Abenteuer Uganda: Vier Erasmus-Studierende berichten

Abenteuer Uganda: Vier Erasmus-Studierende berichten

Linda Schwarz,

Welche Herausforderungen birgt ein Studium oder Praktikum in Ostafrika in sich und welche kulturellen und hochschuldidaktischen Unterschiede gibt es? Vier Outgoing-Studierende der FH JOANNEUM sprachen mit uns über ihre Erfahrungen in Uganda, der „Perle Afrikas“ und über ein außergewöhnliches Erasmus-Semester.

Vier Studierende unterschiedlicher Studienrichtungen an der FH JOANNEUM machten sich aus unterschiedlichen Gründen auf den Weg nach Uganda: Saba Ghalib und David Rumetshofer studieren an der Nkumba University, während Celine Raffling und Anna Schrempf ihr Pflichtpraktikum bei einer Reiseagentur und in einem Krankenhaus absolvieren. Alle Outgoing-Studierenden werden dabei über ERASMUS+ International Credit Mobility gefördert. Die FH JOANNEUM freut sich sehr über diese interessante und aufstrebende Partnerschaft mit der Nkumba University sowie mit Praktikumsorganisationen in Uganda, die dank ERASMUS+ International Credit Mobility richtig lebendig und aktiv wurde.

Seit fast drei Monaten besucht Saba Ghalib die Nkumba Universität in Entebbe. An der FH JOANNEUM Graz ist sie Studierende am Masterstudiengang „Business in Emerging Markets“, in Uganda belegt sie hingegen verschiedene BWL-Kurse.

Warum Uganda?
Saba Ghalib: Die Herausforderung hat mich gereizt und aufgrund meines Studiums wollte ich unter Extrembedingungen herausfinden, wie man mit Faktoren wie Korruption umgeht. Nach meinem ersten Erasmus-Aufenthalt in Spanien gab es in dem Erasmus-Fragebogen einige Fragen zum Thema Identität als Europäer und ich habe mich nie als Europäerin wahrgenommen. Hier in Uganda fühle ich mich das erste Mal europäisch. Ich werde oft nach meiner Heimat gefragt und erzähle von europäischen Werten, europäischer Geschichte und dem Alltag in Europa.

Was konntest du während deines Auslandaufenthalts lernen?
Saba Ghalib: Die Universität und das Universitätsleben sind eine große Herausforderung. Nichtsdestotrotz lerne ich viel, verbessere hier insbesondere diverse Soft Skills und übe mich in Diplomatie und Geduld. Meine Kommilitoninnen und Kommilitonen haben mich herzlich aufgenommen und der Abschied wird mir schwerfallen. Das Semester endet im Dezember und danach freue ich mich darauf, Ostafrika zu bereisen.

Saba Ghalib auf einer Safari.
Trotz des Studiums bleibt Zeit für eine Safari. Saba Ghalib besuchte die Masai Mara in Kenia.

Auch David Rumetshofer studiert an der Nkumba Universität in Entebbe. Aufgrund seines Masterstudiums „Gesundheitsmanagement im Tourismus“ an der FH JOANNEUM in Bad Gleichenberg interessiert er sich als Touristiker für fremde und exotische Orte.

Warum ist deine Wahl auf die Nkumba Universität in Uganda gefallen?
David Rumetshofer: Die FH JOANNEUM in Bad Gleichenberg pflegt eine gute Partnerschaft mit der Nkumba Universität und ich habe bereits zahlreiche Reisen an entfernte Orte unternommen, doch Afrika stellte bislang einen blinden Fleck auf meinem Globus dar. Deshalb entschied ich mich dafür, hierher zu kommen.

Welche Unterschiede gibt es zwischen der FH JOANNEUM und der Universität in Uganda?
David Rumetshofer: Das Land birgt diverse Herausforderungen mit sich, speziell auf der Universität finden sich in puncto Verlässlichkeit, Struktur, Zeitmanagement und Qualität der Lehre andere Maßstäbe als in westlichen Ländern. Die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Nkumba Universität bleibt jedoch unbestritten.

David Rumetshofer blickt auf einen Nationalpark in Uganda.
In Uganda gibt es viele Nationalparks mit atemberaubender Tier- und Pflanzenwelt, sie bieten ein einmaliges Erlebnis für den Austauschstudierende.

Celine Raffling absolviert ihr Berufspraktikum im Rahmen ihres Bachelorstudiums „Management Internationaler Geschäftsprozesse" bei der Reiseorganisation Across Africa in Kampala in Uganda.

„Der Büroalltag ist wahrlich alles andere als europäisch, auch wenn die Arbeiten grundsätzlich die gleichen sind“, erzählt Celine Raffling. Bestellungen für die Lodge bei Großhändlern funktionieren zum Beispiel nicht einfach per E-Mail oder über einen Anruf, sondern bedeuten einen ganzen Tag in Downtown mit einem Boda Boda als Transport und einem letzten Stopp an der Bushaltestelle, um alles auf die Reise zu schicken.

Wie würdest du die Stadt Kampala und ihre Einwohner beschreiben?
Celine Raffling: Kampala ist anfangs einfach überwältigend. Man muss sich zuerst an die Menschenmassen und Fahrzeuge gewöhnen, die sich scheinbar chaotisch durch die Stadt zwängen. Trotzdem schaffte es Kampala von Beginn an, mich zum Schmunzeln zu bringen. Die Menschen in Uganda sind stolz und berichten gerne von der Kultur, den Religionen und Traditionen. Sieversuchen, dass man als Besucherin oder Besucher so viel wie möglich zu sehen bekommt. Zugleich sind sich die Menschen hier in Kampala sehr wohl der Missstände des Landes bewusst. So haben sich schon an vielen Abenden die interessantesten Gespräche über unsere verschiedenen Kulturen entwickelt.

Celine Raffling (Mitte) zusammen mit ihren Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern, Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen sowie zweien ihrer vier Hunde.
Celine Raffling (Mitte) zusammen mit ihren Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern, Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen sowie zweien ihrer vier Hunde.

Anna Schrempf ist Studierende des Bachelorstudiengangs „Gesundheits- und Krankenpflege“ an der FH JOANNEUM und arbeitet derzeit in einem Krankenhaus in Entebbe, weil sie wissen wollte, wie die medizinische Versorgung außerhalb Österreichs funktioniert.

Welche Unterschiede gibt es zwischen dem Leben in Uganda und dem in Österreich?
Anna Schrempf: Die Lebensumstände sind anders und nicht zu vergleichen mit jenen in Österreich. Es gibt zum Beispiel kein fließendes Wasser, keine Dusche und die Wäsche wird mit bloßen Händen gewaschen. Auch „westliche“ Toiletten sind hier nicht üblich. Hat man sich jedoch erst einmal an diese neuen Umstände gewohnt, lässt es sich gut leben.

Wie verläuft dein Praktikum im Krankenhaus?
Anna Schrempf: Im Krankenhaus erwartete mich eine völlig andere Welt. Für Uganda ist das Krankenhaus ein sehr gutes, jedoch mit österreichischen Standards nicht zu vergleichen. Im Zuge meines Praktikums habe ich die Möglichkeit, wöchentlich durch die Abteilungen zu rotieren, um überall Einblicke zu gewinnen. Angesichts der hygienischen Situation und der teilweise fehlenden Materialien wurde ich dabei jeden Tag vor neue Herausforderungen gestellt. Ich musste lernen, mit den vorhandenen Materialien zurecht zu kommen und lernte, dass Krankheiten wie Malaria, HIV/Aids und Tuberkulose in Uganda gang und gäbe sind.

Was war dein Highlight in Uganda?
Anna Schrempf: Ein besonderes Erlebnis meines Aufenthalts war die Safari im Murchison Falls Nationalpark, bei der wir verschiedene Tiere wie Giraffen, Löwen, Elefanten, Pumbas und Gazellen in ihrer freien Natur beobachten durften.

Anna Schrempf mit zwei Frauen aus Uganda.
Die Ugander sind höfliche und gastfreundliche Menschen - Anna wurde herzlich in die Gemeinschaft aufgenommen.
Hinweis:

Studierende der FH JOANNEUM haben die Möglichkeit, ihr Auslandssemester an einer europäischen Partneruniversität über das ERASMUS+ Programm oder an einer außereuropäischen Partneruniversität (Joint Study) zu absolvieren. Die Mobilitäten werden über ERASMUS+ International Credit Mobility gefördert.