Porträt

Sarah Emminger, BA

Sarah Emminger ist Außenpolitikredakteurin mit Fokus Südosteuropa bei der Tageszeitung Kurier. Das Ziel: als Korrespondentin für ein paar Jahre ins Ausland zu gehen.

 

Jobbezeichnung: Außenpolitikredakteurin mit Fokus Südosteuropa
Unternehmen: Tageszeitung Kurier
Ich arbeite in: Wien
Ich arbeite hier seit: Oktober 2022
Ich im Web:

Foto mit Haube und Rucksack: © Sharon Muska

Was ich mache:

Im Ressort Außenpolitik berichten meine Kolleg:innen und ich jeden Tag darüber, was außerhalb von Österreich passiert – politisch, aber nicht nur. Ganz klassisch recherchiere ich, führe Interviews mit Expert:innen oder Politiker:innen und schreibe Artikel für die Print- und Online-Ausgabe der Zeitung. Das ist aber nur ein Teil meiner Arbeit, auch Sitzungen mit meinem Team sowie anderen Ressorts sind ein fester Bestandteil des Arbeitsalltags. Wir planen die aktuellen Ausgaben, setzen Themenschwerpunkte, diskutieren Geschichtenideen und machen Verbesserungsvorschläge. In Zukunft werde ich auch hin und wieder im Daily-Podcast zu hören zu sein.

Das Team Außenpolitik ist beim Kurier in verschiedene Regionen aufgeteilt. Ich beschäftige mich vor allem mit Südosteuropa und darf zudem unsere Brüssel-Korrespondentin bei EU-Themen unterstützen. In der Praxis machen wir aber alle auch Geschichten außerhalb unserer Schwerpunkte – ganz besonders während der Online-Dienste.

Warum ich meinen Beruf liebe:

Ich bin jemand, der im Leben viel Abwechslung braucht. Daher liebe ich es, beim Aufstehen in der Früh oft noch nicht zu wissen, mit welchem Thema ich mich heute den ganzen Tag über beschäftigen werde. Etwas mühsam ist es natürlich, wenn ich mich stundenlang in ein Thema einlese, dann passiert doch etwas Wichtigeres und ich muss möglichst schnell etwas ganz anderes auf die Beine stellen. Aber umsonst recherchiere ich selten, denn online kann ich die Geschichte ja trotzdem machen oder es passiert später noch einmal etwas Ähnliches und ich kann auf bereits erarbeitetes Material und Wissen zurückgreifen.

Ich mag auch, dass es bei uns im Großraumbüro wuselt, wir viele junge Leute in der Redaktion sind und alle ständig über das Weltgeschehen diskutieren. Wenn ich mich konzentrieren muss, ist das manchmal auch etwas anstrengend, aber dann kapsle ich mich einfach mit Kopfhörern ab. Am aufregendsten ist es natürlich, für Geschichten ins Ausland zu reisen. So bin ich im November mit einem Kollegen an die serbisch-ungarische Grenze gefahren, um über die vielen Flüchtlinge und die schlechten Umstände, in denen diese dort leben müssen, zu berichten. Daraufhin haben wir einen jungen Syrer kennengelernt, den wir einen Tag begleiten durften und der uns von seiner Reise und den vielen Hürden, die er bereits auf sich genommen hatte, berichtete.

Kurz darauf war ich im EU-Parlament in Brüssel. Und meine letzte Reise ging Anfang Februar in den Kosovo, von wo ich anlässlich der 15 Jahre Unabhängigkeit aus der zwiegespaltenen Stadt Mitrovica berichtet habe. Es kommt dort immer wieder zu Unruhen zwischen den Albanern im Süden und den Serben im Norden. Ich konnte mit Bewohner:innen aus beiden Stadtteilen über die Situation sprechen – unter anderem darüber, was sie noch immer zuhause hält. Kurz: Als sehr abenteuerlustige Person finde ich es einfach wahnsinnig spannend und bereichernd, für die Arbeit an Orte zu reisen und Menschen kennenzulernen, die ich sonst nie gesehen und getroffen hätte.

Wichtige Fähigkeiten in meinem Job:

Natürlich sollte man bei einer Zeitung gut schreiben, neugierig sein und mit Stress umgehen können. Mindestens genauso wichtig finde ich es aber, dass man als junge:r Journalist:in hartnäckig bleibt und an sich selbst glaubt. Gerade als Berufseinsteiger:in kann man einfach noch nicht alles wissen und im Normalfall erwartet das auch niemand. Man darf sich nicht davor scheuen, die Kolleg:innen mit Fragen zu löchern – vor allem mit jenen, die einem selber blöd vorkommen.

Es gibt eine Art Klischee der Journalist:innen als Einzelkämpfer:innen, das ich – zumindest aus meinen Erfahrungen heraus – nicht teile. Ich halte es sogar für sehr wichtig, in meinem Beruf Teamplayer:in zu sein. Hilfreich ist es auch, sich eine Nische oder Region zu suchen, in der man nach und nach Expert:in werden möchte – man muss aber noch kein:e Expert:in sein, wenn man anfängt.

Die bisher größten Erfolge in meiner Karriere:

Meine Reportagen aus Serbien und dem Kosovo. Und mein Interview mit dem kosovarischen Premierminister Albin Kurti im Jänner 2023.

So bin ich zu meinem Job gekommen:

In der Redaktion, in der ich heute arbeite, war ich zum ersten Mal mit 17. Im Rahmen eines Schülerprojekts durfte ich einen Tag lang Zeitungsluft in der Außenpolitik schnuppern und den Redakteur:innen über die Schulter schauen, von denen einige heute meine Kolleg:innen sind. An den Tag erinnere ich mich noch gut, weil ich seitdem sehr genau wusste, was ich beruflich machen möchte. Ich habe an meiner Schule in Oberösterreich eine Schülerzeitung gegründet und diese zwei Jahre lang geleitet. Meine ersten richtigen Berufserfahrungen habe ich im Sommer nach der Matura gemacht, indem ich bei einer oberösterreichischen Lokalzeitung zuerst eine Lehrredaktion und anschließend ein Volontariat absolviert habe.

Während meines JPR-Studiums habe ich jedes Jahr viele Bewerbungen geschrieben, um in den Ferien noch andere Praktika machen zu können. Die Corona-Pandemie hat das aber eine Zeit lang schier unmöglich gemacht, weil die Redaktionen vorübergehend niemanden zusätzlich in die Häuser ließen. Mein Auslandssemester in Norwegen ist ebenfalls pandemiebedingt ins Wasser gefallen. Das hat mich für eine Weile etwas verunsichert, im September 2021 hat es dann aber doch mit einem Volontariat geklappt – im Außenpolitik-Ressort des Kurier. Von März bis Mai 2022 folgte dann mein Pflichtpraktikum beim Monatsmagazin Datum, wo ich vor allem meine Reportage-Skills verbessern konnte. Und im Juli und August 2022 habe ich dann noch ein Praktikum im Außenpolitik-Ressort der Austria Presse Agentur gemacht, die mich recht spontan für eine Woche nach Kasachstan schickte, um vom Weltreligionen-Kongress aus Astana zu berichten.

Im Oktober 2022 bin ich dann für meine erste Anstellung zurück zum Kurier gekommen. Ich bin während meiner Stationen in anderen Redaktionen mit meinem heutigen Chef seit dem Volontariat 2021 in Kontakt geblieben und als eine Stelle frei wurde, hat er sich bei mir gemeldet. Geholfen haben bestimmt auch die Bosnisch/Kroatisch/Serbisch-Sprachkurse, die ich an der FH gemacht habe.

Das habe ich im Studium fürs Berufsleben gelernt:

Besonders oft kann ich heute Inhalte aus den Lehrveranstaltungen „Interview“ und „Reportage“ brauchen. Aber auch Grundlagen der Fotografie und des Mobile Reporting sind für mich nützlich, vor allem wenn ich für eine Geschichte im Ausland bin. Ansonsten war wohl das letzte Semester für mich am lehrreichsten: Bei meinem Datum-Praktikum konnte ich sehr viel über das Pitchen von Geschichten lernen und wo ich bei einer größeren Recherche überhaupt anfange. Und mit dem Verfassen meiner Bachelorarbeit habe ich mir viel Wissen erarbeitet, das mir heute ebenfalls nützt. Ich habe über die Pro-China-Berichterstattung serbischer Medien geschrieben, dafür musste ich serbische Medien erstmal verstehen lernen. Heute weiß ich daher, welchen Zeitungen und Sendern ich vertrauen kann, wenn ich eine Serbien-Geschichte mache. Mit einem der Experten, die ich für meine Arbeit interviewt habe, stehe ich zudem immer noch in regelmäßigem Austausch für meine Kurier-Geschichten.

Meine beruflichen Ziele für die nächsten Jahre:

Erstmal ganz in meinem Beruf ankommen, denn nach viereinhalb Monaten lerne ich immer noch jeden Tag dazu. Ich würde außerdem gern meine BKS-Sprachkenntnisse vertiefen und mir in den nächsten Jahren mehr Wissen in den Bereichen Südosteuropa und EU erarbeiten. Mein großes Ziel ist es dann, irgendwann als Korrespondentin für ein paar Jahre ins Ausland zu gehen.