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Porträt

Sonja Gradwohl, MSc BSc

Sonja Gradwohl ist in Wien als Standards Engineer bei der ELGA GmbH tätig. Im Interview erzählt sie über ihren Weg von der diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegerin zur „Gesundheitsinformatik“ und „eHealth“ Absolventin, die Herausforderungen, das Studieren mit Kindern und ihren aktuellen Job.

Eckdaten

Jobbezeichnung: Standards Engineer
Unternehmen: ELGA GmbH
Ich arbeite in: Wien Österreich, Hybrid
Ich arbeite hier seit: 1.10.2024

Mein Kontakt

Sie haben Gesundheitsinformatik bzw. eHealth im Bachelor und Master studiert, in welchem Jahrgang waren Sie?

Ich war im Jahrgang 2018 des Bachelorstudiums „Gesundheitsinformatik / eHealth“ und im Jahrgang 2021 und 2022 des Masterstudiums „eHealth“.

 

Wie würden Sie das Studium in einem Satz beschreiben?

Das Studium war eine bereichernde und praxisorientierte Erfahrung, die durch enge Betreuung, persönliche Atmosphäre und die Möglichkeit zum Austausch in kleinen Gruppen überzeugte.

 

Sie haben die Ausbildung zur diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegerin abgeschlossen. Was hat Sie dazu bewogen, diesen Beruf zu verlassen und einen neuen Weg einzuschlagen?

Nach 13 Jahren in der Pflege verspürte ich den Wunsch, mich beruflich weiterzuentwickeln und einen neuen Schwerpunkt zu setzen. Um diesen Übergang zu erleichtern, habe ich zuerst die Berufsreifeprüfung berufsbegleitend nachgeholt. Während meiner Zeit in der Pflege entwickelte ich ein besonderes Interesse an der Vernetzung von Gesundheitsdaten und engagierte mich in der Pflegedokumentationsarbeitsgruppe unseres Krankenhausinformationssystems (KIS). Diese Tätigkeit eröffnete mir die faszinierende Welt der digitalen Transformation im Gesundheitswesen und weckte den Wunsch, aktiv an der Gestaltung dieser Prozesse mitzuwirken – über die Mauern eines Krankenhauses hinaus.

 

Hat der Studiengang gleich Ihre Erwartungen erfüllt? Was war die größte Herausforderung?

Der Studiengang hat meine Erwartungen insgesamt erfüllt, da er mir fundierte Kenntnisse in meinem Interessensgebiet vermittelt hat. Am Anfang wusste ich nicht, wohin mich die Reise führt, aber ich fühlte mich von den Fächern „Standards in der Gesundheitsinformatik“ oder „Informationssysteme im Gesundheits- und Sozialwesen“ sehr angesprochen und bin froh, hier nun auch tätig sein zu dürfen. Als Quereinsteigerin ohne Programmierhintergrund war das Erlernen von Programmiersprachen und die Bewältigung naturwissenschaftlicher Fächer zunächst herausfordernd. Doch das Studium war gut strukturiert und bot ausreichend Unterstützung, sodass ich diese Hürden erfolgreich meistern konnte.

 

Sie sind auch Mutter von drei Kindern. Wie haben Sie es geschafft, diese sehr herausfordernde Aufgabe mit dem Studium zu vereinbaren?

Ich konnte auf ein starkes Netzwerk aus meiner Familie und meinem Lebensgefährten zurückgreifen, die mich tatkräftig unterstützt haben. Die Kinderbetreuung war durch meine vorherige Tätigkeit in der Pflege und die damit verbundenen Dienstpläne bereits gut organisiert, was mir den Übergang zum Studium erleichtert hat. Vorlesungen und Prüfungsvorbereitungen habe ich wie Arbeitszeiten behandelt und entsprechend geplant. Natürlich waren nicht alle Situationen perfekt planbar, und es gab oft Nächte, in denen ich arbeiten musste, während die Kinder schliefen. Besonders herausfordernd war das erste Semester im Masterstudium, als mein drittes Kind geboren wurde. Hier kam mir die Flexibilität der FH JOANNEUM und die Unterstützung der Vortragenden zugute, die es mir ermöglichten, mein Baby zu Vorlesungen mitzubringen und trotzdem alle Semester
erfolgreich abzuschließen.

 

Wie hat Sie das Studium auf Ihren jetzigen Beruf vorbereitet? Welche Fähigkeiten und welches Know-how konnten Sie aus dem Studium mitnehmen?

Das Studium hat mir nicht nur technisches Wissen vermittelt, sondern auch meine analytischen Fähigkeiten und mein Problemlösungsdenken geschärft. Besonders wertvoll waren die Inhalte zu Standards im Gesundheitswesen, Datenschutz, Datenbanken und Netzwerktechnik. Durch die praxisorientierte Gestaltung des Studiengangs konnte ich zudem Fähigkeiten wie interdisziplinäre Zusammenarbeit, Prozessdenken und organisatorisches Geschick entwickeln. Diese Kompetenzen helfen mir, komplexe Abläufe im Gesundheitswesen sichtbar zu machen und effizienter zu gestalten – ein zentraler Bestandteil meiner derzeitigen Tätigkeit.

 

Worum geht es in Ihrem aktuellen Job? Was kann man sich genau darunter vorstellen?

In meiner Position bei der ELGA GmbH im Team Standards arbeite ich daran, die Interoperabilität im Gesundheitswesen zu fördern. Mein Fokus liegt auf der Implementierung nationaler und internationaler Standards wie HL7 FHIR oder SNOMED CT, um sicherzustellen, dass IT-Systeme im Gesundheitswesen reibungslos miteinander kommunizieren können. Das umfasst die Analyse von Anforderungen, die Gestaltung von Prozessen und die Unterstützung bei der Umsetzung technischer Standards – etwa für Anwendungen wie den elektronischen Eltern-Kind-Pass.

 

Wie schaut ein typischer Arbeitsalltag für Sie aus? An welchen Projekten arbeiten Sie zurzeit?

Mein Arbeitsalltag besteht aus einer Mischung aus eigenständiger Arbeit und Zusammenarbeit mit verschiedenen Teams. Aktuell arbeite ich an der Umsetzung des elektronischen Eltern-Kind-Passes (eEKP), indem ich Fragebögen in FHIR-Questionnaires abbilde. Gleichzeitig bin ich in Projekte wie den SNOMED CT Codierservice und die Erstellung von Beispieldokumenten für die integrierte Versorgung bei chronischen Erkrankungen eingebunden. Die Möglichkeit, zwischen Home-Office und Präsenzarbeit in Wien zu wechseln, gibt meinem Arbeitsalltag zusätzliche Flexibilität.

 

Was gefällt Ihnen am besten an Ihrem Job? Was ist besonders interessant? Was sind die Herausforderungen in Ihrem Job?

Am besten gefällt mir an meinem Job die Vielseitigkeit und die Möglichkeit, an der Weiterentwicklung des Gesundheitswesens durch Standardisierung und Digitalisierung aktiv mitzuwirken. Eine große Herausforderung sind die vielen Akteur:innen, mit ihren unterschiedlichen Interessen und Anforderungen, die es in Einklang zu bringen gilt.

 

Welche Fähigkeiten brauchen Sie in diesem Beruf? Was muss man können, um in Ihrem Berufsfeld arbeiten zu können?

Analytisches Denken, technisches Verständnis und fundierte Kenntnisse über Standards wie FHIR oder SNOMED CT sind besonders wichtig. Kommunikationsstärke und Teamfähigkeit sind essenziell, da man mit vielen unterschiedlichen Akteur:innen zusammenarbeitet. Außerdem braucht man einen langen Atem, da Entscheidungen oft von anderen Beteiligten getroffen werden müssen, was gefühlt ewig dauern kann. Häufig ist man gedanklich schon beim nächsten Projekt, während man noch auf Rückmeldungen wartet. Organisationstalent und Flexibilität sind daher ebenso unverzichtbar.

 

Haben Sie den Schritt, Ihren ursprünglichen Beruf zu verlassen, jemals bereut?

Nein, ich habe diesen Schritt nie bereut. Er hat mir neue Perspektiven eröffnet und mir die Möglichkeit gegeben, meinen beruflichen Horizont zu erweitern.

 

Welche Tipps würden Sie Berufseinsteiger:innen mitgeben?

Mein Tipp, geduldig und offen für Neues zu sein. Es ist wichtig, sich intensiv in die Themen einzuarbeiten und keine Scheu davor zu haben, Fragen zu stellen. Zusätzlich sollte man flexibel bleiben, da sich Projekte und Prioritäten oft ändern, und den langen Atem mitbringen, der manchmal nötig ist, wenn Entscheidungen von anderen Akteuren Zeit in Anspruch nehmen. Netzwerken und der Austausch mit Kolleg:innen sind ebenfalls wertvoll, um von deren Erfahrungen zu profitieren.

 

Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Was möchten Sie beruflich noch erreichen?

Ich wünsche mir, weiterhin in einem dynamischen Umfeld zu arbeiten, in dem ich mich fachlich und persönlich weiterentwickeln kann. Beruflich möchte ich meine Expertise in den Standards weiter vertiefen und aktiv zur Digitalisierung des Gesundheitswesens beitragen, vor allem im Bereich der Pflege.

 

Warum würden Sie jungen Maturant:innen oder ehemaligen Berufskolleg:innen empfehlen, „eHealth“ an der FH JOANNEUM zu studieren?

Der Studiengang bietet eine die Möglichkeit, Technologie mit dem Gesundheitswesen zu verbinden und spannende Karrieremöglichkeiten zu erschließen. Die praxisorientierte Ausbildung an der FH JOANNEUM bereitet ideal auf die Herausforderungen in diesem Bereich vor und schafft eine sinnstiftende Perspektive für die Zukunft. Besonders für Berufskolleg:innen ist das Studium eine ideale Gelegenheit, ihre praktischen Kenntnisse mit modernsten Entwicklungen der Gesundheitsinformatik zu verknüpfen und einen neuen beruflichen Weg einzuschlagen.

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