Projekt

Bambus als Baustoff

 
Bambus als Baustoff

Unter dem Arbeitstitel „Bambus als Baustoff“ versucht der Masterstudiengang „Architektur“ der FH JOANNEM Graz ein Forschungsprojekt zur Nutzung von lokal angebautem Bambus im konstruktiven Hochbau zu initiieren.

Hintergrund ist der große Bedarf an nachhaltig erzeugtem, nachwachsendem Baustoff. Bereits heute lassen sich Bauholzsorten lokal nicht mehr in der notwendigen Menge nachhaltig schlagen. Die nutzbaren Festmeter werden zusätzlich durch die Auswirkungen des Klimawandels und durch Schädlinge wie beispielsweise den Borkenkäfer reduziert.

Aus Bambus, einer verholzenden Süßgrassorte lässt sich ein Material herstellen, das wie Holz bearbeitet werden kann, ebenfalls nachwachsend ist und Kohlenstoff bindet. Ein wesentlicher Vorteil gegenüber Holz ist das schnellere Wachstum von Bambus. Die Pflanze ist jedoch nicht in Europa heimisch und noch gibt es keine Erfahrungen mit Bambus beim großflächigen Einsatz als Nutzpflanze im mitteleuropäischen Raum.

Die Innovation betrifft die gesamte Holz-Wertschöpfungskette. Vor diesem Hintergrund wird versucht, bereits vor dem Start des Forschungsvorhabens die entsprechenden Stakeholder:innen zu aktivieren, um frühzeitig Herausforderungen und Hindernisse zu identifizieren und diskutieren. Für eine erfolgreiche Produktentwicklung sollte die gesamte Wertschöpfungskette vom Anbau der Pflanze bis hin zum verarbeitenden Handwerksbetrieb eingebunden werden. Als Corona-konforme, niederschwellige Aktivität entwickelte das Team in der Folge einen kurzen Online-Fragebogen zum Thema „Bauen mit Bambus“. Dieser wird bald freigeschaltet werden.

Das Wissen aus der ganzen Wertschöpfungskette Holz soll für die Entwicklung eines neuen Baustoffs genutzt werden: angefangen bei Waldbesitzer:innen über die Forstwirtschaft, Sägewerke und weiterverarbeitende Holzindustrie bis hin zum industriellen Holzbau, Holzhandel und gewerblichen Holzbau.

Holz-Lieferkette (Darstellung: FH JOANNEUM)

Bambus könnte in unterschiedlichen Formen in der Baubranche eingesetzt werden: natürliche Form, verleimt zu Balken und Stützen oder verarbeitet zu plattenförmigen Baustoffen.

Bambus-Übersicht (Darstellung: FH JOANNEUM)
Veröffentlichungen

Über erste Ergebnisse aus einer Umfrage wurde im Rahmen der STS Conference im Mai 2021 berichtet.

Titel: Reach more than one target group: Bamboo as the new wood?
Referent und Referentin: Tim Wakonig-Lüking und Stefanie Weinrauch, Masterstudiengang „Architektur“ der FH JOANNEUM Graz

Der Masterstudiengang „Architektur“ setzt sich schon seit einiger Zeit mit dieser Thematik auseinander. So entstand u.a. folgende Masterarbeit:

  • Christina Teusl, BAMBOOLUTION. Community Architecture as Handmaiden for Ugandan Orphans and Educational Centre: Using Bamboo as Medium
    In ihrer Masterarbeit widmet sich Christina Teusl dem Thema Bambus als Konstruktionsmedium. Sie entwickelte ein Bildungskonzept für Waisen im Alter zwischen zwölf und 18 Jahren und plante einen Campus auf rund 0,3 Hektar für vier Klassen. Diesem legte sie ein Selbsterhaltungskonzept zugrunde, bei dem die Schülerinnen und Schüler selbst Bambus anpflanzen und so Möbel und Produkte herstellen können. Das integrative Bildungskonzept in Verbindung mit Bambus als Konstruktionsmaterial wäre einzigartig und das erste Projekt dieser Art für Uganda.
BAMBOOLUTION Community Architecture as Handmaiden for Ugandan Orphans and Educational Centre: Using Bamboo as Medium (© Christina Teusl)