FH JOANNEUM - Mit Vollgas durch das Studium

Mit Vollgas durch das Studium

Ingo Suppan,

Es schüttet wie aus Eimern, als Marton Szabo-Kass und ich vom Büro der Weasels in der Alten Poststraße über die Fußgängerbrücke zum Prüffeld der FH JOANNEUM gehen. Dort in der Werkstatt wartet der jr15 auf uns, das aktuelle Meisterwerk der Fahrzeugtechnikerinnen und -techniker. Im Gegensatz zum Wetter strahlt Marton Szabo-Kass, als er mir das „Schmuckstück“ zeigt. Als organisatorischer Leiter kennt er nicht nur den Rennboliden bis zur kleinsten Schraube, sondern weiß auch um die Entstehung des Projekts Bescheid.

Das joanneum racing team begann mit fünf Personen. Bei der ersten Teilnahme an der Formula Student im Jahr 2003 konnte das Team noch kein Auto bauen, aber man reichte ein Konzept für die „Klasse 3“ ein. Dabei handelt es sich um statische Events ohne Wagen. „Wichtiger als der Sieg, der uns auf Anhieb gelungen ist, war nur der Einblick, den wir erhalten haben“, ergänzt Michael Trzesniowski, Lehrender und Projektleiter seit 2002. „Als ich die Autos der anderen Teams gesehen habe, da habe ich mich gefragt, wie wir das auch in nur einem Jahr schaffen sollen?“

Der Schnellste darf ins Cockpit

Der erste Wagen hatte noch 320 kg und etwa 75 PS, allerdings war man in manchen Bereichen schon damals der Konkurrenz voraus, wie zum Beispiel mit dem Allradantrieb, dem 1-Zylinder-Motor oder dem Aluminium-Monocoque. Zum Vergleich, der aktuelle jr15 bringt es auf zirka 92 PS bei nur mehr 192 kg. Aktuell belegt das joanneum racing team weltweit den fünften Platz von über 550 Teams. „Damit sind wir klar die Nummer eins in Österreich. Im Team arbeiten etwa 60 Studierende, auch die FahrerInnen sind von der FH JOANNEUM. Wer das im Einzelfall ist, bestimmen wir immer so, dass wir Go-Cart fahren gehen. Wer am schnellsten ist, darf dann ins Cockpit“, erzählt Marton Szabo-Kass.

Der aktuelle Bolide jr15 am Prüffeld.
Foto: FH JOANNEUM
Der aktuelle Bolide jr15 am Prüffeld.

Eigenständige Motorenentwicklung

Es gibt ein halbes Dutzend Baugruppen, die jeweils für verschiedene Fachbereiche zuständig sind. „Powertrain“ beispielsweise kümmert sich um den Motor, welcher von Studierenden der FH JOANNEUM und dem KIT – Karlsruher Institut für Technologie bei Mercedes-AMG 2011 selbst entwickelt wurde. Die Studierenden können so gut wie alles direkt an der FH JOANNEUM herstellen, lediglich für kompliziertere und ganz große Teile des Fahrzeuges müssen sie zu Sponsoren ausweichen – wie zum Beispiel das Monocoque, wofür man einen speziellen Backofen mit Überdruck benötigt.

Die Kunst des Optimierens

Im Vergleich zu einem Maschinenbaustudium liegt der Fokus an der FH JOANNEUM von Anfang an auf Fahrzeugtechnik. Etwa die Hälfte der Vortragenden kommt von Automotive-Firmen und hat eine Nahebeziehung zur Industrie. „Für uns Ingenieure ist die Optimierung interessant. Irgendetwas irgendwie zu machen ist keine Kunst, sich aber an ein Optimum heranzuarbeiten, macht die Faszination aus“, beschreibt Michael Trzesniowski den zündenden Funken des Projekts.