Porträt

Julia Pendl

Mein Auslandssemester auf der Erasmushogeschool Brussel, Belgien.

 
Die Ankunft

Gemeinsam mit meinem Freund, der mich für ein paar Tage begleitete, ging die Reise Anfang September 2015 los: mit dem Flugzeug von Wien nach Brüssel-Zaventem, dem größten Flughafen Belgiens, danach direkt mit dem Bus zur Erasmushogeschool Brussel (EhB), Campus Jette. Hier befindet sich auch das Studierendenwohnheim. Wir haben wir uns gleich nach der Ankunft ein Auto gemietet und die Gegend erkundet.

Um alle Formalitäten zu regeln, traf ich schon am ersten Tag Tom Peeters, meinen Erasmuskoordinator der Erasmushogeschool. Er zeigte mir auch die nähere Umgebung und führte mich durch das Krankenhaus, in dem ich mein Praktikum absolvieren würde.

Das Wohnen

Für mich war es die einfachste und billigste Option, ein Zimmer im dortigen Studierendenwohnheim zu mieten. Das Wohnheim befindet sich direkt neben dem UZ Brussel – Universitätsklinikum der Vrije Universiteit Brussel – , wo ich meinen Praktikumsplatz hatte. Das war recht praktisch, da ich gerade mal fünf Minuten zu Fuß zur Arbeit gehen musste.

Der Preis für das möblierte Einzelzimmer belief sich auf 300 Euro pro Monat. Die Einrichtung bestand aus Schreibtisch, Sessel, Bett, Regal, Schrank, Kühlschrank und Waschbecken. Pro Stockwerk gab es eine „Küche“ mit Kochgelegenheiten wie Mikrowelle und Herdplatten. WC und Dusche gab es zweimal pro Stockwerk. Die Gemeinschaftsräume teilte man mit ungefähr 30 bis 40 anderen Personen. Es kam zwar mehrmals in der Woche eine Reinigungskraft, die die gemeinschaftlich genutzten Räumlichkeiten putzte, doch bei so vielen Menschen wird es sehr schnell schmutzig. Also anspruchsvoll darf man in diesem Wohnheim nicht sein. Trotzdem würde ich mir dort wieder ein Zimmer nehmen. Denn wir waren rund 20 bis 25 Erasmusstudierende im Wohnheim: Wir haben gemeinsam gekocht und sind oft abends in der Küche gemütlich zusammengesessen und haben getrunken, gespielt, getratscht und gelacht.

Der Orientation Day

Mitte September fand ein Orientation Day für alle ausländischen Studierenden statt. Dabei bekamen wir eine Stadtführung durch Brüssel, es gab eine Jause und wir besuchten einige wirklich interessante Infoveranstaltungen.

Das Praktikum am UZ Brussel

Montag bis Freitag hieß es für mich arbeiten. Mein Praktikumsplatz war am UZ Brussel – Centrum voor Medische Genetica, Department of Embryology and Genetics, Preimplantation Genetic Diagnosis (PGD). Im Labor arbeiteten zwei PhDs und zehn Biomedizinische Analytikerinnen und Analytiker. Die Arbeitszeiten waren flexibel, ich konnte anfangen und aufhören wann ich wollte, sollte aber auf meine acht Stunden und sechs Minuten pro Tag kommen.

Mein Betreuer im Labor, Pieter Verdyck, hatte immer ein offenes Ohr für mich und meine Fragen. Da es sich bei diesem Krankenhaus um ein flämisches handelte, wurde unter den Kolleginnen und Kollegen hauptsächlich flämisch gesprochen, was natürlich ein bisschen schade war, da ich kein flämisch spreche. Ich habe mich daher mit ihnen in Englisch unterhalten. Da dieses Labor regelmäßig – auch ausländischen – Studierenden Praktika anbietet, sprachen alle nicht nur sehr gut Englisch, sondern waren auch stets hilfsbereit.

Am Beginn meines Praktikums hatte ich ein Trainings-Sheet zu erfüllen: Dabei musste ich den wichtigsten Methoden einmal theoretisch folgen und im Anschluss daran diese dreimal unter Supervision anwenden. Danach konnte ich selbstständig arbeiten. In der Zeit, wo ich keine Arbeit hatte, weil keine Proben beziehungsweise Primer zur Verfügung standen, entwickelte ich ein neues PCR-Protokoll. Dies gehörte nicht wirklich zu meinem Bachelor-Projekt und so konnte ich zusätzliche Praxiskenntnisse erwerben.

Besonders gut gefallen hat mir der Tag in der IVF-Klink, den mein Betreuer organisiert hatte. Mir wurde die ganze Einrichtung gezeigt und alles gut erklärt. Ich durfte sogar bei einigen Embryo-Biopsien dabei sein.

Die Ausflüge

Es gab auch das Erasmus Student Network – ESN – Brussels, das Veranstaltungen wie Pub Crawls und Spieleabende oder Ausflüge für Erasmus-Studierende organisiert. Wir machten mit dieser Organisation einen Ausflug nach Brügge. Die anderen Ausflüge organisierten wir selbst, weil uns das Erasmus Student Network nicht sehr gut gefiel. Kleine Tagestrips in andere Städte wurden außerdem aufgrund des „Brussels Lockdown“ abgesagt. Diese Trips holten wir später nach. Sie führten mich unter anderem nach Gent, Antwerpen, Namur, Tournai und Oostende sowie zweimal in die Niederlande nach Rotterdam und nach Amsterdam.

Die Kosten

Finanziell betrachtet, bin ich mit dem Geld recht gut ausgekommen. Hauptsächlich auch darum, weil ich Unterstützung von meinen Eltern bekam. Ich bekomme keine Studienbeihilfe, also blieben mir pro Monat ungefähr 200 Euro von der Kinderbeihilfe und 282 Euro von der Erasmusbehörde. 80 Prozent des Erasmusgeldes wird vor Antritt des Aufenthaltes ausbezahlt, 20 Prozent bekommt man danach. 300 Euro kostete die Miete und ungefähr 100 bis 150 Euro die Ernährung. Dazu kamen noch Kosten für diverse Ausflüge, Ausgehen und Dinge, die man sich einfach hin und wieder einmal gönnen muss: vor allem in Belgien, dem Land der Schokolade und Waffeln, des Biers und der Pommes Frites!

Alles in allem war mein Semester vom 9. September 2015 bis 1. Februar 2016 in Brüssel eine tolle Erfahrung und eine Bereicherung für mein weiteres (berufliches) Leben.