Porträt

Manuel Kainer, BA

Manuel Kainer ist heute bei icon incar tätig - einem Unternehmen, dass sich der digitalen User-Experiences im Automobilbereich verschrieben hat. Ein Gespräch über Herausforderungen und Erfolge.

 

Eckdaten

Jobbezeichnung: Director Automotive UX
Unternehmen: icon incar

Wodurch hast du vom Studiengang Informationsdesign erfahren?

Nachdem ich die HTL in Zeltweg für Hochbau abgeschlossen hatte, wollte ich eigentlich Architektur studieren. Das Thema hat mich allerdings nicht nachhaltig begeistert, weshalb ich mich nach einer neuen Herausforderung umgeschaut habe und dann das Thema Gestalten und Programmieren von Websites gefunden habe. Die Richtung stimmte schon mal, und ich wollte mich in dem Themenbereich weiterentwickeln - so bin ich auf den Studiengang gestoßen. Für die Bewerbung habe ich damals neben der Mappe auch ein Video produziert und auf VHS-Kassette abgegeben, und es hat funktioniert! Ich fand das Studium von Beginn an spannend, das vielfältige Angebot hat mir sehr gut gefallen. Später habe ich mich auf Usability spezialisiert, das meiner Meinung nach schon sehr nah an dem heutigen UX orientiert war. 3D Motion Design Flash Animationen fand ich ebenfalls faszinierend. Ich habe mich überall reingehängt und versucht, so viel wie möglich über Tools und Techniken zu erfahren. Davon habe ich später im Job sehr profitiert.

Wie bist du zu deinem Praktikum bei Audi Design gekommen?

Ich muss sagen, da bin ich meinem damaligen Major-Leiter Konrad Baumann heute noch dankbar – er hat uns einfach alle eingepackt und mit uns namhafte Design Agenturen und Firmen in London und Deutschland besucht. Unter Anderem waren wir auch bei Siemens und Audi Design und haben unsere Portfolios vorgestellt. Für drei Leute gab es dann einen Praktikumsplatz, ich war einer davon. Ich hatte in meinem Praktikum viel mit HMI-Design zu tun, ich war also zuständig für das Digitale User Interface im Fahrzeug. Das war damals nur ein kleiner 7-Zoll Screen in der Mittelkonsole und ein noch kleineres Display hinter dem Lenkrad. Alles, was ich im Studium gelernt habe, konnte ich zum Einsatz bringen, z.B. 3D Renderings, Interaktive Animationen in Flash. Sogar ein Präsentations-Tool in Flash für die damaligen Audi Design Abteilung war dabei. Meine anschließende Diplomarbeit habe ich für die Abteilungen Elektronikentwicklung und Audi Design gemacht. Dabei ging es um die Entwicklung eines grafischen Hilfe- und Feedbackkonzepts für multimodale Bedienelemente im Fahrzeug.

Wie ging es für dich nach der Diplomarbeit weiter?

Rückblickend gesehen muss ich sagen, dass alles nahezu perfekt ineinandergegriffen hat. Vom Praktikumsplatz nahtlos zur Diplomarbeit und danach direkt ins Berufsleben. Mein Betreuer bei Audi Design hatte sich dazu entschieden, bei Audi Design auszusteigen, um ein Startup im Automotive UI Design zu gründen. Bei einem Kaffee hatte er nachgefragt, ob ich nicht Lust hätte mitzumachen. Seit 2007 bin ich Teil der Firma, die damals mit fünf Leuten in Ingolstadt angefangen hat und mittlerweile rund 120 Mitarbeitende weltweit zählt. In dieser Zeit konnte ich in allen Themenbereichen arbeiten und Erfahrung aufbauen: von HMI-Konzeption und UX, über digitales Prototyping und 3D, bis hin zu UI Design, Produktion, Motion Design für die Vorentwicklung und Serienentwicklung im Automobilbereich. Showcars waren auch einige dabei. Danach verlagerte ich meinen Fokus auf Projekt- und später Qualitätsmanagement. Aktuell kümmere ich mich als Director Design Operations um einen möglichst reibungslosen Ablauf im Designprozess und innerhalb der Organisation.

Ist euer Startup von Anfang an gut gelaufen?

Wir mussten uns anfangs erst etablieren und die Designabteilungen der OEMs von uns überzeugen. Das lief alles auch sehr gut an, bis es dann 2008 zur Wirtschaftskrise kam, und viele Projekte plötzlich weggebrochen sind. Wir als icon incar GmbH hatten aber insoweit Glück, dass unsere Mutterfirma, iconmobile GmbH, diese Flaute tatsächlich abfedern konnte. Wir haben dann die Zeit mit Projekten aus dem Mobilfunk-Sektor überbrücken können. Als die Wirtschaft wieder anlief, kamen auch die Automobilhersteller wieder zurück, und icon incar ist seitdem kontinuierlich gewachsen. Bald hatten wir weltweit Büros, neben Deutschland auch in Detroit, Shanghai und Santa Monica.

Brauchst du das, was du an der FH gelernt hast, heute noch?

Es hat mich definitiv dorthin gebracht, wo ich heute stehe. Die Fähigkeiten, die ich in meinem Fachbereich, Usability, erlernt habe, helfen mir auch heute noch, wenn es darum geht, Prozesse und Abläufe zu analysieren und zu optimieren. Dabei ist es egal, ob man einen Gebrauchsgegenstand, ein Userinterface oder einen Betriebsprozess vor sich hat. Das Wichtigste ist aber: nie aufhören zu lernen und immer neugierig zu bleiben.

Was genau macht icon incar jetzt?

Kurz gesagt: Unser Kerngeschäft liegt in der Ideenfindung, Konzeption, Gestaltung und im Prototyping aller digitalen User-Experiences im Automobilbereich. Wir bieten unseren Kunden also die komplette Bandbreite von der ersten Idee bis hin zur digitalen Simulation ihrer zukünftigen Mobility-Experience an. Dabei arbeiten wir eng mit den Vorentwicklungsabteilungen unserer Kunden zusammen. Besonders spannend dabei ist, dass man über Konzepte und Designs nachdenkt, die erst in 10-15 Jahren auf Markt kommen werden. Wir haben mittlerweile für nahezu alle bekannten Automobilhersteller gearbeitet. Die Chance ist also relativ hoch, dass ihr schonmal UI und UX „designed by icon incar“ im Fahrzeug erlebt habt.

Bist du zufrieden mit deinem bisherigen Lebensweg?

Natürlich! Ich habe es tatsächlich geschafft, über die FH zu einem Praktikum und Diplomarbeit zu kommen, und bin in einer Firma gelandet, die ich seit der ersten Stunde mitgestalten konnte. Ich bin jetzt seit 16 Jahren bei icon incar, und es ist immer noch so spannend und vielfältig wie am Tag eins. Man wächst mit der Firma und an den Aufgaben. Es gibt immer neue Challenges im Laufe der Zeit, das gefällt mir. Zudem bin ich ein „Problemlöser“ Typ - Ich liebe diese Herausforderungen. Das Schöne dabei ist, es wird nie langweilig, und es gibt immer etwas zu tun.