Jobbezeichnung: Gesundheits- und Krankenpflegeperson
Institution: Kitogani District Hospital
Ort: Kitogani
Zeitraum: 08.03.2025 – 16.05.2025
Fakten zu unserem Auslandspraktikum:
An unserem ersten Tag im Krankenhaus auf Sansibar erhielten wir zunächst einen Rundgang durch das gesamte Gebäude. Uns wurden alle Stationen gezeigt, darunter auch die Geburtshilfe („Maternity“), wo wir gleich Frauen sahen, die bereits in den Wehen lagen. Gegen 9 bis 10 Uhr begann die tägliche Visite – sie umfasste Frauen-, Männer- und Kinderstationen sowie die Geburtsnachsorge. Besonders auffallend war, dass sich der behandelnde Arzt sehr viel Zeit für jede:n Patient:in nahm. Die Frauen wurden ausführlich zur Ernährung, zum Stillen und zur Selbstbeobachtung aufgeklärt – ebenso zu möglichen Warnzeichen bei sich selbst oder dem Neugeborenen.
Auf der Notaufnahme („Emergency“) begann jeder Patientenkontakt mit der Erhebung der Vitalzeichen: Temperatur, Puls, Blutdruck und Sauerstoffsättigung. Anschließend erfolgte ein kurzer Arztkontakt zur Diagnosestellung und Medikation. Danach kamen die Patient:innen zu uns – wir verabreichten Medikamente, führten Impfungen durch oder versorgten Wunden mit Verbandswechseln. Aufgrund mangelnder steriler Bedingungen wurden vor allem viele Antibiotika eingesetzt. Schwere Fälle wurden stationär aufgenommen, der Großteil der Patient:innen jedoch ambulant behandelt.
Wir wurden von Anfang an sehr herzlich empfangen. Das Team vor Ort war äußerst bemüht, uns ihre Arbeitsweise zu erklären – gleichzeitig zeigten sie auch Offenheit für unsere Vorschläge aus dem schulischen Kontext, die in der Praxis zum Teil direkt umgesetzt wurden. Die Kommunikation mit den Patient:innen war teilweise herausfordernd, da viele kein Englisch sprachen. Dennoch gelang eine einfache Verständigung auf Swahili, da wir während des Praktikums einige Grundkenntnisse erlernten. Vieles konnte zudem über Körpersprache, Mimik und einfühlsames Auftreten transportiert werden.
Beruflich mitgenommen haben wir:
- ein neues Bewusstsein für die Bedeutung von Hygienestandards und steriler Arbeitsweise, die bei uns in Österreich selbstverständlich sind.
- Dankbarkeit dafür, dass Schmerzmanagement – insbesondere bei Kindern – bei uns eine hohe Priorität hat.
- die Erkenntnis, dass auch in einem Umfeld mit eingeschränkten Ressourcen eine funktionierende Patientenversorgung möglich ist – durch Zusammenarbeit und Flexibilität.
Privat mitgenommen haben wir:
- die Erfahrung, wie viel zwischenmenschliche Kommunikation auch nonverbal möglich ist, wenn man sich auf andere Kulturen einlässt.
- ein neues Verständnis für Lebensrealitäten außerhalb Europas, besonders im Umgang mit Gesundheit, Armut und medizinischer Versorgung.
- große Wertschätzung für alltägliche Dinge, wie sauberes Wasser, Strom, funktionierende Logistik und medizinisches Material.
- die Erkenntnis, wie wichtig Offenheit, Geduld und Respekt im Umgang mit Menschen aus anderen Kulturen ist.
- viele bewegende menschliche Begegnungen, die meinen Blick auf Pflege und Menschlichkeit nachhaltig geprägt haben.
Das Leben im Ort unserer Praktikumsstelle:
Unsere Praktikumsstelle befand sich im Kitogani District Hospital, einem staatlichen Krankenhaus im ländlichen Zentrum Sansibars. Das Leben in dieser Region war geprägt von einfachen Verhältnissen, enger Dorfgemeinschaft und einem ganz anderen Tempo als wir es aus Europa gewohnt sind. Die medizinische Versorgung erfolgt dort mit sehr begrenzten Mitteln, und dennoch waren die Mitarbeitenden engagiert, flexibel und bemüht, das Beste für ihre Patient:innen zu tun.
Untergebracht waren wir im etwa 30 Minuten entfernten Paje, einem Küstenort an der Ostseite der Insel. Paje ist bekannt für seine weißen Sandstrände und das türkisfarbene Meer, was uns die Möglichkeit gab, nach den Diensten in der Klinik zur Ruhe zu kommen. Der Ort ist bei Rucksacktourist:innen beliebt, weshalb wir dort auch andere junge Menschen aus aller Welt trafen. Die Mischung aus traditionellem Leben und touristischer Infrastruktur war spannend – man konnte sowohl das einfache Dorfleben als auch ein Stück Internationalität erleben.
Freizeitaktivitäten wie Schnorcheln, Delfin schwimmen, Kajakfahren, Strandspaziergänge oder Besuche lokaler Märkte machten unseren Aufenthalt sehr abwechslungsreich. Auch kurze Ausflüge in andere Orte auf der Insel – z. B. nach Stone Town – waren möglich und boten weitere kulturelle Eindrücke. Die Menschen auf Sansibar sind offen, freundlich und hilfsbereit. Besonders schön war es, mit den Einheimischen in Kontakt zu kommen – sei es beim Einkaufen, beim gemeinsamen Tee oder beim Erlernen einfacher Swahili-Wörter, was unsere Integration erleichterte.
Die Orientierung vor Ort fiel uns nach kurzer Zeit nicht mehr schwer. Zwar war die Infrastruktur einfach, doch mit etwas Geduld und Offenheit fand man sich gut zurecht. Auch die Wohnungssuche war dank Unterstützung vor Ort schnell erledigt – wir lebten gemeinsam in einem einfachen, aber funktionalen Hostel mit Küche, Strom und Ventilator. Der tägliche Arbeitsweg war gut zu organisieren, meist mit dem Dala Dala/Convey (öffentlicher Kleinbus) oder Tuk Tuk.
Kurzes Fazit zu unserem Praktikum:
Das Auslandspraktikum auf Sansibar war für uns eine prägende und tief bereichernde Erfahrung – beruflich wie persönlich. In der Zusammenarbeit mit dem Team im Krankenhaus von Kitogani konnten wir nicht nur unser pflegerisches Wissen erweitern, sondern auch lernen, wie Pflege unter einfacheren Bedingungen dennoch professionell und menschlich durchgeführt werden kann. Besonders beeindruckt hat uns der respektvolle Umgang mit den Patient:innen sowie die Geduld und Hingabe, mit der die Menschen dort ihre Arbeit leisten – trotz knapper Ressourcen.
Privat haben wir gelernt, wie viel Kommunikation auch ohne gemeinsame Sprache möglich ist – durch Mimik, Körpersprache und einfaches Zuhören. Das Leben in Paje zeigte uns, wie wichtig kulturelle Offenheit, Anpassungsfähigkeit und gegenseitiger Respekt im internationalen Kontext sind. Wir nehmen viele wertvolle Eindrücke, persönliche Entwicklung und neue Perspektiven mit nach Hause – und auch eine tiefe Dankbarkeit für das Gesundheitssystem und die Möglichkeiten, die wir in Österreich haben.
Dieses Praktikum hat unseren Blick auf die Pflege, aber auch auf das Leben im Allgemeinen erweitert – und wird uns mit Sicherheit in unserem weiteren Berufsweg begleiten.