Forschung

SUDOKU – Digitalisierung in der Sozialen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen

Erforschung digitaler und sozialer Kompetenzen von KiJuA-Mitarbeiter:innen im Umbruch

 

Die Kinder- und Jugendarbeit, kurz KiJuA, ist traditionell ein analog geprägtes Handlungsfeld der Sozialen Arbeit, welches vorrangig auf Beziehungsarbeit und sinnvoller Freizeitgestaltung beruht. Jedoch betreffen moderne Digitalisierungsprozesse der Gesellschaft immer mehr auch diesen Bereich − zuletzt rasant beschleunigt durch die Covid-19-Pandemie. Am Institut Soziale Arbeit der FH JOANNEUM wurde nun zum Thema Digitalisierung in der Kinder- und Jugendarbeit geforscht.

Digitalisierung in der Sozialen Arbeit

Das Projekt SUDOKU: Soziale Arbeit mit Kindern und Jugendlichen – Erforschung digitaler und sozialer Kompetenzen von Mitarbeiter:innen im Umbruch untersuchte Anforderungen, die auf Fachkräfte durch digitale Arbeit mit jungen Menschen zukommen und erhob Kompetenzen, um damit verbundene Herausforderungen zu meistern. Damit werden ein Abriss des Ist-Zustandes der modernen Anforderungen und Kompetenzen von Mitarbeiter:innen der KiJuA im Prozess der Digitalisierung geliefert sowie ein Beitrag zur Klärung notwendiger Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen von Fachkräften geleistet.

Im von der Arbeiterkammer Steiermark geförderten Projekt wurde eng mit den Praxispartnern Jugendzentrum ECHO und Jugendstreetwork Graz kooperiert.

Forschungsfragen

Forschungsleitende Fragen waren:

  • Welche neuen Anforderungen im beruflichen Alltag entstehen für Beschäftigte der KiJuA durch die verstärkte Nutzung digitaler Medien bei den Jugendlichen?

    • Welche neuen Anforderungen gibt es und wie gehen die Beschäftigten der KiJuA derzeit mit diesen Anforderungen um?
    • Wie beeinflussen Digitalisierungsprozesse die professionelle Haltung der Kinder- und Jugendarbeiter:innen?
    • Welche Kompetenzen, welches Know-how und welche Fähigkeiten brauchen die Beschäftigten der KiJuA, um diesen Anforderungen professionell zu begegnen?
  • Welcher Qualifizierungsbedarf ergibt sich aus den neuen Anforderungen konkret für die Beschäftigten der OJA

Empirie

Um die Forschungsziele zu erreichen, wurde ein Mixed-Methods-Ansatz mit Stakeholder-Workshops, Fokusgruppeninterviews und eine Online-Umfrage verwendet. Die Stakeholder-Workshops mit leitenden Fachkräften und Expert:innen der (digitalen) KiJuA wurden am Beginn und am Ende des Forschungsprozesses eingesetzt.

In drei Fokusgruppeninterviews mit insgesamt 16 Teilnehmenden war es das Ziel, mehr über die erlebte Praxis hinsichtlich digitaler Arbeitsbereiche und Herausforderungen durch digital-soziale Arbeit zu erfahren. Die Fokusgruppen wurden aufgezeichnet, transkribiert und mit Hilfe von MAXQDA inhaltsanalytisch ausgewertet. Daran anknüpfend folgte eine quantitative Online-Umfrage mit allen Beschäftigten der steirischen OJA als Zielgruppe . Insgesamt nahmen 92 Fachkräfte an der Umfrage teil, wobei 66 davon den Fragebogen vollständig ausfüllten. Die Daten wurden mit dem Programm SPSS uni- und bivariat ausgewertet.

Ergebnisse

Insgesamt kann für das untersuchte Handlungsfeld ein starker Digitalisierungsschub festgestellt werden. Besonders in Bezug auf die Kompetenzen und Fähigkeiten der Fachkräfte zeigt sich, dass eine grundsätzliche Offenheit zur laufenden Auseinandersetzung mit digitalen Themen viel wichtiger ist, als vertieftes Know-how zu einzelnen Tools.

In der Steiermark wurde in den letzten Jahren eine innovative Form der digitalen KiJuA entwickelt, die mittels Discord-Server datenschutzrechtlich unbedenklich und spielerisch im Zugang vielen Anforderungen gerecht wurde und nun als Best-Practice-Beispiel vorgestellt werden kann.

Ein großes Manko sind hingegen fehlende Zeitressourcen für digitale Arbeit, minderwertige technische Ausstattung (Hardware) in den Einrichtungen und zu wenig Einbezug der digitalen Jugendarbeit in den Förderverträgen mit den Auftraggeber:innen. Um nachhaltig gut mit der Dialoggruppe und der gesellschaftlichen Entwicklung mithalten zu können, ist die Anpassung des Arbeitsalltags der Beschäftigten der KiJuA und der Aufbau entsprechender Kompetenzen der Mitarbeiter:innen unerlässlich.