Die Stille trägt einen Namen 3
Selbstangefertigte Kleidungsstücke für Sternenkinder. Foto: FH JOANNEUM

Die Stille trägt einen Namen

Nadine Gams,

Schwangerschaften, die aufgrund einer Fehlgeburt, Totgeburt oder mit dem Tod des Neugeborenen nach der Geburt enden, stellen einschneidende, krisenhafte Ereignisse im Leben der Betroffenen dar. Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt versterben, werden als Sternenkinder bezeichnet.

Zur Enttabuisierung dieses Themas haben in den vergangenen Jahren die gestiegene Präsenz persönlicher Erfahrungen in den sozialen Medien sowie ein allgemeiner Wandel in der Gesellschaft und Politik beigetragen. Sterben, Tod und Trauer sind Themen, die trotz öffentlichem Diskurs in der Gesellschaft schweigend berühren. Der Wunsch nach kollektivem Handeln, dem scheinbar schicksalhaften Ereignis die Bedeutung eines Kindesverlustes zu verleihen, steht im Fokus dieses Blogbeitrags.

Viele Frauen erhalten nach dem Verlust des Kindes trotz professioneller Pflege und Betreuung nicht ausreichend Zeit und Raum für ihre Trauer und Verabschiedung. Während die Betroffenen um den Verlust eines Menschen trauern, ist die Sichtweise von außenstehenden Personen ambivalent und wird teilweise als „normaler Abgang“ bezeichnet.
Frauen und Bezugspersonen benötigen gerade in dieser Krisensituation professionelle Begleitung von geschultem Personal. Dies setzt den Respekt und die Wahrnehmung der individuellen Trauerreaktion voraus. Denn Trauer macht eine Auseinandersetzung und Überwindung eines Verlustes erst möglich.

Um Studierende bereits im Rahmen der Ausbildung auf Kommunikation in Krisensituationen zu sensibilisieren, wurde im akademischen Lehrgang für Kinder- und Jugendlichenpflege ein spezieller Workshop angeboten.

Nadine Gams, Lehrende

Vera und Rainer Juriatti eröffneten mit ihrem Sternenkindbildervortrag das Themenfeld der interdisziplinären Betreuung im Rahmen einer „Sternenkindgeburt“ im pflegerischen Kontext. Sie sind Eltern von zwei erwachsenen Kindern und mehrfache Sternenkindeltern.

Bücher und Karten auf einem Tisch. Mit Schreibschrift steht mein Sternenkind darauf.
Foto: FH JOANNEUM
Mein Sternenkind

Um betroffenen Eltern bei der Trauerbewältigung zu helfen, haben Vera und Rainer Juriatti den Verein Mein Sternenkind gegründet. Die Sternenkind-Box schenkt ein kleines Ritual und bildet die wichtigsten Hilfsadressen für die Zeit nach dem Klinikaufenthalt ab.

Sie arbeiten ehrenamtlich als Sternenkind-Fotograf:innen und haben Einblicke ihrer Arbeit im akademischen Lehrgang für Kinder- und Jugendlichenpflege geteilt. Fotos machen Unbegreifbares etwas greifbarer und bilden die einzigen gemeinsamen Momente mit dem Kind ab. „Die Bilder sind für Eltern von unschätzbarem Wert und haben in der Familie häufig einen besonderen Platz eingenommen“, so Rainer Juriatti.

Sternenkinder werden würdevoll gekleidet, sind sie auch noch so klein. Sie benötigen speziell angefertigte Kleidungsstücke. Der gemeinnützige Verein Näh- und Bastelzauber für Frühchen und Sternchen unterstützt mit Handarbeit in Form von Kleiderspenden betroffene Eltern beim Abschied nehmen.

Und gerade, weil es jeden Moment mit dem Kind nur einmal gibt, ist alles so besonders.

Nadine Gams, Lehrende

Durch das spezielle Lehrangebot werden Auszubildende bereits im Studium für die besonderen Herausforderungen nach Verlust eines Kindes im zukünftigen Berufsleben sensibilisiert. Die Lehrveranstaltung wurde als Präsenzworkshop angeboten.