Frau tippt auf Smartphone.

Mobilitätseingeschränkte Personen in der Luftfahrt unterstützen

Niklas Sieger,

Im Rahmen des Projekts Communication4All des Instituts Luftfahrt / Aviation soll physisch und kognitiv eingeschränkten Personen in der Luftfahrt ein angenehmeres Flugerlebnis ermöglicht werden. Wir haben mit Projektleiterin Heidelinde Jelinek-Nigitz gesprochen.

Was waren die Ziele des Projekts Communication4All?

Heidelinde Jelinek-Nigitz: Ziel des Projekts Communication4All war es herauszufinden, ob eine Applikation für Smartphones so konzipiert werden kann, dass allen Anforderungen der Luftfahrt aus technischer, betrieblicher, rechtlicher und sicherheitsrelevanter Sicht vollumfänglich entsprochen wird und andererseits von Personen mit unterschiedlichsten physischen und kognitiven Einschränkungen effektiv genutzt werden kann.

Inwiefern könnte eine App helfen, diesen Personen den Flug zu erleichtern?

Heidelinde Jelinek-Nigitz: Eine barrierefrei zu nutzende Kommunikations-Applikation kann insbesondere mobilitätseingeschränkten Personen zur zielgerichteten Kommunikation von spezifischen Anforderungen und spontanen Anfrage von Unterstützungsmaßnahmen entlang der gesamten Reisekette dienen. Sie kann somit eine wesentliche Erleichterung für die betroffenen Personen und das Personal darstellen.

Was müsste eine solche App konkret können?

Heidelinde Jelinek-Nigitz: Eine entsprechende Applikation sollte möglichst einfach funktionieren und durch alle physisch und kognitiv eingeschränkten Personen bedient werden können. Gleichzeitig müssen alle erforderlichen Informationen verarbeitet und bidirektional übermittelt werden können.

Informationen, die das Kabinenpersonal über die Applikation gerne an Fluggäste weitergeben würde, sind etwa Durchsagen in der jeweiligen Landessprache, Infos zur Ankunft, Speiseauswahl und Infos zum Flug. Informationen, die das Luftfahrtpersonal von den Fluggästen über die Applikation gerne erhalten würde, sind Hilfestellungen bei sprachlichen Barrieren, der richtige Umgang mit medizinischen Geräten, die benötigte Hilfe wegen Beeinträchtigung der Sinnesorgane oder ob Ärztinnen beziehungsweise Ärzte an Bord sind.

Was kann das Luftfahrtpersonal tun, um hier unterstützend zu wirken?

Heidelinde Jelinek-Nigitz: Passagiere können grundsätzlich ihr persönliches Smartphone benutzen. Das Luftfahrtpersonal muss mit entsprechenden Tablets ausgestattet werden. Da die App möglichst einfach bedienbar sein soll, ist aber kein großer Schulungsaufwand zu erwarten. Für eine durchgängige Verwendung der Kommunikations-Applikation müssen jedoch gerade auf längeren Flügen eine Energiequelle zum Aufladen von Akkus sowie der Netzwerkzugang sichergestellt werden.

Was kann man tun, um das Bewusstsein für diese Thematik zu steigern?

Heidelinde Jelinek-Nigitz: Heutige Flugzeugkabinen erfüllen die Anforderungen mobilitätseingeschränkter Personen nur sehr eingeschränkt. Aufgrund diverser nationaler und internationaler Regulierungen ist jedoch zu erwarten, dass analog zu anderen Verkehrsmitteln auch im Flugverkehr in den nächsten Jahren konkrete Maßnahmen in den Flugzeugkabinen zu treffen sind, welche bestmögliche Barrierefreiheit schaffen. Auf Grund dessen ist zu erwarten, dass diese Entwicklungen einen entsprechenden Einfluss auf die Gestaltung und Ausstattung von Flugzeugkabinen der Zukunft haben werden.

Am Institut Luftfahrt / Aviation der FH JOANNEUM erwarten Studierende nicht nur luftfahrttechnische Schwerpunkte, sondern auch Auseinandersetzungen mit nachhaltigen, aktuellen und innovativen Themen.

Tipp:

Weitere Informationen zum Projekt Communication4All finden Sie hier.