Porträt

Annemarie Schinko

Annemarie Schinko ist als Logopädin an der FH Joanneum und als Ambulatorin der Mosaik GmbH Graz tätig.

 

Jobbezeichnung: Logopädin, Tutorin
Unternehmen: Ambulatorium der Mosaik GmbH Graz beziehungsweise Institut Logopädie der FH JOANNEUM
Ich arbeite in: Graz, Österreich
Ich arbeite hier seit: 2011: Ambulatorium der Mosaik GmbH Graz sowie 2014: Institut Logopädie der FH JOANNEUM
Mein Kontakt

Was ich mache

Ambulatorium der Mosaik GmbH Graz
  • Diagnostik und Therapie von behinderten Kindern und Jugendlichen mit Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen sowie Beratung und Begleitung der Eltern beziehungsweise der Bezugspersonen der Kinder und Jugendlichen
  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Physio-, Hippo-, Ergo- und Musiktherapeutinnen und -therapeuten, Psychologinnen und Psychologen sowie Ärztinnen und Ärzten
  • Praktikantenbetreuung
Institut Logopädie der FH JOANNEUM
  • Lehrende im Bereich Kindersprache in Vorlesungen, Kleingruppen und in der praktischen Anwendung in der logopädischen Lehrpraxis
  • Mitarbeit an verschiedenen Projekten
  • organisatorische und administrative Aufgaben
  • Alumnibetreuung

Warum ich meinen Beruf liebe

Ambulatorium der Mosaik GmbH Graz

Jedes Kind, das zu mir zur logopädischen Therapie kommt, ist individuell. Das ist einerseits eine Herausforderung, andererseits aber auch spannend, weil ich es mit unterschiedlichen Persönlichkeiten und logopädischen Problemen zu tun habe. Meine Arbeit ist daher abwechslungsreich und vielfältig. Es bereitet mir Freude, ein neues Kind kennenzulernen und im Spiel sowie im Gespräch mit seinen Bezugspersonen herauszufinden, was es kann, womit es Schwierigkeiten hat und welche Schwerpunkte es in den folgenden Therapieeinheiten gibt. Besonders interessant finde ich die interdisziplinäre Zusammenarbeit, in der jede Disziplin von den anderen etwas dazu lernt und das Kind durch die Zusammenarbeit in seiner Weiterentwicklung bestmöglich unterstützt wird.

Durch meine Arbeit habe ich auch die Möglichkeit, mich persönlich weiterzuentwickeln. Fachlich geschieht dies durch vertiefende, spezielle Fortbildungen. Auch die therapeutische Persönlichkeit entwickelt sich durch zunehmende Erfahrung und die bewältigten Herausforderungen oder Schwierigkeiten im beruflichen Alltag weiter.

Institut Logopädie der FH JOANNEUM

An meiner Arbeit als Lehrende gefällt mir, dass ich verschiedenste Aufgaben habe und es aufgrund der Vielfältigkeit immer wieder neue Herausforderungen gibt. Ich schätze den Kontakt zu Lehrenden und Studierenden, der natürlich völlig anders ist als zu Patientinnen und Patienten. Durch den Kontakt zu Studierenden hinterfrage ich mein eigenes logopädisches Handeln, verschiedene Ansätze und Methoden der Diagnostik und Therapie sowie die Umsetzung im praktischen Handeln immer wieder. Wenn ich die Studierenden in ihren Vorbereitungen, Durchführungen und Reflexionen bei ihren praktischen Erfahrungen im Rahmen der logopädischen Lehrpraxis unterstütze, bereitet mir dies große Freude. Die Herausforderung besteht dabei darin, ihnen adäquate Hilfestellungen zu geben ohne sie zu sehr einzuschränken.

Was ich an meinem Beruf nicht so mag

  • fehlende Aufstiegschancen
  • Bezahlung

Wichtige Fähigkeiten in meinem Job

  • Kommunikations- und Teamfähigkeit
  • Freude am Umgang mit verschiedensten Menschen
  • Bereitschaft zur persönlichen und therapeutischen Weiterentwicklung

Mein bisher größter Erfolg in meiner Karriere

Ambulatorium der Mosaik GmbH Graz

Wenn ein Kind die Sprache beziehungsweise die Kommunikation entdeckt, ist es jedes Mal ein tolles Erlebnis: Also, wenn es erkennt, dass es mit der Verwendung von Sprache etwas bewirken kann. Generell ist es ein gutes Gefühl, wenn Kinder das, was man in der Therapie erarbeitet hat, spontan und selbstverständlich im Alltag anwenden.

Ein Beispiel: Ein Kind fällt im Kindergarten dadurch auf, dass es nicht spricht und im Alltag sehr schnell aggressiv wird. Wegen der wenigen Äußerungen wird es zur Logopädie überwiesen. Dort stelle ich in der Diagnostik fest, dass es nur wenige Wörter versteht – maximal ein Wort in einem Satz. Anfangs reagiert es in der Therapie unsicher und wird zornig, wenn es etwas nicht ausreichend versteht: Kind: „Autos?“ – Logopädin: „Die Autos sind im Kasten“. Das Kind versteht das Wort „Kasten“ nicht vollständig und kann den Kasten bei mir im Zimmer nicht erkennen. Es reagiert darauf mit Unsicherheit oder Ärger. Weitere sprachliche Hilfestellungen kann es dabei nicht mehr aufnehmen. Im Lauf der Therapie lernt das Kind spielerisch auf meine sprachlichen Hilfestellungen zu achten und zu reagieren. Meine Äußerungen sind ganz einfach formuliert, sodass es sie ausreichend verstehen kann. Wenn das Kind bemerkt, dass es etwas von mir Gesagtes nicht ausreichend versteht, schaut es mich an und sagt „Hilfe“. Es bemerkt also sein Problem und kann, indem es um Hilfe bittet, damit umgehen. Sein aggressives Verhalten kommt in der Therapie nicht mehr vor.

Institut Logopädie der FH JOANNEUM

Bei meiner Arbeit mit den Studierenden erlebe ich ganz unterschiedliche Momente, da ich sie in einem Prozess des praktischen Anwendens des theoretisch erworbenen Wissens begleite. Mich freut besonders, wenn meine Hilfestellungen verstanden werden und die Studierenden in der Umsetzung ihre eigenen Ideen sowie eigene Zugangsweisen zeigen. Auf diese Weise finden sie einen für sie individuell geeigneten Weg, um ein Therapieziel zu bearbeiten und gleichzeitig ihre eigenen Ideen einfließen zu lassen.

So bin ich zu meinem Job gekommen

Ambulatorium der Mosaik GmbH Graz

Im sechsten Semester meines Studiums absolvierte ich mein Praktikum bereits in der Mosaik GmbH. Da eine Stelle frei wurde, bewarb ich mich schriftlich und bekam nach einem persönlichen Gespräch die Zusage.

Institut Logopädie der FH JOANNEUM

Ich studierte selbst "Logopädie" an der FH JOANNEUM und kannte den Studiengang daher bereits aus der Sicht einer Studierenden, als Jahrgangs- und Studiengangssprecherin. Daher reizte es mich, als Tutorin andere Aufgaben bewältigen und neue Erfahrungen sammeln zu können. Nach einer schriftlichen Bewerbung und einem persönlichen Gespräch startete ich im September 2014 als Tutorin des Instituts Logopädie, war zwischen März 2015 und August 2015 als wissenschaftliche Mitarbeiterin angestellt und arbeite seit September 2015 als Lehrende.

Das habe ich im Studium fürs Berufsleben gelernt

Besonders hilfreich für das Berufsleben habe ich die Verknüpfung von Theorie und Praxis schon während des Studiums empfunden (zum Beispiel Praktika und Therapien in der Lehrpraxis). Durch die im "Logopädie"-Studium regelmäßig angebotene Supervision habe ich gelernt, wie ich im Berufsalltag mit fachlichen oder persönlichen Problemen umgehen und mich von belastenden Situationen oder Personen abgrenzen kann.

Die Jobchancen in meinem Bereich

Es gibt nicht sehr viele Einrichtungen, in denen logopädische Therapie für Menschen mit Behinderung angeboten wird. Auch ist es ein Bereich, der nicht für alle Logopädinnen und Logopäden passt. Daher ist es meines Erachtens sinnvoll, bei Interesse ein Praktikum in diesem Bereich zu absolvieren und herauszufinden, ob es für einen persönlich als Arbeitsbereich in Frage kommt. Durch ein Praktikum wird man auch in der Einrichtung bekannt und hat somit bessere Chancen, falls man sich dort für eine Stelle bewirbt.

Stellen als Tutorinnen oder Tutoren, wissenschaftliche MitarbeiterInnen oder Lehrende gibt es an Fachhochschulen. Wenn man selbst am Studiengang studiert hat, das Studium selbst erlebt hat und mit den Abläufen und Anforderungen vertraut ist, ist man dort schon bekannt und hat eventuell ein Vorteil – auch beim selbständigen Arbeiten.

Ich bin:

  • neugierig
  • engagiert
  • pragmatisch

Ich über meinen Job

Ambulatorium der Mosaik GmbH Graz

An meiner Arbeit mit Kindern gefällt mir, dass Diagnostik und Therapie immer spielerisch ablaufen und dass Kinder Spaß am von mir gelenkten therapeutischen Spiel haben und nicht merken, dass wir an etwas arbeiten, was sie (noch) nicht können. In der Arbeit mit behinderten Kindern ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit spannend, da oft nicht sofort logopädisch gearbeitet werden kann, sondern zuerst die Grundlagen dafür gelegt werden müssen, wie die Adaptation der Sitzposition zur Ermöglichung der Kommunikation oder der Nahrungsaufnahme.

Institut Logopädie der FH JOANNEUM

An meiner Tätigkeit als Lehrende schätze ich, dass ich mich mit einem anderen Aspekt der logopädischen Arbeit befasse. Durch die Auseinandersetzung mit theoretischem Wissen, die Art der Weitervermittlung und die Begleitung der Studierenden auf ihrem Weg zur Logopädin beziehungsweise zum Logopäden erweitere und vertiefe ich mein eigenes Fachwissen. Dies wirkt sich wiederum positiv auf meine praktische Arbeit aus.