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25 Jahre FH JOANNEUM: 5 Fragen an … Sonja Gögele

Natanja C. Pascottini,

Sonja Gögele ist Leiterin des Instituts Internet-Technologien & -Anwendungen und seit 20 Jahren Innovationstreiberin an unserer Hochschule.

Das 25-jährige Jubiläum der FH JOANNEUM können wir heute nur feiern, weil unser Team seit vielen Jahren großartige Arbeit leistet. Im Rahmen der virtuellen Feierlichkeiten stellen wir Ihnen Kolleginnen und Kollegen aus den verschiedensten Bereichen vor. Dieses Mal: Sonja Gögele, Instituts- und Transferzentrumsleiterin und vierfache Studiengangsleiterin.

Können Sie sich noch an Ihre erste Zeit an der FH JOANNEUM erinnern?

Am ersten Tag als Lehrbeauftragte am Institut Informationsmanagement war für mich der Unterschied zwischen FH-Studierenden und Uni-Studierenden spannend. Ich habe zuvor an der Universität Graz gelehrt – dort war alles größer und unpersönlicher. Die Studierenden waren damals schon sehr interessiert: nicht nur am Fachlichen, sondern auch an der Person und ihrer (Berufs-)Erfahrung.

Mein erster Tag als Studiengangsleiterin in Kapfenberg ist mir auch in sehr guter Erinnerung. Ich betrat ein Haus, das noch eine völlige Baustelle war. Mein Studiengang war Teil eines großen Neubaus, der heute als Informatiktrakt gilt. Einerseits war ich schockiert, dass da nur eine Hülle war und sonst kaum etwas. Andererseits hat es mich angespornt, auch in der Gestaltung der Räumlichkeiten und nicht nur in der inhaltlichen und der personellen mitzuwirken. Rückblickend ist Gestaltung ein wichtiges Schlagwort für meine bisherige Zeit an der FH JOANNEUM: Von einem Studiengang mit einem kleinen Sekretariat, einem Lehrenden und leeren Räumen zu einem großen Institut mit einem großen Team. Mit steter Arbeit, viel Disziplin und etwas Glück bringt man viel weiter.

Welche Stationen haben Sie in Ihrer Karriere an der FH JOANNEUM durchlaufen?

Ich habe 2000 als Lehrbeauftragte begonnen. Ab 01. September 2001 wurde ich als Studiengangsleiterin vom damaligen Diplomstudiengang „Internettechnik und Management“ fix angestellt. Meine Jobbezeichnung hat sich seither nicht verändert, nur sind es heute vier Studiengänge.

Einer der prägendsten Schritte für mich, aber auch für die FH JOANNEUM gesamt war 2004 die Einführung der ersten berufsbegleitenden Vertiefungsrichtung eines Studiengangs. Ich bin sehr stolz auf dieses Pilotprojekt, das der Grundbaustein für die vielen berufsbegleitenden Studiengänge ist, die darauf folgten. Was als Versuch begann, wurde so gut angenommen, dass wir schon im ersten Jahr die verfügbaren Studienplätze auf 20 erhöhten. Heute beginnen jährlich 60 Personen mit „Software Design“.

2006 haben wir bereits im damaligen Informations-Technologieschwerpunkt auf das Bologna-System umgestellt. Wir haben in diesem Jahr den Bachelor „Internettechnik“ mit der berufsbegleitenden Vertiefungsrichtung „Software Design“ etabliert sowie parallel dazu den ersten berufsbegleitenden, englischsprachigen Masterstudiengang „Advanced Security Engineering“, den Vorläufer des heutigen „IT & Mobile Security“-Studiums, gestartet. Der zweite berufsbegleitende Master an unserem Institut kam aufgrund der hohen Nachfrage 2009 dazu: „IT-Recht & Management“. Die nächste Organisationsform kam 2018 an unserem Institut hinzu, als wir mit dem dualen Bachelorstudiengang „Mobile Software Development“ starteten.

Unser Institut ist über die letzten zwei Jahrzehnte stark gewachsen: mittlerweile haben wir rund 400 Studierende in fünf verschiedenen Studiengängen, 36 fix angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und verteilt im Sommer- und Wintersemester etwas 60 Lehrbeauftragte. Auch in Forschung und Entwicklung hat sich einiges getan. Wir haben viele kleine und einige große bis sehr große Förder- und Auftragsprojekte. Weiterbildung für die Wirtschaft und Vernetzung mit der Wirtschaft ist uns wichtig. Wir unterstützen regionale Unternehmen mit unserem Know-how – von der Gründung über das tägliche Geschäft bis hin zur Weiterentwicklung.

Was waren Highlights während Ihrer bisherigen Zeit an der FH JOANNEUM?

Da zählt ganz klar das Pilotprojekt „berufsbegleitend studieren“ dazu. Aber auch das stetige Wachstum unseres Instituts an der FH JOANNEUM in Kapfenberg. Für mich persönlich war die FH-Werdung 2007 ein prägender Moment – diesen Prozess konnte ich in mehreren Rollen aktiv begleiten. Wir sind zuvor als Träger von Fachhochschulen aufgetreten, ab 2007 waren wir dann hochoffiziell und eigenständig die FH JOANNEUM.

Highlights sind für mich auch immer wieder die Projekte und die Früchte, die sie tragen und das Wissen, das wir daraus generieren. Beispielweise konnten wir aus Projektergebnissen und -erfahrungen rund um Klein- und Mittelunternehmen den dualen Studiengang „Mobile Software Development“ entwickeln. Ein weiteres Beispiel ist ein Projekt mit einem Projektvolumen von rund 1,4 Millionen Euro im Bereich Wissensaufbau zum Thema Big Data und künstliche Intelligenz.

Jährlich wiederkehrende Highlights sind für mich die Graduierungen. Die Feier ist wichtig für die Absolventinnen, Absolventen und ihre Familien. Ich persönlich betrachte sie mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Ich bin froh, dass unsere Alumni ihren Weg machen und unser Netzwerk vergrößern. Ich kenne aber auch jede und jeden persönlich über drei oder fünf Jahre und es ist ein kleiner Abschied. Es ist immer berührend, emotional und bewegt mich.

Was hat sich Ihrer Meinung am stärksten verändert?

In der Informatik verändert sich ständig etwas. In der Coronakrise wird dies einmal mehr deutlich. Was vor Jahren noch nicht vorstellbar war – beispielsweise Homeoffice – ist jetzt normal.

Früher wurde Know-how in Netzwerktechnologien, Datenbanken und objektorientierter Programmierung nachgefragt. Die Schwerpunkte haben sich verlagert. Heute sprechen wir mehr über Sicherheitsaspekte und nicht nur darüber, wie wir Daten sammeln und verarbeiten, sondern auch über die Qualität die Daten. Eine hohe Datenqualität ist die Grundlage, um in den Bereichen Big Data und künstlicher Intelligenz sinnstiftend arbeiten zu können.

Auch die Programmierung hat sich verändert. Die klassische, objektorientierte Programmierung unterrichten wir nach wie vor. Aber in den einzelnen Projekten braucht man die unterschiedlichsten Programmiersprachen und -methoden, besonders agile Entwicklungen sind hier gefragt.

Zudem haben sich auch unsere Studienanfängerinnen und -anfänger verändert. Viele von ihnen kommen mit einem größeren Vorwissen als ihre Vorgängerinnen und Vorgänger. Das bedeutet auch, dass wir zu Anfang des Studiums eine höhere Heterogenität im Jahrgang haben als noch vor zehn oder 20 Jahren.

Welche Weiterentwicklung der FH JOANNEUM erwarten Sie?

Digitalisierung ist zwar ein Schlagwort, das alles und nichts sagt, sie wird uns trotzdem in den nächsten Jahren auch an der FH JOANNEUM stark beschäftigen. Wir müssen die Lehre noch stärker digitalisieren – weg von den Power-Point-Präsentationen in einer Webkonferenz hin zu gut überlegten Onlineformaten, die die zur Verfügung stehende Technologie bestmöglich nutzen. Und dazu brauchen wir eine eigene Onlinedidaktik, das bemerken wir in unseren berufsbegleitenden Studiengängen.

Zudem müssen wir jeder Absolventin und jedem Absolventen Grundkompetenzen der Digitalisierung ins Berufsleben mitgeben. Design, Gesundheit, Engineering, Informatik, Bauen, Gesellschaft – unsere Alumni brauchen dieses Wissen, unabhängig von der Fachrichtung. Das müssen wir bei den unterschiedlichen Curriculumsentwicklungen beachten.

Ich denke auch, dass die Lehre, wie wir sie heute kennen, in zehn Jahren nicht mehr so stattfinden wird. Wir müssen unsere Kompetenzen und unser Wissen laufend aktualisieren. Der Trend geht in Richtung Modularisierung. Sowohl Studienanfängerinnen und -anfänger als auch Personen, die mitten im Berufsleben stehen, haben bestimmte Bedürfnisse. Viele wollen nicht in einem Block studieren, sie wollen und / oder müssen sich laufend fort- und weiterbilden. Auf sie kann man mit modularen Ausbildungs- oder Weiterbildungspaketen eingehen. Diese bilden die Grundlage für weitere Module, die einerseits zu der Person, ihrer Lebenssituation und ihrem Berufsweg passen, andererseits aber auch zur Kompetenznachfrage der Wirtschaft. Ein erster Schritt war das duale System, aber hier sehe ich noch viel Potenzial.

Entsprechend diesen Weiterentwicklungen wird sich die FH JOANNEUM nicht nur nach außen verändern, sondern auch nach innen. Sowohl inhaltlich, organisatorisch als auch räumlich. Ein Wandel wird kommen.

Hinweis:

Sie wollen Sonja Gögele als Studiengangs- und Institutsleiterin erleben? Die Bewerbungsfrist für alle Studiengänge am Institut Internet-Technologien & Anwendungen läuft noch bis 17. August 2020.