Pressemitteilung

Frühkindliche Adipositasforschung im neuen Josef Ressel Zentrum der FH JOANNEUM

 
Baby mit Mutter

Wie hängt die frühkindliche Ernährung – konkret Stillen beziehungsweise Flaschenernährung – mit Adipositas zusammen? Mit dieser Kernfrage beschäftigt sich das am 21. April 2017 eröffnete Josef Ressel Zentrum für die Erforschung von Prädispositionen der perinatalen metabolischen Programmierung von Adipositas. Unterstützung erhält das Forschungszentrum der FH JOANNEUM in Graz seitens der Christian Doppler Forschungsgesellschaft, dem Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) sowie dem Unternehmenspartner Milupa Österreich.

Im neuen Josef Ressel Zentrum für die Erforschung von Prädispositionen der perinatalen metabolischen Programmierung von Adipositas werden mögliche Vorhersagevariablen für die Entstehung von Übergewicht und Adipositas multidimensional erforscht. Im Vordergrund steht dabei die Untersuchung des Einflusses der Qualität und der Menge der aufgenommenen Nahrung auf die Prägung von Übergewicht in den ersten 1000 Tagen, also in etwa bis zum zweiten Geburtstag des Kindes. Als Probandinnen und Probanden werden normalgewichtige, gesunde Frauen und deren normalgewichtige, gesunde Kinder gesucht. Voll gestillte Kinder werden mit nicht gestillten – ausschließlich mit Formula ernährten – Kindern verglichen.

Übergewicht ist bereits ein epidemisches Phänomen. Die weltweite Prävalenz von Adipositas hat sich seit den 1980er Jahren laut Studien der Weltgesundheitsorganisation verdreifacht (WHO, 2013), wobei Kinder und Jugendliche von diesem Anstieg besonders stark betroffen sind. In Österreich ist die Prävalenz von Übergewicht von 2008 bis 2012 bei Mädchen von 10 Prozent auf 16 Prozent und bei Jungen von 12 Prozent auf 17 Prozent gestiegen (BMG, 2012).

BMWFW fördert das innovative Projekt
Das Josef Ressel Zentrum wird vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) und Milupa Österreich gemeinsam finanziert. Die Laufzeit beträgt fünf Jahre.

„Josef Ressel Zentren sind wichtige Schnittstellen von Fachhochschulen und Unternehmen und schaffen einen Mehrwert für alle Beteiligten. Die Unternehmenspartner profitieren von der wissenschaftlichen Kompetenz der Fachhochschulen, die wiederum das praktische Know-how der Unternehmen optimal nützen können", sagt Wissenschafts- und Wirtschaftsminister Dr. Reinhold Mitterlehner. „Die Erforschung von Adipositas und deren Entstehung trägt sowohl zu einer besseren Prävention als auch zur Entwicklung weiterer Therapien bei. Kinder und ihre Eltern profitieren davon ebenso wie die gesamte Gesellschaft.“

Die ersten 1000 Tage
Im neuen Josef Ressel Zentrum der FH JOANNEUM wird innerhalb der ersten 16 Lebenswochen von Neugeborenen untersucht, ob ein Unterschied im aufgenommenen Volumen zwischen gestillten und mit Formula ernährten Säuglingen besteht. Das Ernährungsverhalten in diesem Zeitraum könnte bereits in frühen Lebenswochen einen nicht mehr umkehrbaren metabolischen Pfad in Richtung der Entwicklung von Fettleibigkeit prägen. In der zweiten Untersuchungsperiode bis zum zweiten Lebensjahr der Kinder werden weitere anthropometrische, biophysikalische und biochemische beziehungsweise klinische Parameter untersucht, die im Zusammenhang mit der Entstehung von Fettleibigkeit stehen. Ein spezieller Fokus wird dabei auf den Verlauf der Zunahme der Körperfettmasse gelegt, da Fettzellen des Fettgewebes als Hormondrüsen wirken, wodurch die Entwicklung von Übergewicht begünstigt wird.

Milupa Österreich, als Tochter der Danone Nutricia GmbH, unterstützt die Forschung als Förderungs- und Kompetenzpartner. Das Unternehmen, das heuer sein 60-jähriges Jubiläum in Österreich begeht, ist der führende Experte für die Ernährung in den ersten 1000 Tagen. Das Unternehmen widmet sich seit über 40 Jahren mit einem eigenen Muttermilchforschungszentrum, dem Danone Nutricia Research Center in Utrecht, der Erforschung der optimalen Ernährung vom Beginn der Schwangerschaft bis zum Kleinkindalter, wohl wissend, dass der Goldstandard Muttermilch auf industrielle Weise nie erreicht werden kann.

Der hohe Innovationsgrad dieses multidimensionalen Forschungsvorhabens zeichnet sich durch einen stark interdisziplinären thematischen Zugang aus. Expertinnen und Experten aus den Bereichen Hebammenwesen, Pflege, Ernährung, Psychologie, Bioanalytik und Informationstechnologie arbeiten mit technologisch zeitgemäß ausgestatteter Infrastruktur an einschlägigen Fragestellungen rund um die Forschungsthematik. Zu jener Infrastruktur zählen auch zwei Geräte, die in dieser Kombination in sehr wenigen Forschungseinrichtungen europaweit vorhanden sind: Der PEA POD, in dem die Körperzusammensetzung von Babys und Kleinkindern vermessen wird sowie der BOD POD, der diese Funktion für Personen ab über zwölf Kilogramm Körpergewicht bietet.

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Josef Ressel Zentren an der FH JOANNEUM
In Josef Ressel Zentren wird anwendungsorientierte Forschung auf hohem Niveau betrieben, hervorragende ForscherInnen kooperieren dazu mit innovativen Unternehmen und internationalen Hochschulen. Für die Förderung dieser Zusammenarbeit gilt die Christian Doppler Forschungsgesellschaft international als Best Practice Beispiel. Josef Ressel Zentren werden vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) und den beteiligten Unternehmen gemeinsam finanziert. Das Forschungszentrum für die Erforschung von Prädispositionen der perinatalen metabolischen Programmierung von Adipositas ist das zweite Josef Ressel Zentrum der FH JOANNEUM.

Statements
Christopher Drexler, steirischer Landesrat für Gesundheit, Pflege, Wissenschaft und Personal: „Die Prävention von Adipositas ist ein wichtiges Thema. Ich bin froh, dass man sich im neuen Josef Ressel Zentrum der FH JOANNEUM dem annimmt. Dieses Projekt und dessen Ergebnisse bereichern nicht nur unsere Forschungslandschaft, sondern fördern in Zukunft auch die Gesundheit der Steirerinnen und Steirer.“

Reinhart Kögerler, Präsident der Christian Doppler Forschungsgesellschaft: „Josef Ressel Zentren sind für die Aktivierung des Forschungspotenzials von Fachhochschulen von großer Bedeutung. Dass es an der FH JOANNEUM nun bereits zwei Josef Ressel Zentren gibt, zeigt eine erfreuliche Entwicklung hin zu hochqualitativer und international evaluierter Forschung – und stärkt gleichzeitig diesen wichtigen FH-Standort in Österreich.“

Günther Witamwas, Aufsichtsratsvorsitzender, FH JOANNEUM: „Interdisziplinarität steht seit der ersten Stunde der FH JOANNEUM in Lehre und Forschung im Fokus. Im neuen Josef Ressel Zentrum profitieren alle Projektpartner von dem Know-how und den vorangegangenen Erfahrungen, was fächerübergreifendes Arbeiten und Forschen betrifft.“

Karl Peter Pfeiffer, Rektor und Geschäftsführer, FH JOANNEUM: „Die FH JOANNEUM in Graz bietet nicht nur das für das Forschungsvorhaben benötigte spezialisierte wissenschaftliche Fachpersonal, das sich interdisziplinär vernetzt, sondern auch hochmodern ausgestattete Infrastruktur. Im Zuge von zahlreichen geförderten sowie vollfinanzierten Vorprojekten wurden schrittweise einschlägige Expertise und Laboreinrichtung aufgebaut.“

Moenie van der Kleyn, Leiterin des Forschungszentrums, FH JOANNEUM: „Die Innovation des Forschungsvorhabens dieses Josef Ressel Zentrums liegt im Fokus der allerersten Lebensphase Schwangerschaft bis zum zweiten Lebensjahr, in der die Mutter-Kind-Einheit multidimensional betrachtet wird. Die gewonnenen Daten stellen die Basis für evidenzbasierte und auf die Zielgruppe abgestimmte Präventionsmaßnahmen dar.“

Erwin Zinser, Leiter des Forschungszentrums, FH JOANNEUM: „Dieses fünfjährige Forschungsvorhaben adressiert Expertise der FH JOANNEUM in mehreren Fachdisziplinen. Es ermöglicht uns, exzellentes Know-how und zugehörige Infrastruktur mehrerer Institute zu bündeln und somit ein relevantes Thema der Volksgesundheit auf höchstem Niveau zu beforschen.“

Christopher Mayr, Country Manager, Milupa Österreich: „Milupa betreibt seit über 40 Jahren intensive Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Muttermilchforschung. Mit der Investition in den Forschungsstandort Österreich und im Speziellen mit der Partnerschaft und der herausragenden Expertise der FH JOANNEUM gehen wir als Milupa Österreich konsequent den Weg der Forschung auf Spitzenniveau mit lokalen Partnern. Die gewonnenen Erkenntnisse werden in die Weiterentwicklung neuer wie auch bestehender Produkte einfließen und möglicherweise neue Standards setzen. So können wir Mütter und deren Kinder punktgenau bei den speziellen Bedürfnissen in den ersten 1000 Tagen unterstützen.“

Bernd Stahl, Direktor Human Milk Research, Danone Nutricia Research, Utrecht, Niederlande: „Muttermilch ist das Maß aller Dinge. Sie bietet dem Baby alles, was es für den optimalen Start ins Leben benötigt. Ein Geniestreich der Natur, aber auch Ansporn, dieses Wunderwerk besser zu verstehen. In den ersten 1000 Tagen werden für das weitere Leben eines Menschen viele Weichen gestellt. Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, durch die Kooperation mit dem Josef Ressel Zentrum für die Erforschung von Prädispositionen der perinatalen metabolischen Programmierung von Adipositas Einflussfaktoren zu identifizieren, die es uns erlauben, bessere Einblicke in die optimale Ernährung und Entwicklung eines Kindes zu erhalten.“

Gruppenfoto bei der Eröffnung des neuen Forschungszentrums.
v.l.n.r. Leiter des Forschungszentrums Erwin Zinser (FH JOANNEUM), Christopher Mayr (Milupa), Angelika Hanley (Christian Doppler Forschungsförderungsgesellschaft), Rektor Karl Peter Pfeiffer (FH JOANNEUM), Günther Witamwas (Aufsichtsratsvorsitzender der FH JOANNEUM), Leiterin des Forschungszentrums Moenie Van Der Kleyn (FH JOANNEUM), Reinhart Kögerler (Präsident der Christian Doppler Forschungsgesellschaft) und Bernd Stahl (Danone Nutricia Research). (© FH JOANNEUM / Klaus Morgenstern) (© FH JOANNEUM / Klaus Morgenstern)
Mess- und Abpumpgeräte
Im neuen Josef Ressel Zentrum der FH JOANNEUM wird erforscht, ob innerhalb der ersten 16 Lebenswochen von Neugeborenen ein Unterschied im aufgenommenen Volumen zwischen gestillten und mit Formula ernährten Säuglingen besteht. (© FH JOANNEUM / Maximilian Thum)
Der Pea Pod® mit Babypuppe
Das „Health Perception Lab (HPL)“ bietet unter anderem eine auf dem letzten Stand der Technik stehende technische Ausrüstung zur Bestimmung der Körperzusammensetzung von Neugeborenen bis zum Erwachsenen: den Pea Pod® und den Bod Pod®. (© FH JOANNEUM)
Baby im Arm der Mutter
Die Probandinnen genießen Vorteile in Bezug auf professionelle und kostenlose Beratung durch Hebammen, Pflege- und ErnährungswissenschafterInnen. (© FH JOANNEUM)
Forschungsinfrastruktur
Die FH JOANNEUM in Graz bietet nicht nur das für diese Forschung benötigte spezialisierte wissenschaftliche Fachpersonal, sondern hochmodern ausgestattete Infrastruktur. (© FH JOANNEUM / David Jablonski)
Frauen mit Baby
In der ersten Phase kommen die Probandinnen über vier Monate in regelmäßigen Abständen für Visiten in das Health Perception Lab (HPL) der FH JOANNEUM. (© FH JOANNEUM)
Erwin Zinser und Moenie Van der Kleyn leiten das Forschungszentrum.
Moenie Van der Kleyn, Leiterin des Instituts Hebammenwesen, und Erwin Zinser, Biochemiker und Lehrender an der FH JOANNEUM, leiten das neue Forschungszentrum. (© FH JOANNEUM /Maximilian Thum)
Am 21. April wurde das Forschungszentrum feierlich eröffnet.
Am 21. April 2017 wurde das Forschungszentrum feierlich eröffnet. (© FH JOANNEUM / Klaus Morgenstern)
Bernd Stahl von Nutricia Research
Bernd Stahl, Direktor Human Milk Research, Nutricia Research, Utrecht, Niederlande. (© Milupa GmbH)
Christopher Mayr von Milupa Österreich
Christopher Mayr, Country Manager, Milupa Österreich. (© Milupa GmbH)