Im Gespräch: Roswitha Wiedenhofer-Bornemann, Projektleiterin EU4DUAL
Foto: FH JOANNEUM

Im Gespräch: Roswitha Wiedenhofer-Bornemann, Projektleiterin EU4DUAL

Mag. Marion Velik,

Die FH JOANNEUM arbeitet am Aufbau der europäischen Hochschuleinrichtung EU4DUAL mit.

Gemeinsam mit acht europäischen Hochschulen bildet die FH JOANNEUM im Projekt EU4DUAL – European University Alliance For Dual Education die erste Duale Europäische Hochschule. Wir haben Projektleiterin Roswitha Wiedenhofer-Bornemann zum Gespräch gebeten, um mehr darüber zu erfahren. Ziel von EU4DUAL ist es, die Zusammenarbeit von Hochschulen miteinander, Kooperationen mit der Wirtschaft sowie den Studierendenaustausch im EU-Raum zu stärken. Roswitha Wiedenhofer-Bornemann freut sich schon darauf, das vorerst für vier Jahre angesetzte Projekt an der FH JOANNEUM umzusetzen.

Welche Rolle haben Sie im Projekt EU4DUAL?

Als Projektleiterin der FH JOANNEUM baue ich gerade mit meinem Team ein „Local Office“ an unserem Standort auf, um dieses vierjährige Vorhaben gut umsetzen und mit unseren acht europäischen Partnern eine gemeinsame europäische Hochschule aufbauen zu können. Darüber hinaus bin ich auch für ein Arbeitspaket, das sich mit Qualitätsmanagement und Impact Monitoring beschäftigt, auf Konsortiumsebene verantwortlich.

Welchen Chancen ergeben sich durch EU4DUAL für die FH JOANNEUM?

Die European-University-Initiative ist ein Leuchtturmprojekt der Europäischen Kommission. Bis Mitte 2024 sollen 60 dieser europäischen Allianzen entstehen, die mehr als 500 Hochschulen umfassen. Für die FH JOANNEUM ergeben sich daraus einerseits großartige Chancen der Internationalisierung, des Aufbaus gemeinsamer Studienprogramme und Forschungsprojekte mit den europäischen Partnern. Der fachliche Fokus liegt auf ausgewählten Grand-Challenge-Themen von Europa wie der Zukunft der Arbeit, der Green Economy und der Gesundheitswissenschaften.

Darüber hinaus adressiert das Projekt auch eine Vielzahl von Organisationsentwicklungsthemen für die FH JOANNEUM selbst, beginnend bei der Modularisierung von Studienprogrammen in Richtung Microcredentials bis hin zu Doktoratsprogrammen. Viele davon möchten und müssen wir ohnehin zukünftig bearbeiten. Gemeinsam mit den Partnern und anderen European-University-Allianzen in Österreich gewinnen wir für diese Themen auch auf bildungspolitischer Ebene deutlich mehr Sichtbarkeit im nationalen wie auch internationalen Umfeld. Einige der großen Anliegen der European Universities befinden sich übrigens auf der Top-Prioritätenliste der europäischen Kommission für 2024.

Wie passt das Projekt zur Abteilung Forschungsorganisation und -services?

Aufgrund der vielen strategisch relevanten Organisationsentwicklungsthemen für die Hochschulgestaltung der Zukunft, die in diesem Projekt angesprochen werden, ist dieses Vorhaben ein anspruchsvolles Bildungsforschungsprojekt. Es soll auch kein Projekt bleiben, sondern sich daraus eine eigene Rechtsperson, eine europäische Hochschule EU4DUAL entwickeln. Daher erfordern die Leitung und Umsetzung des Projekts Managementerfahrung und -kenntnisse in verschiedenen Bereichen, aber auch Überblick und Koordinationsmöglichkeiten hausweiter Strukturen, Prozesse und Fachthemen. Weiters sind auch gute Netzwerke zu anderen Hochschulen, regionalen Akteuren und bildungspolitischen Instanzen erforderlich sowie ein Überblick über europäische Entwicklungen. Damit wir diesen Anforderungen begegnen können, verstärken wir unser Team und richten in unserer Abteilung ein Projektmanagementbüro ein. In diesem arbeiten derzeit bereits zwei Projektmanagerinnen, zukünftig auch noch ein:e Qualitätsmanager:in.

Wie können Studierende und Mitarbeitende der FH JOANNEUM von EU4DUAL profitieren?

Einige unserer Mitarbeiter:innen haben bereits erste Staff Mobilities mit den EU4DUAL-Partnern in Anspruch genommen, um diese Hochschulen kennenzulernen. Die Erasmus-geförderten Staff Mobilities ermöglichen unseren Mitarbeiter:innen, andere Hochschulen zu besuchen und sich mit dem Personal der jeweilig einschlägigen Abteilungen auszutauschen. Künftig wird es verstärkt Möglichkeiten des internationalen Austausches geben – an einer Mobilitätsstrategie wird mit den Partnern gerade gearbeitet. Weiters wird es gemeinsame Studienprogramme geben – aktuell entstehen die Konzepte für die ersten Masterprogramme, deren Absolvent:innen einen neuen europäischen Abschluss erhalten werden.

Auch in der Forschung wird es eine Vielzahl an Austausch-, Vernetzungs- und Kooperationsmöglichkeiten geben. Im Rahmen der ersten Jahreskonferenz in 2024, für die gerade die Planung startet, wird unter anderem auch unseren Forscher:innen die Möglichkeit zur Publikation von Papern und Postern geboten. Weiters gibt es gerade einen Aufruf für Ideen gemeinsamer europäischer Leuchtturmprojekte in der Forschung, die auch die Basis für den Aufbau neuer Forschungsschwerpunkte mit den europäischen Partnern bilden sollen. Schließlich bietet die Projektaufbauarbeit in EU4DUAL selbst ein spannendes Umfeld für kooperatives Arbeiten in internationalen Teams mit allen denkbaren interkulturellen Herausforderungen. Schließlich haben wir Partner verteilt über ganz Europa: von Spanien über Polen und Malta bis Finnland.

Auf welche Meilensteine im Projekt freuen Sie sich besonders?

Mein Forschungsherz sieht in den geplanten „Industrial PhD“-Programmen eine großartige Chance für die Weiterentwicklung unserer Hochschule. Aber auch zukunftsgerichtete Fragestellungen wie eine CSRD-basierte Nachhaltigkeitsberichterstattung, die im Projekt umgesetzt werden wird, und die Lösung von Governance-Fragen wie der Finanzierung von Microcredentials in der Lehre finde ich sehr spannend. Und was mich persönlich – nach 19 Jahren Arbeit in diesem Sektor – besonders freut, ist die Aufbruchsstimmung im FH-Sektor in Europa und die vielen Möglichkeiten, die sich uns künftig bieten.