Glas, das nicht viel dicker ist als ein Blatt Papier, soll in Zukunft für Stützen, Träger oder spezielle Arten von Fassadensystemen im Bauwesen eingesetzt werden. Die Forschung dazu wird ab sofort im neuen Josef Ressel Zentrum für Dünnglastechnologie und deren Anwendung im Bauwesen unter der Leitung von FH-Prof. DI Dr. Jürgen Neugebauer an der FH JOANNEUM betrieben. Dafür hat sich die Hochschule starke Partner gesucht: das Bundeministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW), die Christian Doppler Forschungsgesellschaft sowie die Unternehmen APG International, Inc., LISEC Austria GmbH und SFL technologies GmbH.
Wissenschafts-, Forschungs- und Wirtschaftsministerium fördert Forschung an der FH JOANNEUM
Josef Ressel Zentren werden vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) und den beteiligten Unternehmen gemeinsam finanziert. Für das Josef Ressel Zentrum für Dünnglastechnologie und deren Anwendungen im Bauwesen liegt das Budget für die gesamte Laufzeit von 5 Jahren bei rund 800.000 Euro, davon kommen rund 400.000 von der öffentlichen Hand.
„Josef Ressel Zentren sind Schnittstellen von Fachhochschulen und Unternehmen und schaffen einen Mehrwert für alle Beteiligten. Die Partner profitieren von der Forschungskompetenz der Fachhochschulen, die wiederum das praktische Know-how des Unternehmens optimal nützen können. Die vielschichtige Zusammenarbeit stärkt letztlich den Forschungsstandort und sichert damit wichtige Arbeitsplätze in Österreich”, sagt Wissenschafts-, Forschungs- und Wirtschaftsminister Dr. Reinhold Mitterlehner.
Dünnglas kann sowohl in der Fassade als auch im Innenbereich zur Anwendung kommen. Durch neuartige Konzepte können innovative Gestaltungen der Außenhüllen von Gebäuden entstehen. Diese Fassaden können zum Beispiel adaptiv beziehungsweise beweglich sein und sich damit der Umwelt anpassen. Die Verformbarkeit ermöglicht neuartige Lösungen für Stützen, Träger oder Wandverkleidungen für den Innenraumbereich.
Durch seine hohe Flexibilität eröffnen sich neue und innovative Anwendungsgebiete für Glas als konstruktives Element im Bauwesen. Bei viele Konstruktionen, wie zum Beispiel beim Isolierglas, können die Glasdicken reduziert werden. Was wiederum eine Reduktion der verwendeten Glasmengen und somit eine Ressourcenschonung für die Umwelt bedeutet.
Forschungsschwerpunkte
Ein Aufgabenbereich des neuen Josef Ressel Zentrums ist die Erforschung neuartiger Prüfszenarien für die Bestimmung der Biegezugfestigkeit von Dünnglas. Es besteht derzeit eine enorme Differenz zwischen dem theoretischen und dem tatsächlich erreichbaren Wert der Festigkeit von Glas. Der Unterschied ergibt sich aus Defekten, die an der Oberfläche oder in der Glas-Matrix selbst anzutreffen sind. Hierfür werden neue Messmethoden und daraus resultierende Lösungsansätze entwickelt.
Das Tragverhalten von Dünnglas wird einerseits durch die Geometrie des Glases und andererseits auch maßgeblich dadurch bestimmt, wie es mit anderen Bauteilen verbunden ist. Der Einfluss der Lagerausbildung und des Klebers wird in diesem Forschungsprojekt untersucht.
Erstes Josef Ressel Zentrum der FH JOANNEUM
In Josef Ressel Zentren wird anwendungsorientierte Forschung auf hohem Niveau betrieben, hervorragende ForscherInnen kooperieren dazu mit innovativen Unternehmen und internationalen Hochschulen. Für die Förderung dieser Zusammenarbeit gilt die Christian Doppler Forschungsgesellschaft international als Best Practice Beispiel. Josef Ressel Zentren werden vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) und den beteiligten Unternehmen gemeinsam finanziert. Die Laufzeit des Josef Ressel Zentrums für Dünnglastechnologie an der FH JOANNEUM wurde von 2016 bis 2021 festgelegt.
Statements
Dr. Ulrike Unterer, Abteilungsleiterin technisch-wirtschaftliche Forschung im Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft sowie Vizepräsidentin der Christian Doppler Forschungsgesellschaft: „Josef Ressel Zentren setzen wichtige Schritte zum kontinuierlichen Ausbau der wirtschaftsrelevanten Forschungskompetenzen an den Fachhochschulen und ermöglichen dazu noch die gewünschte jeweilige Profilbildung in Forschung und Lehre.”
Mag. Christopher Drexler, Landesrat für Gesundheit, Pflege, Wissenschaft und Personal: „Dünnglastechnologie – ein zukunftsweisendes Thema. Mit diesem neuen Josef Ressel Zentrum leistet die FH JOANNEUM weiterhin einen wichtigen Beitrag im Forschungsland Steiermark. “
Univ.-Prof. DI Dr. Karl Peter Pfeiffer, Rektor und wissenschaftlicher Geschäftsführer der FH JOANNEUM: „Die Herausforderung für die angewandte Forschung an der FH JOANNEUM lautet: von der Idee zur Anwendung. Dieses Prinzip wird im Josef Ressel Zentrum mit Partnerunternehmen in der Wirtschaft und in Kooperation mit anderen Forschungseinrichtungen umgesetzt sowie in unsere Lehre integriert.“
Dr. Günter Riegler, kaufmännischer Geschäftsführer der FH JOANNEUM: „Durch die Fördersumme von 800.000 Euro des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft und unseren Wirtschaftspartnern wird ein weiteres innovatives Forschungsfeld an unserer Hochschule erschlossen.“
FH-Prof. DI Dr. Jürgen Neugebauer, Lehrender am Institut Bauplanung und Bauwirtschaft und Leiter des Josef Ressel Zentrums: „Die etablierten Prüfverfahren für Glas im Gebäudebau können nicht einfach auf Dünnglas übertragen werden. An solchen Verfahren für Glas unter zwei Millimetern wird jetzt beispielsweise im Josef Ressel Zentrum geforscht.“
FH-Prof. DI Dr. Michaela Kofler, Leiterin des Instituts Bauplanung und Bauwirtschaft: „Besonders freut mich, dass das erste Josef Ressel Zentrum der FH JOANNEUM an meinem Institut Bauplanung und Bauwirtschaft angesiedelt ist. Mit der Dünnglastechnologie ergänzen wir unsere Forschungsschwerpunkte mit einem innovativen Baustein.“
Mag. Dr. Roswitha Wiedenhofer, Forschungskoordinatorin der FH JOANNEUM: „Das neue Josef Ressel Zentrum für Dünnglastechnologie ist für uns ein Leuchtturmprojekt in Forschung & Entwicklung. Durch die Beteiligung internationaler Forschungs- und Wirtschaftspartner erhoffen wir uns einen deutlichen Impact in der Scientific Community.“
DI Dr. Mario J.D Mueller, CTO des Kooperationspartners SFL technologies: „Die inhaltliche Arbeit zum Thema Dünnglas, aber auch die konsortialen Additionalitäten mit den ausgewählten Partnern im Josef Ressel Zentrum an der FH JOANNEUM wird für die SFL zukunftsweisende Perspektiven eröffnen – und diese ganzen Aktivitäten vertikal vernetzt im Science Tower.“
DI Anton Walser, Geschäftsführer der LISEC Austria GmbH: „Wir sehen Glas, insbesondere Dünnglas, als einen Werkstoff mit zunehmender Bedeutung. Es ist wichtig vorhandenes Wissen über Dünnglas zu bündeln, in interdisziplinären Forschungsprojekten weiteres Know-how aufzubauen und Technologien für die praktische Nutzung zu erarbeiten.“
Edward Zaucha, CEO von APG International: „Durch das neue Josef Ressel Zentrum der FH JOANNEUM können wir unsere Expertise und unser Wissen ausweiten. Durch diese Kooperation wissen wir einmal mehr, welche Innovationen in der Dünnglastechnologie vorangetrieben werden und was in der Industrie passiert. Und wie die neuen Entwicklungen für spezifische Projekte nützlich sein könnten.“