Fußball wirkt sich auch auf die Wirtschaft aus.

Fußball und Wirtschaft

Eva-Maria Kienzl,

Ab in die U-Bahn, schnell noch ein Hotdog essen und dann ins Stadion zum Fußballspiel der eigenen Lieblingsmannschaft. Neben dem Verkauf von Eintrittskarten profitiert die Wirtschaft von Fußballspielen in unterschiedlichen Bereichen. Warum Sportvereine wie multinationale Konzerne agieren und warum sich die französische Wirtschaft über die Europameisterschaft freuen wird, erklärt Vito Bobek, Lehrender am Institut International Management.

Fußball wirkt sich in mehreren Bereichen auf die Wirtschaft aus. Bei den Bundesligaeinnahmen spricht man von sogenannten engeren wirtschaftlichen Effekten. Der Verkauf von TV-Rechte macht dabei knapp weniger als die Hälfte der Einnahmen aus. Rund 30 Prozent kommen aus dem direkten Ticketverkauf und etwa ein Viertel entfällt auf Sponsoring und kommerzielle Einnahmen beispielsweise den Verkauf von Merchandising-Produkten wie Trikots. Von Land zu Land und Klub zu Klub variieren die Prozentzahlen ein wenig. Je nach Erfolg, nehmen die europäischen Mannschaften auch an Champions League oder Europa League teil – auch dafür gibt es zusätzlich Millionenbeträge.

An einem durchschnittlichen Spieltag liegen die Einnahmen von Bayern München oder Real Madrid bei rund drei Millionen Euro. Diese Vereine agieren entsprechend der Höhe ihrer Einnahmen wie multinationale Konzerne. Die globale Dimension von großen und bekannten Vereinen erkennt man etwa an diesem Beispiel: Der englische Fußballclub Manchester United hat alleine in Ostasien rund 75 Millionen Fans – also mehr als Großbritannien EinwohnerInnen hat.

Neben den engeren darf man auch die indirekten Effekte des Fußballsports auf die Wirtschaft nicht vergessen: vom öffentlichen Verkehr, Restauranteinnahmen bis hin zu gesteigerten Tourismuszahlen. Die genauen Einnahmen abzuschätzen ist schwer möglich. Fest steht, dass die lokale Wirtschaft in Frankreich durch die Gäste der Europameisterschaft sehr profitiert.

Was brauchen Vereine, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein?
Kleinere Länder – wie auch Österreich – können im Milliardengeschäft Fußball nur schwer mithalten. Das hat mehrere Gründe: Einzelne Ligen wie die englische Premier League und die spanische Primera División werden in vielen Ländern weltweit verfolgt – das hebt nicht nur die Einnahmen im Bereich der TV-Rechte, sondern auch die der Merchandising-Aktivitäten. Die größeren Stadien sind regelmäßig ausverkauft. Manchmal sind Monate im Voraus keine Karten mehr zu bekommen. Kurz gesagt: Die globale Dimension fehlt den kleinen Ligen.

„Erfolgreiche Clubs spielen in erfolgreichen Ligen, fördern den Nachwuchsbereich und haben Managementstrukturen im Verein“, erklärt Vito Bobek. „Ob beim Marketing, den Finanzen, dem Sponsoring, den Transfertätigkeiten, der Werbung, den eigenen Medien oder dem Catering – wie in der Wirtschaft zählt auch bei den Sportvereinen die Konkurrenzfähigkeit.“ Erfolgsfaktoren dabei sind neben regelmäßigen Siegen ein globales oder regionales Marketing, die Erarbeitung von Medienrechten sowie die effiziente Nutzung der Stadien. Die Fans werden als Kundinnen und Kunden gesehen. Unterhaltung wird verkauft.

Tipp:

Einen Blogbeitrag zur Forschung des Sportwissenschaftlichen Labors der FH JOANNEUM im Bereich Fußball finden Sie hier.