Internationaler Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft

Internationaler Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft

Corinna Engelhardt-Nowitzki, Barbara Pöllinger‐Zierler und Marlies Wallner,

Am 11. Februar feiern wir den Internationalen Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft, eine gute Gelegenheit, die bedeutenden Beiträge von Frauen in der Wissenschaft weltweit zu würdigen.

Als wissenschaftliche Geschäftsführung und akademischen Leiterin unserer Hochschule ist es mir eine Freude, die wichtige Rolle von Frauen in der akademischen Welt hervorzuheben!

Noch nie hatten wir eine solch ambitionierte Frauengeneration wie heute. Frauen und Mädchen sind emanzipiert und selbstbewusst, über alle Generationen hinweg. Sich als Frau in der Forschung zu etablieren ist dennoch mit strukturellen Herausforderungen verbunden. Wir sind in vielen wissenschaftlichen Disziplinen unterrepräsentiert. Insbesondere junge Forscherinnen, die sich am Anfang ihrer Karriere befinden, sind häufig mit Benachteiligungen konfrontiert. Dieser Tag erinnert uns daran, gemeinsam daran zu arbeiten, diese Ungleichheit zu überwinden, um eine inklusive und vielfältige wissenschaftliche Gemeinschaft zu schaffen.

Als Hochschule und Gemeinschaft sind wir stolz darauf, ein Ort zu sein, an dem sich Frauen in der Wissenschaft entfalten können und wir Studierende dazu motivieren, die eigenen Fähigkeiten und Stärken auszuschöpfen. In diesem Sinne lade ich alle ein, die Erfolge von Frauen in der Wissenschaft zu feiern und gemeinsam daran zu arbeiten, eine gerechtere wissenschaftliche Gemeinschaft zu schaffen. Zusammen können wir eine Zukunft gestalten, in der Frauen und Mädchen ihre innovativen Ideen in die Wissenschaft einbringen und ihre Leidenschaft für die Forschung entfalten können.

Die Förderung von Vielfalt in der Forschung ist eine wichtige Ressource für uns alle. Um sicherzustellen, dass Mädchen und Frauen gleichermaßen Zugang zu wegweisenden Forschungsbereichen erhalten, ist es entscheidend, Vorurteile aktiv zu hinterfragen und Maßnahmen zur Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung voranzutreiben. Dabei spielen die Präsenz und Sichtbarkeit von Vorbildern eine zentrale Rolle: sie tragen dazu bei, Stereotypen und festgefahrene Einstellungen in Frage zu stellen.

Ich freue mich daher besonders, zwei hochkarätigen Wissenschaftler:innen der FH JOANNEUM eine Bühne geben zu können, um sich selbst und ihren persönlichen Werdegang vorzustellen und so junge Talente zu inspirieren!

Barbara Pöllinger‐Zierler

Barbara Pöllinger-Zierler ist interimistische Leiterin der Studiengänge „Nachhaltiges Lebensmittelmanagement“ sowie „Lebensmittel: Produkt- und Prozessentwicklung“.

Die Rolle der Frau in der Wissenschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten erheblich weiterentwickelt. Trotz bedeutender Fortschritte stehen Frauen jedoch immer noch vor vielen Herausforderungen in diesem Feld, wie zum Beispiel der Mangel an Gleichberechtigung und Anerkennung. Frauen in der Wissenschaft haben oft mit Vorurteilen zu kämpfen – vor allem wenn sie die Entscheidung treffen, Wissenschaftlerin zu sein und Kinder in die Welt zu setzen.

Als Frau Mitte 40 mit nahezu erwachsenen Kindern, Haus, Hund und einer Führungsposition könnte man meinen, ich hätte es „geschafft“. Doch wie kam ich an diesen Punkt meines Lebens? Welche Erlebnisse, Begegnungen oder Herausforderungen haben mich zu der gemacht, dich ich heute bin?

Ich als städtisch sozialisiertes Einzelkind aus einer Familie mit Mediziner:innen wollte mich immer schon in den Naturwissenschaften vertiefen. Eine sehr prägende Frau in meiner Schulzeit war meine Biologie‐Lehrerin, ohne die ich vermutlich nie Mikrobiologie und in weiterer Folge Lebensmittelchemie studiert hätte. Eine ebenso unterstützende tolle Frau traf ich im Rahmen meiner Dissertation – eine Vollblut‐Wissenschaftlerin, die trotz ihres Fokus auf Karriere und Wissenschaft die Wertschätzung und Begegnung auf Augenhöhe nie außer Acht gelassen hat. Auch jetzt habe ich eine Chefin – eine Frau, die einerseits Wissenschaftlerin ist, akademisch denkt, im Sinne des Unternehmens handelt und trotzdem einen wertschätzenden, achtsamen Führungsstil lebt. Im Unterschied zu all diesen Frauen habe ich immer wieder im Laufe meines Lebens Menschen getroffen, die meine Fähigkeiten aufgrund der Tatsache, dass ich Frau und Mutter bin, infrage gestellt haben und mich nicht auf Augenhöhe behandelt haben. Und das waren bei weitem nicht immer nur Männer.

Begegnung auf Augenhöhe hat nichts mit der körperlichen Größe von Menschen zu tun, sondern mit dem Wert, den jeder Mensch selbst bestimmt. Nur wenn man sich selbst „wert“ ist, kann man auch andere wertschätzen. Betrachtet man den ursprünglichen Sinn dieses Wortes, wird dadurch die positive Bewertung eines anderen Menschen bezeichnet, die auf eine innere Haltung anderen gegenüber gründet. Wertschätzung betrifft einen Menschen als Ganzes und ist im grundlegenden Sinn unabhängig von Leistung. In der heutigen Zeit leben wir in einer Gesellschaft voll von Bewertung, Leistung und steigendem Egoismus. Ich denke, wir sollten alle – unabhängig von Zugehörigkeit zu einem Geschlecht, unabhängig von Leistungen oder Positionen – mit unseren Mitmenschen achtsam, wertschätzend und auf Augenhöhe umgehen. Frei nach Carl Rogers „Begegnungen auf Augenhöhe sind Begegnungen zwischen Menschen, die einander weder über‐ noch unterlegen sind; sie sind menschliche Beziehungen, in denen das eine Individuum das andere als gleichwertig anerkennt und akzeptiert."

Marlies Wallner

Marlies Wallner ist Dozentin an der FH JOANNEUM. Aktuell forscht und lehrt sie an an den Studiengängen "Diätologie" und "Nachhaltiges Lebensmittelmanagement" in Bad Gleichenberg und Graz. Weiters unterrichtet Sie im Masterlehrgang für „Angewandte Ernährungsmedizin“ und im Masterstudiengang „Lebensmittel: Produkt- und Prozessentwicklung“.

Ich bin auf der Landwirtschaft meiner Eltern in der Steiermark aufgewachsen. In der Natur zu sein und mitzuarbeiten hat mich nicht nur geerdet, sondern auch mich sowie mein Interesse für Ernährung geprägt und damit meine Schulbildung. Als Jugendliche besuchte ich daher eine landwirtschaftliche Fachschule in der Obersteiermark und machte danach meinen Abschluss an der höheren Lehranstalt für Land- und Ernährungswirtschaft der Grazer Schulschwestern. Für mein Studium der Ernährungswissenschaften zog ich nach Wien und zeitweise in die ganze Welt.
In dieser Zeit wurde mir eine Sache besonders klar: Keine Angst haben, ausprobieren und einfach machen, hat mich weit gebracht. Selbst wenn nicht alles perfekt gelaufen ist, habe ich aus den Erfahrungen lernen können. Was ich noch gelernt habe: Arbeit sollte auch Freude machen. Diese Einstellungen habe ich heute noch. Etwas bewegen, weiterentwickeln, Fragen beantworten – Forschung ist für mich stark mit intrinsischer Motivation verbunden. Ein weiterer Schlüssel meines beruflichen Erfolgs ist der Teamgeist. Zusammenarbeit, Fürsorge füreinander und gemeinsames Lachen sind essenziell, besonders in schwierigen oder arbeitsintensiven Zeiten.

Damit Forschung noch vielfältiger wird, brauchen wir mehr Frauen in der Wissenschaft. Mit ihnen kommen neue Sichtweisen und Ideen, neues Potential. Die Geschichte zeigt uns, welche herausragenden Leistungen Frauen bringen, wenn sie die Chance dazu erhalten. Auch wenn die Vereinbarkeit von Beruf und Familie viele Frauen nach wie vor vor Herausforderungen stellt, möchte ich euch bestärken. „Jetzt“ ist die richtige Zeit, sich der Wissenschaft zu widmen.

Ich bin dankbar für die Chancen, die ich in Österreich hatte und auch dafür, dass ich mutig war, sie zu nutzen. Dankbar für all die Menschen in und um die Wissenschaft, die ich kennengelernt habe. An alle Mädchen und Frauen möchte ich einen ermutigenden Rat mitgeben: Traut euch ruhig was zu und steht für euch ein! Seid stolz auf eure Arbeit, aber gönnt euch auch Pausen und ladet eure Energiereserven auf, damit ihr gestärkt weitermachen könnt. Lasst euch nicht von eurem Weg abbringen!