Direkt zum Inhalt wechseln
Event

Zölibat, Scheidung, Migration…? Was Sie schon immer einen Bischof fragen wollten…

39. Thermenkreis mit Bischof a.D. E. Kapellari

Diskutieren Sie im Rahmen des 39. Thermenkreis mit Bischof a.D. E. Kapellari über aktuelle Fragen unserer Zeit. Der „Thermenkreis“ wird veranstaltet von der FH JOANNEUM, dem Tourismusverband der Region Bad Gleichenberg und dem Kurhaus Bad Gleichenberg.

Ein Journalist ruft im Vatikan an und erkundigt sich nach dem Zustand der katholischen Kirche. Darauf fragt der Vatikan-Sprecher, wo sich der Journalist befinde. „In Berlin“, antwortete dieser, worauf der Vatikan-Sprecher als Auskunft gibt: „Oh, eine schwierige Zeit durchläuft derzeit die Kirche in Deutschland.“ Der Journalist korrigiert das Missverständnis, wonach er aus einer gleichnamigen Stadt in Südafrika anrufe, worauf der Vatikan-Sprecher antwortet: „Oh, der Kirche geht‘s hervorragend!“

Will man verstehen, welche zentralen Fragen „die katholische Kirche“ drängen, hängt die Antwort – wie so oft – von der Perspektive ab. Während die Katholische Kirche in der südlichen Hemisphäre boomt, wo inzwischen fast drei Viertel aller Katholiken leben, weist sie in Europa sinkende Mitgliedszahlen, schrumpfende Budgets und kargen Priesternachwuchs auf. 1995 waren noch 81% von Österreichs Bevölkerung katholisch, 2015 nur noch 60%. Rund 55.000 Menschen verlassen jährlich Österreichs katholische Gemeinschaft. Die europäische Kirche wird, wie Papst Benedikt einst formulierte, zu einer kreativen Minderheit.

Kritische Geister meinen die Ursachen dafür zu kennen und werfen der Kirche vor, sie sei nicht mehr zeitgemäß, habe keine Antworten mehr auf „brennende Fragen“ der Menschen angesichts ihrer veränderten Lebenswirklichkeiten. Die brennenden Themen der Zeit seien die Akzeptanz von Geschiedenen und Homosexuellen, die Offenheit für Frauenpriestertum und Priester ohne Zölibat, aber auch in Moralfragen…

Als wäre Papst Franziskus der Mann der Stunde, da er selbst von der Kirche Wandel, Barmherzigkeit und Nähe zu den Armen fordert und den globalen Kapitalismus als Verursacher von krasser Ungleichheit und Elend in vielen Teilen der Welt kritisierte. Auch Sexualität, die „die erotische Dimension der Liebe“ anerkannte er in seinem Schreiben „Amoris Laetitia“ als „Geschenk Gottes…, das die Begegnung der Eheleute verschönert“. Und jüngst ließ Papst Franziskus mit seiner Überlegung aufhorchen, er wolle prüfen lassen, ob Frauen als Diakone dienen können.

Was die einen als dringend notwendige Weichenstellung zur Bewältigung eines kirchlichen Reformstaus halten, verurteilen konservative Betrachter, wie der Publizist Vittorio Messori im „Corriere della Sera“ am Weihnachtsabend vor zwei Jahren, Papst Franziskus‘ Weg der Öffnung als „Unberechenbarkeit“, weil dadurch „fortwährend die Ruhe des durchschnittlichen Katholiken gestört“ würde.
Wer aber sind die durchschnittlichen Katholiken? Nach einer Studie des dt. Demoskopie-Instituts Allensbach von 2014 werde die die Kirche in Deutschland immer weniger als Glaubensgemeinschaft denn als kulturelle Tradition wahrgenommen. So sei für 68 Prozent der Befragten der festliche Rahmen besonderer Lebensereignisse der Hauptgrund für ihre Mitgliedschaft, gefolgt von Familientradition und Gewohnheit. Katholizismus als kulturelle Event-Bewegung?

Dass eine radikale Anpassung der Kirche an veränderte Sehnsüchte und soziale Bedingungen, wie die Regenbogenfamilie, der Weisheit letzter Schluss sei, widerlegen Deutschlands Protestanten: Dort gibt es alles, wovon progressive Katholiken träumen, bei gleichem Schrumpfungstrend.

Die richtige Antwort liegt, wenig überraschend in Zeiten des Wandels, in einer gemeinsamen Suche. Denn wer radikal verändert, verliert jene, denen Altbewährtes Stabilität und Sicherheit gaben. Wer alles beim Alten belässt, wird selbst bald alt und allein sein.

Diözesanbischof a.D. Dr. Egon Kapellari

Diözesanbischof a.D. Dr. Egon Kapellari stellt sich Ihren Fragen beim Thermenkreis.

Einer, der sein Leben jener Suche nach richtungsweisenden Antworten für die Katholische Kirche und ihre Mitglieder widmete, ist Diözesanbischof a.D., Dr. Egon Kapellari. Der studierte Jurist und Theologe war viele Jahre Hochschulseelsorger in Graz und Leiter des Afro-Asiatischen Instituts, bis er 1981 zum Bischof von Gurk und 2001 zum Bischof von Graz-Seckau geweiht wurde. Der als konservativ geltende Geistliche verstand sich dennoch als Brückenbauer zwischen Erneuerung und Tradition, zwischen Kirche und Kunst, zwischen spiritueller Tiefe, kultureller Offenheit und sozialem Engagement.

Trotz seiner diplomatischen Linie kritisierte er öffentlich untragbare Vorkommnisse, etwa Jörg Haiders Aussage über „ordentliche Beschäftigungspolitik“ 1991, was zu dessen Rücktritt als Kärntner Landeshauptmann führte. Auch vor innerkirchlichen „heißen Eisen“, wie der Klärung der Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen Kardinal Hans Hermann Groer, schreckte Bischof Kapellari nicht zurück.

Was den Weg der Kirche im dritten Jahrtausend anbelangt, so stand Dr. Kapellari für eine Balance jenseits der Extreme von “Erstarrung” einerseits und “Verflachung” durch bequeme Anpassung an den Zeitgeist andererseits.

Was aber bedeutet dies konkret für Bischof a.D. Kapellari? Was sind aus seiner Sicht, frei von diplomatischen Verpflichtungen, die brennenden Fragen des 21. Jahrhunderts für Geistliche einerseits, und für „normale“ Menschen andererseits?

Fragen, die am 39. Thermenkreis mit Bischof a.D. Dr. Egon Kapellari diskutiert werden, wenn wir Sie herzlich einladen zum Thema „Zölibat, Scheidung, Migration…? Was Sie schon immer einen Bischof fragen wollten…“

Dr. Egon Kapellari ist emeritierter Diözesanbischof sowie stv. Vorsitzender der österr. Bischofskonferenz. Er ist Autor zahlreicher liturgischer, kunsthistorischer und literarischer Bücher. Jüngste Erscheinungen: „Was kommt? Was bleibt? Gespräche an einer Lebenswende“ (Styria 2014); „Schritte zur Mitte: Eine Nachlese“ (Styria 2016). 2016 wurde er mit dem „Großen Josef-Krainer-Preis“, der höchsten Ehrung des Landes Steiermark, ausgezeichnet.

This site is registered on wpml.org as a development site. Switch to a production site key to remove this banner.