Porträt

Selina Kofler & Kerstin Beutl

Unser Praktikum an den United Laboratories des Tartu University Hospitals in Tartu, Estland.

 

Wir absolvierten unser zweites Berufspraktikum vom 6. Juni bis 5. August 2016 in den United Laboratories des Tartu University Hospitals in Tartu, Estland.

Am 2. Juni ging es mit dem Flieger der Fluglinie Air Baltic von Wien nach Tallinn und anschließend mit dem Fernreisebus – LuxExpress – direkt vom Flughafen weiter nach Tartu. Die Fahrt dauerte rund zweieinhalb Stunden. Während unseres Aufenthalts wohnten wir in einem zentral gelegenen Studierendenheim in der Pepleri Straße 14. Sowohl das Stadtzentrum als auch das Krankenhaus sind vom Heim zu Fuß erreichbar. Zusätzlich bietet Tartu auch ein gut ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz zu einem relativ günstigen Preis. Eine Monatskarte kostet rund 15 Euro.

Der Einzug in das Studierendenheim verlief reibungslos und auch das Preis-Leistungs-Verhältnis war in Ordnung. Bei Bedarf ist es möglich, Handtücher und Bettwäsche zu einem Preis von 53 Euro vorab zu bestellen. Des Weiteren stellt die Universität Tartu ein kostenloses WLAN zur Verfügung. Einen fünf- bis zehnminütigen Fußweg vom Studierendenheim entfernt, befinden sich drei große Einkaufszentren, die jeglichen Bedarf abdecken.

Land & Kultur

Die Universitätsstadt Tartu mit einer EinwohnerInnenzahl von etwa 97.000 ist die zweitgrößte Stadt Estlands nach der Hauptstadt Tallinn. Es liegt im südöstlichen Teil des Landes.

Trotz geringer Größe hat Tartu eine Vielfalt an Cafés, Restaurants und Bars zu bieten. Und auch an Einkaufsmöglichkeiten mangelt es hier nicht. Außergewöhnlich in Estland sind die langen Öffnungszeiten aller Geschäfte, die man auch sonntags nutzen kann. Die Preise sind mit unseren vergleichbar. Außerdem gibt es in Tartu zahlreiche schön angelegte Parks und Grünflächen, in denen man verschiedenste Monumente der estnischen Geschichte bewundern kann. An heißen Tagen – also selten – empfiehlt es sich, den nahe gelegenen Annenkanal zur Abkühlung aufzusuchen.

Das Wetter in Estland ist äußerst wechselhaft, die Temperaturen sind jedoch meistens sehr angenehm. Die Durchschnittstemperatur liegt etwa bei 22 Grad. Besonders empfehlenswert ist es, einen Regenschirm einzupacken, da es auch bei Schönwetter oft zu einem plötzlichen Wetterumschwung kommt.

Für Naturliebhaberinnen und -liebhaber bieten Naturreservate zahlreiche Wanderwege, die jedoch mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur schwer zu erreichen sind. Und Achtung: In vielen Naturreservaten gibt es Seen und Sümpfe, daher auch massenhaft Gelsen!

Auch kulturell hat Tartu jede Menge zu bieten. Fast jede Woche finden verschiedenste Veranstaltungen statt, vor allem Events mit musikalischem Hintergrund. Ein Großteil der einheimischen Bevölkerung spricht gut Englisch und sogar teilweise Deutsch, daher stellt die Kommunikation kein Problem dar.

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Foto: Kofler & Beutl
Das Rathaus von Tartu
Das Labor

Das Labor des Tartu University Hospitals umfasst verschiedene Bereiche der Labormedizin – Klinische Chemie, Hämatologie, Hämostaseologie, Immunhämatologie, Immunologie, Mikrobiologie, Genetik und PCR-Labor für Erregerdiagnostik und Leukämie – und ist somit das größte Labor in Estland.

Während unseres Praktikums nahmen wir an einem speziell für Studierende erstellten Programm teil, durch das wir die Möglichkeit hatten, alle Bereiche des Labors kennen zu lernen. Nach Abschluss des Programmes waren wir im PCR-Labor im Bereich der Erregerdiagnostik tätig. Unser Aufgabenbereich umfasste im Wesentlichen die DNA-Extraktion, die Vorbereitung und Durchführung der PCR sowie die anschließende Interpretation der Ergebnisse. Im Bereich der DNA-Extraktion verwendeten wir je nach Probenmaterial die Geräte QIAsymphony oder QIAcube von der Firma QIAGEN.

Unsere Aufgaben beschränkten sich hier hauptsächlich auf die Vorbereitung der Patientenproben sowie das Bestücken und Starten der Geräte. Im ersten Schritt wurden den Proben Sekundärröhrchen mittels Laborinformationssystem zugeordnet. Anschließend wurden die Proben mit den jeweiligen internen Kontrollen und Carrier versetzt, in das Rack geladen und gestartet. Je nach Anforderung musste die Konzentration der extrahierten DNA bestimmt und notiert oder auf die erforderliche Konzentration verdünnt werden. Nach erfolgreicher DNA-Extraktion werden die Proben weitergeleitet.

Unser zweiter Aufgabenbereich war das Ansetzen, Durchführen und Auswerten der PCR-Reaktionen. Der erste Arbeitsschritt, der PCR-Ansatz, wurde per Hand pipettiert, mit Ausnahme von Epstein-Barr-Virus und Cytomegalie-Virus. Für diese verwendeten wir ein automatisiertes System von QUIAGEN, den sogenannten QIAgility. Insgesamt kamen zwei Methoden zum Einsatz: einerseits die Realtime-PCR, andererseits die klassische PCR mit anschließender Elektrophorese.

Die Realtime-PCR wurde mit dem Thermocycler von Rotor-Gene Q durchgeführt und die Ergebnisse im Anschluss daran mit dem zugehörigen Programm ausgewertet. Die klassische PCR wurde mit dem Mastercycler von Eppendorf am Ende des Arbeitstages durchgeführt. Die Auswertung erfolgte am nächsten Morgen mit MultiNA der Firma SHIMADZU. Hier fand die Elektrophorese statt und das Ergebnis wurde in Form von Bildern der Auftrennung an den Computer weitergeleitet. Die Interpretation der PCR-Reaktionen wird zuerst auf Arbeitsblättern festgehalten und dann in das Laborinformationssystem übertragen.

Im Rahmen unseres Praktikums hatten wir je nach Bereich unterschiedliche Betreuerinnen und Betreuer: in erster Linie waren es BMAs, aber auch Ärztinnen und Ärzte. Abgesehen von der praktischen Arbeit im Labor wurde uns auch sehr viel theoretisches Wissen vermittelt. Neben dem Bestücken von Geräten durften wir manuelle Tätigkeiten entweder unter Aufsicht oder selbstständig mit Testanleitung durchführen. Das Arbeitsklima im Labor haben wir als äußerst angenehm empfunden und auch die Kommunikation stellte kein Problem dar.

Zusammenfassend ist das Tartu University Hospital eine gute Wahl für ein Auslandspraktikum. Die Labormitarbeiterinnen und -mitarbeiter sind alle sehr engagiert und hilfsbereit und wir schätzen uns glücklich, ein Teil dieses Teams gewesen zu sein.