Gender_Vielfalt_leben
Grafik © FH JOANNEUM

Gendervielfalt leben

Anna-Magdalena Druško,

Wir möchten Diversität fördern und Menschen egal welchen Geschlechts auf Augenhöhe begegnen. Deshalb haben wir zwei Maßnahmen gesetzt, um die FH JOANNEUM zu einem diskriminierungsfreieren und genderinklusiveren Ort zu machen.

Als Fachhochschule hat die FH JOANNEUM einen bildungspolitischen Auftrag Chancenungleichheiten entgegenzuwirken und Diversität zu fördern. Das bedeutet, allen Personen, die mit der Hochschule auf vielfältige Weisen verbunden sind, diskriminierungsfrei und genderinklusiv zu begegnen.

Mehr als Mann und Frau

Geschlecht ist vielfältig und so individuell wie ein Fingerabdruck. Körper lassen sich nicht in strikte Geschlechterschubladen einteilen und Geschlecht lässt sich nicht allein über körperliche Merkmale festlegen. Geschlecht ist ein Kontinuum, viel weiter und vielfältiger als die binären Pole von Mann und Frau. Die Unterscheidung von sex und gender beschreibt die Trennung von biologischem Geschlecht und sozialen Zuschreibungen. Mit sex ist das biologische Geschlecht gemeint, also körperliche Geschlechtsmerkmale Hormonhaushalt, Chromosomen, usw. Gender bezeichnet die eigene Geschlechtsidentität und die Geschlechterrollen, die dem jeweiligen Geschlecht zugeschrieben werden.

Bei vielen Menschen stimmt das geschlechtliche Selbstverständnis (gender) mit dem Geschlecht überein, das ihnen bei Geburt zugewiesen wurde (sex). Sie sind cisgeschlechtlich, kurz cis.

Bei intergeschlechtlichen Menschen entwickeln sich nicht alle geschlechtsbestimmenden Merkmale als medizinisch eindeutig weiblich oder männlich. Manche intergeschlechtlichen Menschen bezeichnen sich als inter, andere als Frauen oder Männer.

Nicht alle Menschen können oder wollen in dem Geschlecht leben, dem sie bei ihrer Geburt aufgrund körperlicher Merkmale zugeordnet wurden. Diese Menschen verstehen sich als transgeschlechtlich. Trans zu sein bedeutet, dass das geschlechtliche Selbstverständnis (gender) nicht mit dem Geschlecht übereinstimmt, das bei der Geburt zugewiesen wurde (sex).

Nicht-binäre (oder auch non-binäre) Menschen finden in der binären, rein zweigeschlechtlichen Zuordnung von Mann und Frau keinen Platz und haben diverse Identitäten. Das heißt, das soziale Geschlecht ist nicht ausschließlich männlich oder weiblich, sondern kann auch als ungeschlechtlich, mehrgeschlechtlich oder als ein anderes Geschlecht verstanden werden.

Da Geschlecht sich stets verändern kann, sind die beschriebenen Kategorien nicht als vollständige Aufzählung zu betrachten. Geschlechterdiverse Menschen arbeiten und bewegen sich in allen Bereichen der Gesellschaft und so auch an unserer Hochschule. Als offene Hochschule möchten wir allen Menschen auf Augenhöhe begegnen.
Darunter verstehen wir den Gebrauch diskriminierungsfreier und genderinklusiver Sprache und auch Toilettenräume, die für alle Menschen, egal welchen Geschlechts, zugänglich sind.

Ein WC für Alle

Neben Toiletten, die nach wie vor binär in Räume für Männer und Frauen eingeteilt sind, finden Sie künftig in all unseren Häusern an allen Standorten auch All Gender Toiletten. Sie können von allen Menschen genutzt werden, egal welchem Geschlecht sie sich (nicht) zuordnen. Niemand sollte sich unwohl fühlen oder Toilettengänge vermeiden müssen. Niemand sollte sich am Weg zur Toilette vor schrägen Blicken, Angriffen oder gar einer Wegweisung an der Toilettentür fürchten. Bei All Gender Toiletten geht es nicht nur um Toilettengänge, sondern auch um Sichtbarkeit, Sicherheit und Förderung der Gleichstellung.

In den All Gender Toiletten befinden sich künftig auch Wickeltische und kostenlose Menstruationsartikelspender.

Eine Sprache für Alle

Gendergerechte Sprache und Kommunikation schafft Begegnungen auf Augenhöhe und gleichwertigen Platz für alle Geschlechter. Jedenfalls hilft solche Sprache dabei, die Existenz von geschlechterdiversen Personen zu respektieren und anzuerkennen. Um Sie dabei zu unterstützen, diskriminierungsfreie Sprache anzuwenden, haben wir den gendergerechten Sprachleitfaden entwickelt. Grundsätzlich soll an der FH JOANNEUM genderinklusiv oder genderneutral kommuniziert werden. Das generische Maskulinum und Hinweise, dass alle weiteren Geschlechter in der Form mitgemeint sind, sind nicht ausreichend. Ebenso wenig sind binäre Formulierungen mit dem Binnen-I oder ausschließliche Doppelformen ausreichend.

Das Vorgehen des gendergerechten Sprachgebrauchs lässt sich in folgende drei Schritte zusammenfassen:
* 1. Schritt: Notwendigkeit von Geschlechterangabe prüfen In einem ersten Schritt sollte kritisch hinterfragt werden, ob im konkreten Fall Informationen zu dem Geschlecht oder geschlechterspezifische Formulierungen tatsächlich notwendig sind.
* 2. Schritt: Genderneutrale Formulierung
Ist eine Vermeidung von genderspezifischen Formulierungen nicht möglich, sollen genderneutrale Formulierungen verwendet werden (z.B. Studierende, Abteilungsleitung, …)
* 3. Schritt: Genderinklusive Formulierung
Wenn genderneutrale Formulierungen nicht möglich sind, sollte durchgängig mit Doppelpunkt (z.B. Kolleg:innen, Leiter:innen, …) gegendert werden.

Der Leitfaden enthält rechtliche Hintergründe und ausführliche Empfehlungen, die dabei helfen, eine inklusive Sprachkultur zu entwickeln, in der geschlechtliche Vielfalt selbstverständlich Anerkennung findet. Den vollständigen Leitfaden finden Sie hier.