Tourismus und Public Health
Public-Health-Wissen ist für die Tourismusbranche sehr wichtig. Foto: FH JOANNEUM

Tourismus und Public Health

Frank M. Amort,

Die aktuelle Pandemie von COVID-19 zeigt deutlich, dass es eine enge Wechselwirkung zwischen öffentlicher Gesundheit und dem Tourismus gibt.

Unter öffentlicher Gesundheit, im Englischen „Public Health“ genannt, wird das Wohlbefinden und die Gesundheit ganzer Bevölkerungsgruppen verstanden, wobei hier mehr als die Summe der Gesundheit von einzelnen Personen gemeint ist. Es geht also um die Erhaltung, Förderung oder Wiederherstellung von Gesundheit einer ganzen Bevölkerung (zum Beispiel alle in Europa lebenden Menschen) oder Teilbevölkerungen (zum Beispiel alle Steirerinnen und Steirer). Bevölkerung kann also hier für die Menschen eines ganzen Landes, Bundeslandes, einer Region oder eines Stadtteils oder auch alle Studierenden und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der FH JOANNEUM stehen.

Tourismus in Zeiten der Pandemie

Es ist wichtig dieses Prinzip der Bevölkerungsgesundheit zu verstehen, da im Tourismus aber auch in anderen Politikbereichen eher das Bild eines individuellen Wohlbefindens vorherrscht. Im Tourismus bedeutet Bevölkerungsgesundheit aber nicht nur die Gesundheit der Touristinnen und Touristen, sondern auch das Wohlbefinden und die Gesundheit der Dienstnehmerinnen und Dienstnehmer in der Tourismuswirtschaft und auch die Gesundheit der Wohnbevölkerung in Tourismusregionen.

Die COVID-19 Pandemie führte dazu, dass Hotels, Thermen, Restaurants oder auch Schigebiete gesperrt wurden. Tourismus ist mit Mobilität und oft auch großen Menschenansammlungen verbunden. Normalerweise stehen diese im Zeichen des Zugewinnes von Wohlbefinden, aktuell stellen sie aber ein Gesundheitsrisiko dar. Breits am 27. Februar 2020 veröffentlichten die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Internationale Tourismusorganisation (UNWTO) eine gemeinsame Erklärung und riefen zur Public-Health-Verantwortung im Tourismus und einem koordinierten Vorgehen zur Einschränkung der Pandemie auf.

Derzeit gilt insbesondere:

  • Reisen sollten nur angetreten werden, wenn diese unbedingt notwendig sind. Dazu gehören derzeit sicherlich keine normalen Urlaubsreisen. In diesem Fall gilt es aktuell zu Hause zu blieben, um in Zukunft wieder reisen zu können!
  • Reisende sind nicht nur für die eigene Gesundheit verantwortlich, sondern sollten mögliche Auswirkungen des individuellen Reiseverhaltens auf die Gesundheit vieler anderer Menschen bewusst sein. An diesen Grundsatz sollten wir uns bei der Buchung unseres nächsten Urlaubes unbedingt erinnern!
  • Wenn Reisen (aus beruflichen Gründen oder in Notsituationen) aktuell unabdingbar sein sollten, dann müssen dabei die allgemeinen Empfehlungen zu Hygiene und das Einhalten des Sicherheitsabstandes zu anderen Personen eingehalten werden.

Ein Blick in die Zukunft

Im aktuellen COVID-19-Diskurs wird Tourismus primär als Risikofaktor behandelt. Es gilt aber schon heute in die Zukunft zu blicken, denn es wäre kurzsichtig, wenn nach Ende der aktuellen Situation einfach alles wieder in den Normalzustand übergeht:

  • Es gilt aus der aktuellen Situation zu lernen da sich aktuell zeigt, wie wichtig es ist, dass in der Tourismusbranche Menschen mit Public-Health-Wissen arbeiten, beziehungsweise wie wichtig der Dialog zwischen den Politikbereichen Tourismus und Gesundheit ist. Wenn diese Krise überstanden sein wird, muss unbedingt evaluiert werden, was im Handlungsfeld Tourismus und öffentliche Gesundheit verbessert werden muss.
  • Der Tourismus wird auch eine ganz wichtige Rolle in der Wiederherstellung des Wohlbefindens vieler Menschen darstellen – denn es ist absehbar, dass gerade nach den aktuellen sehr Maßnahmen viele Menschen durch Urlaubsreisen wieder Wohlbefinden finden wollen. Auch dieses Momentum des #traveltomorrow muss so erfolgen, dass die Bevölkerungsgesundheit gesichert oder im besten Fall gefördert – aber keineswegs gefährdet - wird.

Mag. Dr. Frank M. Amort ist Dozent am Institut für Gesundheitsmanagement im Tourismus.