Bamboolution: „Architektur“-Absolventin der FH JOANNEUM gründet Start-up mit niederländischem Unternehmer 6
Auf einer Farm in der Nähe von Kampala soll vermehrt Bambus vermehrt und gepflanzt werden. Foto: © Christina Teusl

Bamboo Village Uganda und Bamboolution: „Architektur“-Absolventin der FH JOANNEUM gründet Start-up mit niederländischem Unternehmer

Niklas Sieger,

Christina Teusl, Absolventin des Masterstudiengangs „Architektur“ der FH JOANNEUM, machte sich im Anschluss an ihr Auslandssemester in Uganda gemeinsam mit einem holländischen Unternehmer selbstständig. Mit der Firma Bamboolution versucht sie nun, ein eigenes Dorf aus Bambus für bis zu 200 Familien aufzubauen.

Bereits in ihrer Masterarbeit, welche sie im Rahmen ihres Auslandssemesters in Uganda verfasste, widmete sich Christina Teusl dem Thema Bambus als Konstruktionsmedium. Sie entwickelte ein Bildungskonzept für Waisen im Alter zwischen zwölf und 18 Jahren und plante einen Campus auf rund 0,3 Hektar für vier Klassen. Diesem legte sie ein Selbsterhaltungskonzept zugrunde, bei dem die Schülerinnen und Schüler selbst Bambus anpflanzen und so Möbel und Produkte herstellen können. Das integrative Bildungskonzept in Verbindung mit Bambus als Konstruktionsmaterial wäre einzigartig und das erste Projekt dieser Art für Uganda.

Auf diese Weise entstand die Idee zum aktuellen Start-up Bamboolution in den Niederlanden, welches Christina Teusl gemeinsam mit ihrem holländischen Geschäftspartner Henri Potze in Anlehnung an das Unternehmen Bamboo Village Uganda gegründet hat. Mit Bamboolution werden Projekte in Zusammenhang mit Bambuskonstruktionen realisiert. Die Uganda Bamboo Association mit rund 300 Mitgliedern ist der Auffassung, dass Bambus in den nächsten 20 Jahren das Hauptkonstruktionsmaterial in Uganda sein wird. Gleichzeitig werden 40- bis 60.000 Hektar in Uganda nicht für den Bau oder die Produktion genutzt. Generell sind Bambuskonstruktionen in Uganda noch nicht etabliert. Das Unternehmen Bamboolution möchte mit seinen Konstruktionen und Produkten die zahlreichen Vorzüge von Bambus als Baumaterial der Bevölkerung näherbringen.

Christina Teusl und Henri Potze sitzen mit zwei Handwerkern auf einer Terrasse.
Beim Meeting zur Bambus-Produktentwicklung wurde die weitere Vorgehensweise besprochen. Foto: © Christina Teusl

Mit Bambus das Klima schützen

Genau hier setzt das Unternehmen an. „Bambus nimmt extrem viel Kohlendioxid aus der Luft auf – auch, wenn es verbaut wird, absorbiert es noch CO2“, so Christina Teusl, die mit Bamboo Village Uganda den weltweiten CO2-Ausstoß senken und das Leben in Uganda nachhaltig verbessern will. Dafür kooperiert das Unternehmen mit zahlreichen Partnern in der Region Nakasongola im Zentrum des Landes. Dort leben rund 125.000 Menschen, viele von ihnen arbeiten in der Landwirtschaft.

Konkret soll in den nächsten Jahren ein Dorf aus Bambuskonstruktionen für bis zu 200 Familien entstehen, in weiterer Folge sind auch ein medizinisches Zentrum, eine Kirche, ein Supermarkt, Handwerksgeschäfte sowie eine Schule geplant. „Bildung ist das Um und Auf“, so Christina Teusl. „In Uganda gibt es keine verpflichtende Schulbildung. Die Primary School besuchen zwar noch über 90 Prozent der Kinder, ab der Secondary School nimmt diese Zahl jedoch deutlich ab, weil viele Kinder für die Arbeit auf den Feldern gebraucht werden.“

Ein Handwerker zeigt die Herstellung seiner Bambusprodukte.
Ezra, einer der Craftsmen, demonstriert die Herstellung seiner Bambusprodukte. Foto: © Christina Teusl

Für selbige werden aktuell auch Freiwillige gesucht – ebenso wie Praktikantinnen und Praktikanten für die Marktanalyse am Firmenstandort in den Niederlanden. Eine Kooperation mit der FH JOANNEUM, bei der Praktikantinnen und Praktikanten aus entsprechenden Studiengängen aufgenommen werden, um die Entwicklung des Unternehmens aktiv voranzutreiben, findet ebenso statt. Für das Projekt in Uganda hofft Christina Teusl, dass der Wwoofing-Trend einige Nachwuchsfarmerinnen und -farmer auf die Bambusfelder in Nakasongola bringt und diese wiederum mit ihrem Know-how positiv zur Entwicklung des Projekts beitragen. Gerade ist das erste Gewächshaus fertig geworden, langfristig sind in Touristengegenden auch Bambus-Airbnb's geplant.

Die Bambus-Handwerker mit Henri Potze und Christina Teusl.
Die Bambus-Craftsmen helfen bei den Konstruktionen mit. Foto: © Christina Teusl

Ziel des Projekts ist es auch, als Best-Practice-Beispiel mit gutem Beispiel voranzugehen und andere zu animieren, auf Bambus als Konstruktionsmaterial zu setzen. Bamboo Village Uganda bietet in Kooperation mit der Firma Greenhouse Marketeers auch Berechnungen des ökologischen Fußabdrucks für Unternehmen an. Ein Trend zu mehr Umweltbewusstsein sei bereits erkennbar, so Christina Teusl. Immer mehr Firmen würden ihre Verantwortung gegenüber Umwelt, Natur und Klima wahrnehmen. „Die Berechnungen des ökologischen Fußabdrucks sind sehr umfangreich, werden von den Firmen aber sehr ernst genommen und sie versuchen dann in der Regel auch, ihren CO2-Ausstoß zu verringern.“

Von 20. bis 26. Februar 2019 war Christina Teusl mit ihrem Geschäftspartner wieder in Uganda, um ihr Projekt fortzusetzen: „Ich bin sehr dankbar, dass Henri Potze so ein großes Netzwerk und Geschäftserfahrung mitbringt. Ohne diese könnten wir unsere Projekte nicht realisieren.“

Aktuell forscht Bamboolution in Kooperation mit der Breda University of Applied Sciences in den Niederlanden an einer neuen ökologischen Bambusdacheindeckung. Diese Art der Dacheindeckung wäre revolutionär für Uganda und würde, im Vergleich zur dort üblichen Wellblechdachdeckung, zahlreiche Vorteile bieten. Ebenso sind die beiden im Gespräch mit der Abteilung Forschungsorganisation und -services der FH JOANNEUM, welche ihnen ebenfalls eine Kooperation angeboten hat.

„Wir pflanzen Bambus, kreieren faire Jobs, bauen sichere Architektur auf und kämpfen gegen den Klimawandel. Das schafft für mich eine hohe Identifikation“, beschreibt Christina Teusl ihre Aufgaben, denen sie nun mit ihrem Geschäftspartner im Rahmen ihrer eigenen Firma Bamboolution nachgehen kann.

Ein Bambus-Handwerker steht in der Werkstatt.
Tom, einer der neuen Bambus-Produkthersteller, besichtigt die Werkstatt. Foto: © Christina Teusl
Hinweis:

Studierende der FH JOANNEUM haben die Möglichkeit, eine finanzielle Förderung über ERASMUS+ für ihr Auslandssemester an einer europäischen Partnerhochschule oder einem Auslandspraktikum in ERASMUS-Programmländern in Anspruch zu nehmen. Ein Studium oder Praktikum außerhalb von Europa – wie das von Christina Teusl – kann in bestimmten Fällen über ERASMUS+ International Credit Mobility gefördert werden. Mehr erfahren Sie bei der Abteilung Internationale Beziehungen. Die ausgeschriebenen Praktikumsstellen finden Sie hier.