagen: Research Proposal, Empfehlungsschreiben und Motivationsschreiben sollten professionell vorbereitet werden; fragt frühzeitig bei möglichen Professor:innen an (ein kurzes, präzises Erst-E-Mail hilft oft).
  • Marshall Plan: Behaltet die offizielle Seite und eure internationale Studienabteilung im Blick da Calls zu bestimmten Zeiten öffnen. Das Stipendium ist sehr empfehlenswert. Es lohnt sich, die Chance zu nutzen.

Kurz und Knapp

Wenn du die Möglichkeit hast – nutze eine Förderung wie das Marshall Plan Scholarship. Innerhalb kurzer Zeit kann so ein Aufenthalt fachlich enorm beflügeln, das eigene Netzwerk erweitern und persönlich sehr prägend sein. Halte die Augen auf für Calls, bereite das Research Proposal sorgfältig vor und nutze interne Uni-Ansprechpartner (International Office). Ich kann das Programm und den Aufenthalt in Tucson nur wärmstens empfehlen – „Bear Down, Wildcats!“ 🐾

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