Warum haben Sie sich für die Leitung des Studiengangs beworben?
Seit Beginn meiner beruflichen Laufbahn bewege ich mich im akademischen Bereich. An der Medizinischen Universität Graz konnte ich praktische Dissertationsseminare für internationale Studierende halten und dabei meine Freude am Wissensvermitteln entdecken. Diese Begeisterung habe ich mit meinem hauptberuflichen Lehrauftrag an der FH Kärnten weiter vertieft und meine didaktischen Fähigkeiten erweitert. Durch meine Erfahrung in der Biomedizinischen Analytik – sowohl in Forschung als auch in der Diagnostik – habe ich einen umfassenden Überblick über aktuelle und zukünftige Anforderungen in diesem Bereich. Es ist mir ein Anliegen, das Studium innovativ und praxisnah zu gestalten, um Studierende bestmöglich auf ihre berufliche Zukunft vorzubereiten. Zudem stelle ich oft fest, dass viele Menschen nicht genau wissen, was Biomedizinische Analytiker:innen überhaupt tun. Die Covid-PCR-Tests haben das Bewusstsein für unseren Beruf zwar etwas geschärft, aber die Sichtbarkeit und Wertschätzung unserer Berufsgruppe weiter zu stärken, ist mir ein großes Anliegen.
Wie sieht Ihr beruflicher Werdegang aus?
Ich habe 2005 die Ausbildung an der Akademie des Medizinisch-Technischen Laboratoriumsdienstes absolviert und anschließend an der FH JOANNEUM nachgraduiert, wo ich 2017 den Masterstudiengang „Massenspektrometrie und Molekulare Analytik“ abgeschlossen habe.
Beruflich war ich 15 Jahre an der Medizinischen Universität Graz in der medizinischen Forschung tätig – von der Krebsforschung bis hin zur Perinatalen Forschung. Hier bin ich auch thematisch geblieben und bearbeite meine Dissertation in der Forschungseinheit Early Life Determinants (ELiD). Mein Forschungsschwerpunkt liegt dabei auf der Plazentaforschung sowie den Auswirkungen mütterlicher metabolischer Erkrankungen auf plazentare Endothelzellen und zirkulierende microRNAs.
Parallel zum Doktoratsstudium habe ich 2020 eine Stelle als hauptberuflich Lehrende für Biomedizinische Analytik an der FH Kärnten angenommen – und das mitten in der Pandemie, inklusive des Studiengangs-internen Aufbaus eines Covid-19-Testlabors während des Lehrbetriebs. Hier konnte der Aufbau eines diagnostischen Labors direkt in den Unterricht transferiert werden.
Was möchten Sie Ihren Studierenden vermitteln?
Die Neugier, physiologische und pathophysiologische Prozesse bis ins kleinste Detail zu verstehen, und auch zu analysieren, ist die Grundlage unseres Berufs. Diese Neugier sollen sich Studierende bewahren – verbunden mit dem Anspruch, Laborprozesse stetig zu optimieren und effizienter zu gestalten. Die Biomedizinische Analytik ist durch ihre Vielfalt besonders spannend: Von mikrobiologischen Analysen über Histologie und das Screenen von Blutbildern bis hin zu komplexen genetischen Tests – all diese Methoden erfordern fundiertes Wissen und praktische Fertigkeiten. Ich ermutige Studierende, sich breit aufzustellen, neue Technologien zu erlernen und digitale Kompetenzen zu entwickeln. Wer sich kontinuierlich weiterbildet, hat hervorragende Zukunftsaussichten. Sehr empfehlen kann ich auch einen Auslandsaufenthalt, sei es im Rahmen von Erasmus Student Mobility oder Staff Training. Meine eigenen internationalen Erfahrungen haben meinen beruflichen Weg maßgeblich geprägt.
Welche Entwicklung sehen Sie für das Fach der Biomedizinischen Analytik?
Die Diagnostik wird zunehmend automatisiert, was höhere Durchsatzraten und präzisere Messmethoden ermöglicht. Dies erfordert von Biomedizinischen Analytiker:innen verstärkte Kompetenzen in Qualitätssicherung und Gerätemanagement. Gleichzeitig gibt es weiterhin viele manuelle Methoden, die spezielles Know-how und praktische Fertigkeiten verlangen – besonders in der Forschung und bei der Entwicklung neuer Verfahren.
K.I. und Machine Learning werden voraussichtlich die klassische Mikroskopie verändern: Blutbilder könnten künftig am Monitor analysiert werden, während Algorithmen auffällige Zellen vorselektieren. Die Molekulare Diagnostik wird sich weiterentwickeln, insbesondere im Bereich der Personalisierten Medizin und auch die Mikrobiomanalyse wird dadurch immer mehr an Bedeutung erlangen. Hier sind BMAs nicht nur für präzise Analysen verantwortlich, sondern müssen auch große Datenmengen auswerten können – wofür bioinformatische Kompetenzen immer wichtiger werden. Diese Kompetenzen werden bereits in unserem Masterstudiengang „Massenspektrometrie und Molekulare Analytik (MMA) vertieft.
Darüber hinaus wird Nachhaltigkeit im Labor immer wichtiger. Ressourcenmanagement und umweltfreundliche Arbeitsweisen sollten daher stärker in der Ausbildung verankert werden – ein Aspekt, der mit der Novellierung des MTD-Gesetzes auch im neuen Curriculum berücksichtigt werden soll.