Projekt

Primärversorgung & Bewegungskompetenz

„Bewegung auf Rezept“

 
Primärversorgung und Bewegungskompetenz

Ziel des Projekts ist die Gesundheits- und Bewegungskompetenz bislang inaktiver Menschen zu fördern. Mit effektiven Kurzinterventionen sollen Ärztinnen und Ärzte in der Primärversorgung ihre Patientinnen und Patienten zu mehr Bewegung motivieren. Beauftragt wurde das Projekt vom Gesundheitsfonds Steiermark.

Primärversorgung & Bewegungskompetenz

Im Rahmen des Projekts wird nicht nur die Bewegungskompetenz von Patientinnen und Patienten gemessen, sondern auch mithilfe von Kommunikationsstrategien und Bewegungsangeboten gefördert. Die Ergebnisse sollen zur Entwicklung von evidenzbasierten Maßnahmen der Bewegungsförderung herangezogen werden.

Steirische Modellregionen

Als erste Modellregion wurde Feldbach & Bad Gleichenberg ausgewählt. Zwischen Oktober 2016 und Februar 2017 gab es insgesamt 15 Bewegungseinheiten, die von einem Sportwissenschaftler erstellt und durchgeführt wurden. Dabei konnten Patientinnen und Patienten zwischen Krafttraining, Ausdauertraining und/oder Kraft-Ausdauer-Training wählen. Rund ein Drittel aller Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner aus der Modellregion beteiligten sich am Rekrutierungsprozess. 31 Personen nahmen an den Bewegungseinheiten teil, wobei der Anteil der weiblichen Teilnehmer mit 80,65 Prozent relativ hoch war. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren zwischen 19 und 65 Jahre alt. Um die Nachhaltigkeit des Projekts zu sichern, gibt es seit März 2017 ein weiteres Bewegungsangebot.

Die zweite Modellregion ist Mürzzuschlag. Hier wurden ebenfalls bereits 15 Bewegungseinheiten durchgeführt. Wie schon in der Region Feldbach & Bad Gleichenberg nahm rund ein Drittel der Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner am Rekrutierungsprozess von inaktiven Patientinnen und Patienten teil. Ebenfalls beteiligt war das Gesundheitszentrum Mürzzuschlag. Aktuell werden die Einheiten von 32 Personen besucht. Auch hier ist der Frauenanteil mit 90,63 Prozent sehr hoch.

Gute Gesprächsqualität als Basis

Mit einer patientenzentrierten Kommunikationskultur können Ärztinnen und Ärzte positive Veränderungen bei ihren Patientinnen und Patienten bewirken, etwa in Bezug auf ihre Zufriedenheit, ihr Gesundheitsverhalten und ihren Gesundheitszustand. Eine gute Gesprächsqualität kann anhand der vier zentralen Ebenen beschrieben werden:

  • die Gesprächsführung oder die sprachlich-interaktive Ebene,
  • die Fachinhalte oder die inhaltliche Ebene,
  • die Beziehung oder psychosoziale Ebene und
  • das Umfeld oder die Ebene des Gesprächssettings.

Gleichzeitig stellen diese vier Ebenen die gemeinsamen Zieldimensionen für zukünftige Entwicklungsinitiativen dar. Das Gespräch zwischen Allgemeinmedizinerinnen beziehungsweise Allgemeinmedizinern und Patientinnen beziehungsweise Patienten ist daher ein wichtiges therapeutisches und auch diagnostisches Tool. Wie man ein qualitätsvolles Gespräch führt, kann erlernt und strukturell unterstützt werden (siehe BMGF, 2016).

Schulung: Motivierende Gesprächsführung

Allen teilnehmenden Ärztinnen und Ärzten wurde im Zuge des Projekts eine Schulung zum Thema „Motivational Interviewing“ angeboten. Hier lernten sie, wie man motivierend die Vorteile von Bewegung aufzeigt und Patientinnen beziehungsweise Patienten zur Teilnahme an verschiedenen Bewegungsangeboten, die eine Verhaltensänderung effektiv unterstützen, motiviert. Auch die Beziehung zwischen Ärztin beziehungsweise Arzt und Patientin beziehungsweise Patient wird durch die Intervention gestärkt. So können inaktive Menschen die Willenskraft entwickeln, ihr Verhalten zu ändern und Bewegung in ihren Alltag zu integrieren.

Projektstrategie

Die Bewegungskompetenz der Patientinnen und Patienten wird während den Interventionen mittels Fragebogen gemessen. Dieser Fragebogen enthält folgende Punkte:

  • Physische Aktivität: viele der Teilnehmenden geben an, dass die Zeit für sportliche Bewegung einfach fehlt.
  • Motivation: Teilnehmende beschreiben das Gespräch mit ihrer Ärztin beziehungsweise ihrem Arzt als motivierend.
  • Haltung zur physischen Aktivität: der Hinweis, dass sich ein aktiverer Lebensstil positiv auf den Gesundheitszustand auswirkt, wirkt motivierend auf die Teilnehmenden mit chronischen Erkrankungen.
  • Wissen zu physischer Aktivität: im Rahmen der Intervention wurden die österreichischen Bewegungsempfehlungen an alle Teilnehmenden vermittelt.
  • Selbst- und Körperbewusstsein: Teilnehmende haben beispielsweise Angst, Übungen im Rahmen der Intervention nicht bewältigen zu können und schämen sich, wenn sie stark ins Schwitzen kommen.

Um die Bewegungs- und Gesundheitskompetenz der Teilnehmenden zu fördern, werden im Rahmen der Interventionen die oben genannten Punkte besprochen. Dabei kommen unterschiedliche Kommunikationsstrategien zum Einsatz, wie zum Beispiel:

  • Wissensvermittlung durch die Trainerin beziehungsweise den Trainer,
  • das Fachgespräch mit der Ärztin beziehungsweise dem Arzt oder
  • Reflexionsgespräche mit den Projektmitarbeiterinnen und Projektmitarbeitern.

In beiden Modellregionen gibt es eine begleitende Reflexionsphase, die dazu beitragen soll, dass auch in Zukunft „Bewegung auf Rezept“ besser von beiden Seiten – Ärztinnen und Ärzten sowie Patientinnen und Patienten – angenommen wird. Im Laufe des Projekts zeigte sich bereits deutlich, dass die Förderung der Bewegungskompetenz komplexe Kommunikationsstrategien erfordert. Auch ständige Selbstreflexion muss stattfinden, um erfolgreich die Bewegung in den Alltag von Patientinnen und Patienten zu integrieren.