Simulationstraining in der Ernährungsberatung
Die „Diätologie“-Studierende konnten beim Simulationstraining viel lernen. Foto: FH JOANNEUM

Simulationstraining in der Ernährungsberatung

Stefanie Berger, Manuela Hatz, Maria Preininger und Isabella Zechner ,

Im Rahmen des Unterrichtsfaches Beratungstechnik nahmen Studierende des Bachelorstudienganges „Diätologie“ erstmalig an einem speziell auf sie zugeschnittenen interprofessionellen Simulationstraining zum Thema „Ernährungsberatung im Akutsetting Krankenhaus“ teil.

Optimale Vorbereitung für die Praxis im geschützten Rahmen

Im Simulationszentrum des Instituts Gesundheits- und Krankenpflege werden regelmäßig Trainings durchgeführt, um unterschiedliche Situationen aus der Praxis der Pflege zu üben. Dies ermöglicht den Studierenden in einer sicheren und geschützten Lernumgebung gezielt pflegerische Handlungen und Abläufe zu üben, um optimal für die Praxis vorbereitet zu werden. Das Simulationszentrum ist u.a. mit lebensgroßen Puppen (high-fidelity Simulatoren) ausgestattet, die üblicherweise die Patientinnen- und Patientenrollen einnehmen, um realitätsnahe Situationen üben zu können. Doch auch die Übernahme von verschiedenen Rollen durch die Studierenden selbst ist sehr lehrreich.

In der Simulation als Diätologin habe ich mich anfänglich überfordert gefühlt und so, als würde man mich nicht richtig wahrnehmen. Vor allem bei der anschließenden Besprechung konnten wichtige Punkte erarbeitet, Unsicherheiten behoben und ein sicheres Gefühl für die kommenden Praktika vermittelt werden.

Melisa Ruprechter, Studentin

Da komplexe Krankheitsbilder und herausfordernde zwischenmenschliche Situationen auch in der Ernährungsberatung eine große Rolle spielen, wurde von den Instituten Diätologie und Gesundheits- und Krankenpflege ein Pilotprojekt ins Leben gerufen, im Rahmen dessen erstmals ein Simulationstraining für „Diätologie“-Studierende entwickelt und durchgeführt wurde.

Die Studierende begeben sich in verschiedene Rollen und lernen so unterschiedliche Perspektiven kennen.
Foto: FH JOANNEUM
Die Studierende begeben sich in verschiedene Rollen und lernen so unterschiedliche Perspektiven kennen.

Pilotprojekt zur Weiterentwicklung der Ernährungsberatungskompetenz

Ziel der Kooperation war es nicht nur, mit dieser innovativen Lehr- und Lernform die Kompetenzentwicklung im Bereich der Kommunikation und Beratungstechnik zu unterstützen, sondern auch die Anwendung von relevanten fachlichen Aspekten zu fördern. Darüber hinaus schaffen besonders das Erleben und Bewusstwerden in den einzelnen Situationen/Rollen ein großes Potenzial für die Weiterentwicklung der Studierenden. So konnten unterschiedliche Blickwinkel in einem geschützten Umfeld erlebt werden, die im künftigen Praxisalltag ein besseres Verstehen und Hineinversetzen in zum Beispiel Patientinnen und Patienten, Angehörige und Kolleginnen und Kollegen anderer Disziplinen ermöglichen.

Die Rolle der Patientin zu spielen hat mir gezeigt, wie wichtig die Rahmenbedingungen sind, wenn man über das sensible Thema Ernährung spricht. Da ich eine ältere Dame mit Gehörproblemen dargestellt habe, wurde mir bewusst, wie wichtig es ist, Inhalte zu wiederholen, laut genug zu sprechen und auch zu erklären, was als Nächstes passiert. Die Simulation ist eine tolle Gelegenheit in einem sicheren Umfeld Beratungstechniken anzuwenden und Erfahrungen zu sammeln.

Karina Gruber, Studentin

In Ernährungsberatungen ist es neben der fachlichen Kompetenz beispielsweise wesentlich, auf eine gute Beziehungsebene zu achten und die Patientin beziehungsweise den Patienten in den Mittelpunkt zu stellen. Das bedeutet auch, dass ein kompetenter Umgang mit Störungen der Beratungssituation erfolgen muss, die vor allem im klinischen Setting immer auftreten können. Das Fördern von Therapiemotivation ist ein weiterer wesentlicher Faktor, der durch gezielte Fragetechniken sowie klare und realistische Zielvereinbarungen erreicht werden kann.

Ob Patientinnen, Patienten oder Angehörige - die Studierenden konnten viel neues Wissen mitnehmen.
Foto: FH JOANNEUM
Ob Patientinnen, Patienten oder Angehörige - die Studierenden konnten viel neues Wissen mitnehmen.

Rollenverständnis und Interprofessionalität fördern

Der Fokus der simulierten Szenarien lag neben der interdisziplinären Kommunikation zwischen Diätologie, Pflege und Medizin auf der Ernährungsberatung zu einem ausgewählten Fachgebiet. Im Rahmen der Beratung kamen neben der Patientin beziehungsweise dem Patienten auch weitere wichtige Rollen, wie die von Angehörigen oder Zimmernachbarinnen und -nachbarn zum Tragen, die ebenfalls von den Studierenden dargestellt wurden. Da die Herstellung von Praxisnähe ein wesentliches Element der Simulation ist, wurden in das Training besonders auch der Umgang mit Störungen und unvorhersehbaren Situationen miteinbezogen.

In der Rolle der Angehörigen habe ich mich in der Simulation von der Diätologin nicht ausreichend wahrgenommen gefühlt und ich wurde nicht in das Gespräch mit einbezogen, was dazu führte, dass ich mich geärgert habe. In der Ernährungstherapie können Angehörige ein sehr wichtiger Faktor für die Umsetzung sein. Sie sollten daher der Situation entsprechend in das Gespräch eingebunden werden.

Katharina Lackner

Um die Reflexionsfähigkeit der Studierenden zu schulen und gezielt Feedback zu geben, wurden die Handlungen aus den Trainingsszenarios gemeinsam aufgearbeitet und kritisch reflektiert. Dazu wurden sowohl die fachlich-inhaltlichen als auch beratungstechnisch-kommunikativen Aspekte detailliert nachbesprochen.

Tipp:

Mehr zum Bachelorstudium „Diätologie“.