Porträt

Dr. David Wilfinger, BA

Unser Absolvent des Bachelorstudiengangs Informationsdesign, David Wilfinger, ist heute als Abteilungsleiter von Digital Product Design bei Mercedes-Benz AG tätig. Im Interview erzählt er uns mehr zu seinem Karriereweg.

 

Eckdaten

Jobbezeichnung: Abteilungsleiter Digital Product Design
Unternehmen:Mercedes-Benz AG

Lieber David, wie ging es dir so während deines Informationsdesign Studiums?

„Ich glaube, ich hatte zu Beginn des Studiums die Idee, Web-Designer zu werden, aber das hat sich während des Studiums komplett geändert. Das ganze User Interface Thema habe ich erst in meinem Studium kennengelernt. Ich kam von einem humanistischen Gymnasium, und habe ehrlich gesagt im Designbereich nicht so viel mitgebracht, deswegen war das ja auch sehr interessant und neu für mich. Ich muss sagen, ich habe die Breite des Studiums als sehr angenehm empfunden, ich habe, verglichen mit meinen Kolleg:innen von der Uni, immer wieder sehr von der Praxis profitiert, die ich durch die FH mitgebracht habe.“

Wie ging es weiter, als du fertig warst?

„Ich habe nach dem Studium gemerkt, dass ich gerne inhaltlich noch mehr in die Tiefe gehen möchte und mich dieses ganze Thema Mensch-Maschine Interaktion sehr interessiert. Deswegen bin ich an die Universität in Salzburg, um dort das Doktorat machen – zum Glück gab es damals einen Professor, der genau zu diesem Thema geforscht hat und eine Forschungsgruppe zum Thema Human Interaction Design aufgebaut hat. Ich war dann in dieser Gruppe, ein Mix aus Psychologen, Informatikern, Soziologen und eben ich als Designer – das war eine echt coole Truppe aus verschiedensten Disziplinen, die aber alle am gleichen Thema gearbeitet haben, das war eine echte Bereicherung.“

Wolltest du nach deinem Doktorat an der Universität bleiben?

„Nein, ich habe mich dann entschieden, dass ich eigentlich in die Industrie wechseln möchte und bin in Salzburg zu Porsche Informatik gewechselt. Zum Thema User Interface im Auto hatten wir schon auf der Uni ein großes Projekt, und ich habe fünf Jahre zu dem Thema geforscht und auch publiziert. Bei der Porsche Informatik ging es dann um User Interfaces für den Autohandel, was ein relativ komplexer Prozess ist, weil von dem Moment an, wo du ein Auto kaufst, alles sehr von Software begleitet ist.“

Und du bist beruflich dem Thema treu geblieben?

„Ja, nach ein paar Jahren habe ich dann eine Stelle als Teamleiter hier in Sindelfingen im Mercedes-Benz Design angetreten, und ich muss sagen, dass Mercedes als Arbeitgeber schon sehr attraktiv ist, vor allem hier im Designbereich. Wir gestalten die Autos der Zukunft, und das ist einfach ein cooles Produkt. Autos wecken ja viele Emotionen, wo man sich als Designer ordentlich abarbeiten kann. (lacht) Dazu kommt: In vielen Firmen bist du halt als User Interface Designer oft alleine in einem Team, und jetzt bin ich Teil in einer Designfamilie von unglaublich kreativen Kolleg:innen, die täglich am Look & Feel unserer Produkte arbeiten. Das ist schon eine coole Stimmung am Arbeitsplatz. Vor allem auch, weil das ja nicht alles User Interface Designer sind, viele kommen aus anderen Disziplinen, wie z.B. Exterior und Interior Design. Nach einigen Jahren als Teamleiter wurde mir dann Anfang 2022 die Leitung einer Abteilung im Digitalen Design übertragen.“

Wie kann man sich deine Tätigkeit als Abteilungsleiter bei Mercedes vorstellen?

„Es werden Themen an uns herangetragen, und wir gehen dann den klassischen Designprozess durch. Das heißt, zu Beginn versuchen wir, das Problem zu verstehen, spielen verschiedene Varianten durch, versuchen von vielen Ideen wenige auszusieben. Danach beginnen wir Ideen im Detail auszuarbeiten, diese dann möglichst realistisch im Prototypen umzusetzen. Danach beginnt die Testphase mit User:innen und final wird das Ergebnis schließlich im Auto implementiert. Die ganze Funktionalität wird immer mehr, es wird immer komplexer einerseits, die Technik so zu gestalten, dass sie einfach benutzbar ist. Gleichzeitig müssen wir, Luxusmarke noch mehr als reine Usability machen. Das Design und die Technik sollen begeistern, und diesen Luxuseffekt müssen wir auch ins User Interface bringen, das ist eine spannende Aufgabe.“

Wie viele Menschen arbeiten an deinem Standort in Sindelfingen?

„Alleine im Bereich Forschung und Entwicklung sind es tausende, am Standort inklusive Produktion sind es so 35.000 Kolleg:innen, das ist eine richtige Stadt. Es ist immer wieder beeindruckend, wie aufwändig es ist, ein Auto zu entwickeln und zu bauen.“

Fährst du selbst auch einen Mercedes?

„Ja, ich darf auch einen Mercedes fahren (lacht). Auf der einen Seite ist man als Designer von dem Produkt natürlich begeistert, man arbeitet auch mit viel Herzblut dran, auf der anderen Seite ist es ja so, wir machen das ja nicht für uns, sondern wir machen es für die Kund:innen, das heißt, denen muss es gefallen, und natürlich gibt es immer etwas, was man besser machen kann. Das ist eine andauernde Challenge.“

Darfst du uns verraten, in welche Richtung es geht? Ist das Selbstfahren bald vorbei?

„Naja, die Kund:innengruppe ist unglaublich divers, und das Auto muss ja dann fast jede:r schön finden. Auch das User Interface muss jede:r bedienen können, von einer jungen Person, die mit Digitalisierung aufgewachsen ist bis hin zu älteren Personen, die nicht mit dem Handy in der Hand groß geworden sind. Das gleiche gilt für unterschiedliche Antriebsarten, wir versuchen auch da, verschiedene Zielgruppen zu bedienen. Das Thema autonomes Fahren ist natürlich präsent und auch ein großes User Interface Thema, das ist eine Herausforderung für uns als Designer.“

Da hast du beruflich wirklich aufs richtige Pferd gesetzt!

„Ja, also ich bin ja mittlerweile in einer Position, wo ich eine Abteilung leite, und ich finde nach wie vor total wichtig, was wir damals an der FH gelernt haben, das würde ich weiterhin suchen, was diese Ausbildung grundsätzlich an Breite und Know-How anbietet! Und ich kann nur sagen, der Markt für User Interface Designer ist stark im Wachsen, wir suchen die ganze Zeit gute Leute!“