Anita Galler, das Gesicht hinter ERASMUS + International Credit Mobility 1
Anita Galler, Christoph Hofrichter und Silke Glatzer sind Teil der Abteilung für Internationale Beziehungen. Foto: FH JOANNEUM

Anita Galler, das Gesicht hinter ERASMUS + International Credit Mobility

Jasmin Hebenstreit,

Ein ERASMUS-Aufenthalt ist immer mit vielen spannenden Eindrücken, neuen Kulturen und Erfahrungen für ein Leben lang verbunden. An der FH JOANNEUM setzt sich eine Mitarbeiterin besonders dafür ein, dass der Traum vom Auslandsaufenthalt für unsere Studierenden und Mitarbeiter:innen in Erfüllung geht. Dafür wurde ihre Arbeit von der ERASMUS-Nationalagentur als hervorragend bezeichnet und wir haben sie dazu interviewt.

Anita Galler wurde von der ERASMUS-Nationalagentur für ihre Leistungen hinsichtlich der ERASMUS + KA 107 Projekte, bei welchen es um Auslandsaufenthalte außerhalb Europas geht, gelobt. So sicherte sich die FH JOANNEUM den Platz an der Spitze aller Hochschulen in ganz Österreich. Die Projektleiterin hilft Studierenden, Lehrenden und Mitarbeiter:innen dabei, auch außerhalb von Europa Auslandserfahrungen zu sammeln. In einem kurzen Wordrap stellt sie sich vor.

Wordrap mit Anita Galler

An die FH JOANNEUM gekommen bin ich... als „Informationsmanagement“-Studentin im Jahrgang 2000.
Die FH JOANNEUM ist für mich… im Grunde ein Lebensinhalt, wenn man bedenkt, wie lange ich schon da bin.
Meine Zeit als Outgoing-Studentin und -Praktikantin war… großartig – jeder Aufenthalt für sich. Ich kann es nur empfehlen.
Mein nächstes Urlaubsziel ist… Schweden.
Ich spreche… ausgezeichnet Englisch, sehr gut Spanisch, etwas Finnisch und Maturaniveau Italienisch.
Mit drei Worten würde ich mich beschreiben als… verlässlich, gewissenhaft, teamfähig.

Sie leiten die ERASMUS + KA 107 Projekte an der FH JOANNEUM. Was ist das genau?

ERASMUS kennt man als Synonym für Studierendenaustausch im europäischen Raum. Weniger bekannt ist, dass auch Lehrenden- und Hochschulmitarbeitendenaustausch möglich ist. Seit 2015 gibt es auch die Möglichkeit, dass Hochschulen ERASMUS-Mittel für Austauschaktivitäten jenseits von Europa beantragen können. Es gibt die ERASMUS-Programmländer: das sind im Wesentlichen die EU-Länder plus Norwegen, Liechtenstein, Türkei, Serbien und Nordmazedonien. Mit ERASMUS + International Credit Mobility ist es seit 2015 möglich, über diese Länder hinauszugehen und dafür teils auch eine sehr attraktive finanzielle Förderung zu bekommen. Das gilt für alle Flüsse der akademischen Mobilität zusätzlich der Mobilität für Hochschulmitarbeiter:innen. Dadurch wird es für die Hochschulen und die teilnehmenden Personen natürlich besonders interessant.

Die Nationalagentur sieht unsere Hochschule an der landesweiten Spitze. Was bedeutet diese Anerkennung für Sie?

Es freut mich sehr, dass meine Arbeit solche Früchte trägt. Es ist nun kein Nischenprogramm mehr. Die Nationalagentur gibt unumwunden zu, dass das Programm von den Budgetregeln her relativ komplex und kompliziert ist. Es gibt verschiedene Budgetfenster und exakte Regeln, wie dieses Budget verwendet und gegebenenfalls umgewidmet werden darf. Beim klassischen ERASMUS haben wir es relativ einfach: Es gibt einen Budgettopf und egal, wohin wir die Teilnehmer:innen schicken, wir nehmen die Förderung immer nur aus dem einen Topf. Bei KA 107 haben wir eine Geldtasche mit ganz vielen verschiedenen Fächern. Ein Fach ist zum Beispiel für den Westbalkan, ein Fach ist für Asien, usw. Wir dürfen, wenn wir jetzt jemanden nach Georgien schicken, wirklich nur das Geld aus diesem einen Fach herausnehmen. Die Herausforderung liegt darin, diese Fächer so zu verwalten, dass der Überblick gewahrt bleibt. Die Antragstellung, Budgetverwaltung und korrekte Berichtslegung ist eine große Herausforderung. Daher ist es besonders, dass wir als FH JOANNEUM an der österreichweiten Spitze sind – sowohl was die Fördersummen betrifft, die wir gewinnen konnten, als auch das Feedback bei der gesamten Abwicklung. Ich möchte hinzufügen, dass ich diesen Erfolg in erster Linie als Führungs- und als Teamerfolg sehe – jede:r im International Office trägt dazu bei, meine Vorgesetzte vertraut mir und lässt mir freie Hand und wertvollen Entscheidungsspielraum.

Anita Galler arbeitet seit 2004 an der Hochschule.
Foto: FH JOANNEUM
Anita Galler arbeitet seit 2004 an der Hochschule.
Sie waren zwei Mal Outgoing-Studierende in Finnland und einmal Praktikantin in der Dominikanischen Republik. Wie war die Zeit im Ausland für Sie? Und warum haben Sie sich für diese beiden Länder entschieden?

Das ist lange her. Für Finnland habe ich mich entschieden, weil ich unbedingt im Ausland studieren wollte und das damals die attraktivste Partnerhochschule war. Ich wollte die Welt kennenlernen! Nebenbei war ich aktiv in der Studierendenorganisation AIESEC, die internationale Praktika weltweit vermittelt. Irgendwann war es dann an der Zeit, für mich ein Praktikum zu suchen. Schon bald ist ein Angebot von der IT-Abteilung einer dominikanischen Baumarktkette vorgelegen. Mein Bestreben war es, die Welt zu entdecken, und diese Dinge haben sich eröffnet. Die beiden Aufenthalte waren sehr bereichernd. Auch das Gefühl irgendwo fremd zu sein, die Dankbarkeit, wenn geholfen wird oder auch die Enttäuschung, wenn Feindseligkeit entgegenschlägt. Ich finde es extrem schön, zu sehen und zu erleben, wie groß, vielfältig und komplex die Welt ist. Das ist auch jetzt noch eine treibende Kraft bei meiner Arbeit. Ich freue mich auch jetzt noch immer über jede:n, der:die rausgeht und dann erzählt, es war großartig, er:sie habe so viel gelernt und sehe die Welt jetzt mit ganz anderen Augen.

Haben diese Auslandssemester und das Auslandspraktikum auch Ihren Berufswunsch geprägt?

Ganz sicher! Genau zum Zeitpunkt der Abgabe meiner Diplomarbeit war im International Office eine Karenzvertretung für ursprünglich zwei Jahre ausgeschrieben. Ich habe mich beworben mit der ursprünglichen Idee, nach den zwei Jahren gleich wieder im Ausland zu arbeiten. Ja, berühmte letzte Worte. Seitdem ist die Welt zu mir gekommen. Es ist trotz allem dann sehr international, bunt und interessant geblieben.

Die nächste International Staff Week ist für 2022 geplant.
Foto: FH JOANNEUM
Die nächste International Staff Week ist für 2022 geplant.
Welche Rückmeldungen bekommen Sie von den Studierenden? Was macht Sie besonders glücklich in Ihrem Beruf?

Sehr lange habe ich mich um Incoming-Studierende gekümmert. Durch sie habe ich gelernt, das eigene Land mit ganz anderen Augen zu betrachten. Es ist interessant zu sehen, was die Studierenden hier wundert, was sie kritisieren, was schockiert. Ein Mexikaner hat mir einmal komplett erschrocken erzählt, er sei in einen Bus eingestiegen, habe gesehen, dass dieser von einer Frau gelenkt wurde und er sei sofort wieder ausgestiegen. Oder: Indische Studierende sind immer ganz schockiert davon, dass wir Altenheime haben und unsere Alten nicht zuhause betreuen. Aus Emerging Countries, wie Mexiko oder Indien, kommen oft sehr wohlhabende Studierende, die zuhause Hausangestellte haben und die sind ganz perplex, dass es diesen „Service“ bei uns in dieser Form nicht gibt. Bei den Outgoing-Studierenden ist es das Gleiche in die andere Richtung. Sehr oft kommen sie zurück und sind wirklich dankbar in einem Land wie Österreich zu leben mit einer Infrastruktur und einem Sozialsystem. Sehr viele werden „erwachsener“ in der Zeit des Auslandsaufenthalts und kommen dankbar zurück, haben einen neuen Blick auf das Heimatland und gleichzeitig auf das Gastland gewonnen.

ERASMUS-Aufenthalte außerhalb Europas werden durch das Programm International Credit Mobility KA107 ermöglicht.
ERASMUS-Aufenthalte außerhalb Europas werden durch das Programm International Credit Mobility KA107 ermöglicht.