Im Gespräch: Bernd Messnarz, der neue Studiengangsleiter von „Luftfahrt / Aviation“
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Im Gespräch: Bernd Messnarz, der neue Studiengangsleiter von „Luftfahrt / Aviation“

Marion Velik,

Der Bachelorstudiengang „Luftfahrt / Aviation“ hat einen neuen Leiter: Bernd Messnarz. Im Interview erzählt der gebürtige Steirer über seinen Werdegang, seine Schwerpunkte in Lehre und Forschung sowie Meilensteine, die er erreichen will.

Wie sieht Ihr persönlicher Werdegang aus?
Nach der Matura an der HTL (Bulme) Graz-Gösting, Abteilung für Maschinenbau-Betriebstechnik, habe ich an der TU Graz Technische Physik studiert. Im Anschluss habe ich meine Doktorarbeit verfasst und war als junger Forscher auf vielen internationalen Kongressen unterwegs. Dabei habe ich unter anderem den ersten Preis der Young Investigators Competition einer Konferenz in Montreal gewonnen. Nach einem kurzen Aufenthalt an der UMIT in Innsbruck ging es dann wieder zurück als Universitätsassistent an die TU Graz, wo ich meine erste Lehrerfahrung im Regulärstudium, aber auch in einem internationalen Lehrgang für Biomedical Engineering, sammeln durfte. Im Jahr 2005 tat sich die Stelle als hauptberuflich Lehrender im Bereich Mathematik / Physik / Informatik an der FH JOANNEUM auf. Diese Chance konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen, zumal es sich um jenen Beruf handelte, den ich immer wollte. Man muss schließlich die Chancen, die sich im Leben bieten, nützen.

Was sind Ihre inhaltlichen Schwerpunkte im Rahmen der Lehre?
Der Studiengang „Luftfahrt / Aviation“ hat bereits ein sehr gutes Curriculum. Damit es aber in fünf Jahren auch noch attraktiv ist, müssen verstärkt moderne Inhalte wie Artificial Intelligence (zum Beispiel bei der Steuerung von Drohnen), Additive Manufacturing und 3D-Druck oder Cyber Security in die bereits bestehenden Vorlesungen integriert werden. Auch das Thema Nachhaltigkeit und Klimawandel ist längst in die Luftfahrt eingezogen und muss im Curriculum entsprechend abgebildet werden, etwa im Bereich von modernen Antriebssystemen, Elektrifizierung und Batterietechnologien.

Darüber hinaus möchte ich die Inhalte der einzelnen Vorlesungen noch besser aufeinander abstimmen, sodass diese wie Zahnräder in einem gut funktionierenden Getriebe ineinandergreifen, um den Studierenden ein effizientes und vor allem gewinnbringendes Studieren mit wenig Reibungsverlusten zu ermöglichen. Die durch COVID-19 bedingte Umstellung auf Onlinelehre bietet auch die Chance zukünftig didaktisch dysfunktionale, weil zu lange Blocklehrveranstaltungen zu entschärfen und teilweise durch Onlinesessions zu ersetzen. Eine Win-win-Situation für Studierende als auch Vortragende.

Meine ganz persönlichen Schwerpunkte haben sich im Lauf der Jahre etwas von den Grundlagen in Richtung Anwendung verlagert. Ich betreue jetzt auch Fächer wie Flugmechanik und Simulation oder Flight Control Systems im Masterstudiengang. Inhaltlich beschäftige ich mich wesentlich mit der Simulation und Regelung von Drohnen.

Was sind Ihre inhaltlichen Schwerpunkte im Rahmen der Forschung?
Wir planen am Studiengang wieder ein Leitprojekt einzuführen, in dem all unsere Forschungsschwerpunkte (Vereisung, Avionik, Drohnen, Leichtbau) integriert sind. Dieses Projekt soll die Zusammenarbeit innerhalb unserer Arbeitsgruppen verstärken und auch ein integraler Bestandteil der forschungsangeleiteten Lehre sein. Aber auch die Kooperation mit anderen Studiengängen der FH JOANNEUM soll hierdurch einen weiteren Impuls erfahren. Bei diesem Leitprojekt wird es sich wahrscheinlich um die Entwicklung einer innovativen Drohne handeln, bei der viele der oben angesprochenen modernen Forschungsthemen abgebildet sind. Wichtig erscheint mir in diesem Zusammenhang aber nicht nur auf die Technologie, sondern auch auf die sinnvolle Anwendung zu setzen.

Was möchten Sie im nächsten Jahr umsetzen? Welche Meilensteine möchten Sie erreichen?
Ich möchte, wie schon erwähnt, das Curriculum modernisieren und feinabstimmen. Außerdem soll die Struktur unserer Arbeitsgruppen reformiert werden und auf weniger, aber dafür umso schlagkräftigere Teams fokussiert werden. Die Definition und der Start des Leitprojektes wird ebenso ein wichtiger Meilenstein für das kommende Jahr werden, wie der Ausbau der Zusammenarbeit mit anderen Studiengängen im Bereich der Forschung aber auch der Lehre.

Worauf legen Sie bei Studierenden Wert?
Auf extrem gute Mathematikkenntnisse. Nein, Scherz! Ich lege Wert auf höfliche Umgangsformen, Ehrlichkeit und Direktheit. Der Mut, Fragen zu stellen oder auch eher unangenehmere Dinge anzusprechen, imponiert mir. Motivation, Begeisterungsfähigkeit und die Bereitschaft, Verantwortung für das eigene Leben (Studium) in einer aktiven, gestalterischen Rolle zu übernehmen sind Zutaten eines erfolgreichen Studiums, wie Social Skills im Zusammenleben mit den Studienkolleginnen und Studienkollegen.

Was hat Sie dazu bewogen, sich als Studiengangsleiter zu bewerben?
Mein Hauptbeweggrund ist, dass ich im Studiengang, in den Kolleginnen und Kollegen und den Studierenden ein enormes Potenzial sehe, und es viele Gestaltungsmöglichkeiten gibt, die ich gerne umsetzen möchte. Mir steht viel Energie und intrinsische Begeisterung zur Verfügung und ich habe einfach viele Ideen. Wenn wir gemeinsam nur die Hälfte davon umsetzen können, bin ich sehr zuversichtlich, dass wir nicht nur die Erfolgsgeschichte des Studiengangs fortschreiben können, sondern auch einen respektablen Beitrag zur weiteren Entwicklung der FH JOANNEUM beitragen können.