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Wöchentlicher Börsenbrief #63

ibv@fh-joanneum.at
Wöchentlicher Börsenbrief von Josef Obergantschnig 1

Im wöchentlichen Börsenbrief von Josef Obergantschnig, Fachhochschullektor an der FH JOANNEUM und Gründer von ecobono, gibt es das Börsengeschehen pünktlich zum Start in das Wochenende aus erfrischend neuen Blickwinkeln.

Jackson Hole und ein heißer Herbst

Der August hatte es bisher wahrlich in sich. An den Weltbörsen ging es munter rauf und runter. Die Frage aller Fragen lautet: Wie geht es weiter? Diese Frage kann natürlich niemand seriös beantworten. Der Blick in die vielzitierte Glaskugel bleibt uns verwehrt. Aus heutiger Sicht scheint die Themenlandschaft für den Herbst klar vorgezeichnet. Neben der Geopolitik, die von den Krisenherden im Nahen Osten und in der Ukraine geprägt ist, stellen sich viele die Frage, wie weit die Unternehmensgewinne durch das Trendthema Künstliche Intelligenz in die Höhe klettern können. Darüber hinaus erleben wir die finale und heiße Phase im US-Präsidentschaftswahlkampf. Donald Trump und Kamala Harris scharren bereits in den Startlöchern. Diese Woche ist sogar der 44. Präsident der Vereinigten Staaten ausgerückt, um Kamala Harris den Rücken zu stärken. Barack Obama und seine Frau Michelle haben mit den Worten „Yes, she can“ Begeisterungsstürme beim Publikum ausgelöst. Das weckt Erinnerungen an den Wahlkampf 2008. Das dürfte Donald Trump vermutlich nicht schmecken. Grundsätzlich sind Wahljahre bekanntlich gute Börsenjahre. Ein gutes Börsenjahr haben wir trotz des Mini-Crashs am „Schwarzen Montag“ Anfang August bereits erlebt. Insofern drängt sich für viele die Frage auf, ob noch genug Dampf in der Maschine ist, um die Aktienkurse auch in den nächsten Wochen weiter nach oben zu treiben.

 

Neben der US-Wahl liegt der Fokus auch auf der anhaltenden Wirtschaftsschwäche, die nun nach Europa auch den bisherigen Konjunkturmotor USA erreicht haben dürfte. Und hier richten sich die Augen der Investor:innen nach Jackson Hole, einem Tal in den Rocky Mountains im US-Bundesstaat Wyoming. In diesem abgelegenen und dünn besiedelten Gebiet ist es seit 1981 jedes Jahr im August für ein verlängertes Wochenende „Party-Time“. Jahr für Jahr treffen sich führende Notenbanker:innen der großen Zentralbanken dieser Welt, Ökonom:innen und Finanzexpert:innen aus aller Welt, um über die globalen wirtschaftlichen Herausforderungen zu diskutieren. Das legendäre Symposium wird von der Federal Reserve Bank of Kansas City organisiert und hat sich über die Jahre hinweg zu einer zentralen Plattform für die geldpolitische Debatte entwickelt.

 

Mit Argusaugen verfolgen Investoren das Meeting, da Notenbanken die Gelegenheit haben, ihre geldpolitischen Strategien zu erörtern und mögliche Richtungsänderungen bekanntzugeben. Aussagen, die in Jackson Hole gemacht werden, haben demnach oft erhebliche Auswirkungen auf die Börsen dieser Welt. Fed-Präsident Jerome Powell wird am Freitag eine Rede halten. Viele Marktteilnehmer erwarten sich Hinweise auf eine baldige Zinssenkung der US-Notenbank. Eine bedeutende Rolle bei der Entscheidung wird vermutlich auch die Entwicklung am Arbeitsmarkt spielen. Ich bin schon sehr gespannt und werde mir vermutlich mit einem Espresso in der Hand die Entwicklungen ansehen. Eines scheint für mich aber klar: Jackson Hole wird auch 2024 einen heißen Herbst einleiten.

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