Porträt

Verena Stierschneider

Auslandssemester an der Universidad Externadoin Kolumbien.

 

Wer beschließt, ein halbes Jahr in Kolumbien zu leben, erntet meist entsetzte Blicke. Aber ich kann jedem empfehlen, es trotzdem zu wagen. Kolumbien ist auf allen Ebenen ein Erlebnis und ich war noch nie in einem Land, in dem man mir mit mehr ehrlichem Interesse und ernstgemeinter Freundlichkeit begegnet ist. Natürlich ist Kolumbien auch ermüdend: wenn man sich stundenlang durch den Stau quält, wenn man als einziger pünktlich ist, oder wenn man zum gefühlt 428. Mal bei irgendeinem Amt ansteht, und seinen 14 Buchstaben-langen Nachnamen für jede Beamtin und jeden Beamten neu buchstabieren muss. Aber man kann es den Kolumbianerinnen und Kolumbianer schwer übel nehmen, und ehe man sich’s versieht, ist man schon wieder versöhnlich gestimmt. Wie sollte es auch anders sein, in einem Land so voller Lebensfreude, so voller Musik, so voller traumhafter Landschaften, so voller Lachen.

Und es ist nicht nur die Freizeit, die viel hergibt: Die Universidad Externado ist eine der besten des Landes, unbezahlbar für viele KolumbianerInnen, und ermöglicht ausländischen Studenten einen völlig neuen Blick auf bekannte Materien.

Mit alledem will ich nicht sagen, dass die Vorurteile über Kolumbien nicht wahr sind. Ja, es gibt Drogen und Kriminalität, es gibt Armut und Stadtteile, die man lieber nicht betritt. Aber ich hatte kein einziges Mal in sechs Monaten das Gefühl, in Gefahr zu sein. Wie das nationale Tourismusbüro so schön sagt: „Das einzige Risiko ist, dass man bleiben will."