Der SK Sturm Graz verkörpert wie kein anderer Sportverein in der Steiermark Tradition, Leidenschaft und Emotion. Rund 8.500 Zuschauerinnen und Zuschauer pilgern im Schnitt zu den Heimspielen. Bei namhaften Gegnern füllen über 15.000 Menschen das Stadion. Der Stadionvorplatz in Graz-Liebenau dient als Auffangbecken für die Menschenmassen und als Bühne für dieses alle zwei Wochen stattfindende Großereignis. Jedoch: Erst wenige Stunden vor dem Anpfiff beginnt sich der Platz zu füllen; kurze Zeit nach Ende des Spiels hinterlassen die Fans für die nächsten 13 Tage eine graue urbane Wüste ohne Identität und Freiraumqualität.
Die Verantwortlichen von Sturm Graz haben diese Missstände längst erkannt und traten an den Leiter des Master-Studiengangs „Architektur“ der FH JOANNEUM Wolfgang Schmied heran, um eine Auftragsstudie zur Neu- und Umgestaltung des Stadionvorplatzes zu initiieren. Im Vordergrund standen sowohl die Erhöhung der Aufenthaltsdauer der Fans vor und nach dem Spiel als auch die generelle Attraktivierung dieses potenziell wertvollen Freiraums in Liebenau.
Im Rahmen der Lehrveranstaltungen „Freiraumgestaltung“ von Robert Kutscha und „Objektdesign“ von Thomas Zach untersuchten die Studierenden in einem ersten Schritt Gestaltung, Aktivitäten und das freiräumliche Angebot großer Sportstadien und deren Vorplätze in Europa und den USA. Über die Erfassung des Freiraumangebots in der näheren Umgebung von Liebenau, der wesentlichen Bewegungsachsen und der Aufenthaltsqualitäten vor Ort im Rahmen eines Matchbesuchs wurden die freiräumlichen Parameter für die weitere Entwurfstätigkeit definiert. Durch die Analyse der aktuellen und potenziellen Freiraumnutzerinnen sowie -nutzer wurde das durchaus inhomogene Profil der unterschiedlichsten Freiraumansprüche ausgearbeitet: von Bewohnerinnen und Bewohnern der Umgebung des Stadions, Familien mit Kindern an oder unabhängig von Matchtagen bis hin zu eingefleischten „Ultras“.
Am Platz vorhandene Raumsituationen wurden bewertet und um erforderliche Parameter wie Witterungsschutz, Beleuchtung bis hin zur möglichen Beheizbarkeit einzelner Aufenthaltsbereiche erweitert. Aus diesem Erfordernis heraus wurden multifunktionale Objekte entwickelt, welche in Form von Dachkonstruktionen, mobilen Möblierungen sowie Lichtinstallationen den Vorplatz neu definieren sollen.
Ziel der Lehrveranstaltung und somit auch der Studie war, den Liebenauer Stadionplatz als urbanen Anziehungspunkt zu begreifen, der im Kontext mit Sturm Graz eine eigenständige Identität entwickelt und seine Strahlkraft auch außerhalb der Matchtage entfaltet. Die Ergebnisse zeigen somit das gewünschte bunte Spektrum an Entwürfen von pragmatisch, verspielt bis architektonisch-visionär.